Die Halacha legt fest, dass Frauen von jenen Mitzwot befreit sind, die nur zu einer gewissen Zeit erfüllt werden können, wie Schofar zu Rosch HaSchana oder Tefillin.1 Doch bezüglich den Mitzwot von Purim sagt der Talmud, dass auch Frauen sie zu erfüllen haben, „denn auch die Frauen waren vom Pogrom Hamans betroffen und zur Rettung hatte vor allem eine Frau, Ester, beigetragen.“2

Der Talmud3 erwähnt auch Chanukka und Pessach als jene Feiertage, deren Mitzwot die Frauen zu erfüllen haben, da auch sie Anteil an den Wundern hatten. Zu Chanukka trug Jehudit zum Sieg über die Griechen bei, als sie dem griechischen Heeresführer Holofernes den Kopf abschlug4 und die Erlösung aus Ägypten kam dank der Verdienste der gerechten Frauen in jener Generation zustande.5

Eine besondere Erziehung

Doch der Bezug der Frau zu Purim ist stärker, als bei anderen Festen, denn die Hauptfigur der Purim-Geschichte ist die Königin Ester, eine Frau, welche auch die eigentliche Heldin ist. Und sogar die Schriftrolle, aus der wir Jahr für Jahr die Purim-Geschichte lesen, wird nach Ester benannt. Das Wunder von Purim hat also besonders mit der jüdischen Frau zu tun.

Eines der Gründe dafür liegt in der Aussage des Midrasch6, dass Mordechaj 22000 jüdische Kinder versammelte und mit ihnen Thora lernte und dadurch das Pogrom abgewendet wurde. Der Midrasch betont, dass Mordechaj die Kinder selbst unterrichtete und dies nicht anderen überlassen wollte. Denn nur er konnte ihnen die Thora in ihrer heiligsten und reinsten Form auf die Herzen legen. Daraus wird ersichtlich, dass das Pogrom Hamans gerade durch die jüdische Erziehung, basierend auf tiefem Glauben und Heiligkeit, abgewendet wurde.

Die Gabe der Frau

Bekanntlich hat die Frau eine vordergründige Rolle bei der Erziehung jüdischer Kinder.7 Die jüdische Frau heißt „Akeret Bait“, was so viel wie „die Hauptsache im jüdischen Heim“ bedeutet. Sie bildet das Fundament des jüdischen Heims und die Kindererziehung liegt vor allem in ihren Händen. G-tt gab ihr diese besondere Gabe, die jüdischen Werte in ihrer Reinheit auf die sanften Herzen der Kinder zu legen. Die jüdische Frau legt also den Grundstein für die jüdische Zukunft.

Diese große Verantwortung legt G-tt in die Hände der Frau, ihres hohen geistigen Ranges wegen. In der jüdischen Mystik8 steht die Frau für das g-ttliche Attribut „Malchut“, welches weit oben, in der wesentlichen Essenz G-ttes verwurzelt ist. Diese Besonderheit der Frau wird sich gänzlich zur vollkommenen Erlösung offenbaren, in der sich der Vers eine hervorragende Frau ist die Krone ihres Mannes9 erfüllen wird. Deshalb kam die Rettung für das jüdische Volk gerade durch eine Frau, die Königin Ester.

Gleichgültigkeit und Skepsis

Der Kampf gegen die bösen Absichten Hamans wird in jeder Generation ausgetragen. Haman stammt von dem Volk Amalek. In der jüdischen Symbolwelt steht Amalek für Gleichgültigkeit gegenüber der Thora.10 So versucht „Haman“ zu jeder Zeit den Juden gegenüber der Thora abzustumpfen. Er will ihm die Freude an den Mitzwot nehmen, bis sie ihm gleichgültig werden. Amalek steht auch für Skepsis und will den reinen Glauben an G-tt und der Thora in Frage stellen. Wir müssen diesem „Haman“ – dieser Weltauffassung von heute, welche unseren reinen Glauben antasten möchte und uns im Erfüllen der Mitzwot abzukühlen versucht, indem sie das Materielle weit über das Spirituelle stellt – entschlossen entgegentreten.

Die jüdische Frau hat dabei eine besondere Rolle. So wie es zur Zeit von Purim keinen Zweifel darüber gab, dass das Pogrom nur durch die völlige Hingabe zur Thora abgewendet werden konnte, indem jüdische Kinder die Thora in Reinheit und tiefem Glauben studierten, müssen auch heutzutage die jüdischen Frauen ihre Kinder zu wahrer Hingabe zum Thorastudium und Erfüllen der Mitzwot, durchdrungen von tiefem Glauben, Begeisterung und ohne Eigeninteresse, erziehen. Nur durch diese Art der Erziehung wachsen Kinder heran, welche die Zukunft des jüdischen Volkes und des jüdischen Geistes gewährleisten und Segen für sich, ihre Familien und dem gesamten jüdischen Volk bringen.

(Torat Menachem, Band 8, Seite 36)