Die Mizwot von Purim
1. Die Rolle: Sowohl Männer als auch Frauen sind aufgefordert, der Lesung der Megilla zwei Mal zuzuhören; am Abend des 14. Adar und am darauffolgenden Purim-Tag. Auch Kinder sollte man dazu erziehen, diese Pflicht zu erfüllen, und die Synagoge zu besuchen. Viele folgen dem Brauch, jedes Mal wenn der Name Hamans erwähnt wird, Lärm zu machen oder "Ratschen" (lärmendes Spielzeug) zu wirbeln. Dieser Brauch stammt aus dem biblischen Gebot, "den Namen Amaleks auszulöschen", des ersten Gegners, der die Juden nach ihrem Auszug aus Ägypten angriff (Haman war Abkömmling der Familie Amaleks).
2. Die Freunde: Purim ist ein Fest der Einheit und Freundschaft, durch die es gelungen war, das Wunder geschehen zu lassen. Dieser Einheit und Freundschaft wird gedacht, indem man Freunden und Angehörigen Speisen zum Geschenk macht. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, sendet man ein Geschenk, das aus mindestens zwei verschiedenen Sorten eßfertiger Lebensmittel besteht, an mindestens eine Person. Diese Geschenke sollten durch einen Dritten überreicht werden, denn sie werden in der Megilla "Mischloach Manot" genannt (das Senden von Geschenken). Kinder in Kostümen sind ein toller Botendienst.
3. Geschenke für Bedürftige: Man gibt mindestens zwei bedürftigen Menschen Geldgeschenke zu Purim. Wenn das nicht möglich ist, spendet man mindestens zwei Wohltätigkeits-Organisationen Geld. Um das Herz von Bedürftigen zu erfreuen sollte man mehr Geld aufwenden als für alle anderen Purim-Aktivitäten (Maimonides, Mischne Tora, Hilchot Megilla 2:17).
4. Das Festmahl: Am Purim setzt man sich mit Familie und Freunden zu einem überschwänglichen Festmahl im Andenken an den Purim-Sieg über die Feinde des jüdischen Volkes. Und ja, es stimmt, an diesem Tag ist es eine Mizwa, zu „trinken, bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen ,Verflucht sei Haman‘ und ,Gesegnet sei Mordechai‘“ (Talmud, Traktat Megilla 7b; Schulchan Aruch, Orach Chajim § 695:2). Die Freude des Purimfestes soll uns helfen, die üblichen Beschränkungen und Grenzen zu überwinden und auf einer höheren spirituellen Ebene zu feiern. Üblicherweise beginnt die Mahlzeit am Nachmittag und dauert bis in die Abendstunden.
Hinweis: Purim-Trinken heißt verantwortungsvoll trinken, also keine Drinks für Minderjährige, kein Alkohol am Steuer!
5. Das Gebet: An Purim sprechen wir in jeder Amida, dem Stehgebet, sowie im Tischgebet (Benschen) einen Abschnitt über das Wunder, „Al ha-Nissim“. Beim Morgengebet gibt es eine besondere Toralesung in der Synagoge.
Kurze Erklärungen zu Purim
So ein Tag, so wunderschön wie heute
Purim feiert die Rettung des jüdischen Volkes vor dem Plan des persischen Politikers Haman, „alle Juden vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen an einem einzigen Tag zu vertilgen, zu erschlagen, zu vernichten und ihre Habe als Beute zu plündern.“ (Esther 3:13) Purim wird stets am 14. Adar gefeiert. Handelt es sich um ein Schaltjahr, wird Purim am 14. Tag des Monats Adar II gefeiert.
Aufstieg und Fall des bösen Haman
Haman war Premierminister des Perserkönigs Achaschwerosch, dessen Reich sich über 127 Provinzen von Indien bis Äthiopien erstreckte. Durch Hamans Plan zur „Endlösung der Judenfrage“ sollte an einem einzigen Tag weltweit jeder einzelne Jude ermordet werden; dabei kam auch dem Raub jüdischer Vermögenswerte („Arisierung“) eine wichtige Rolle zu.
Der weise Mordechai rief umgehend die jüdische Bevölkerung – Männer, Frauen und Kinder – zu Umkehr und Gebet auf. Erst dann fädelte seine Cousine, die jüdische Königin Esther, den Sturz Hamans bei einer exklusiven Cocktail-Party ein, bei der König Achaschwerosch und Haman anwesend waren. Den König bewegte sie dazu, den Juden per Dekret das Recht auf Selbstverteidigung gegen Übergriffe zuzugestehen. Der böse Haman selbst endete am selben Galgen, den er für Mordechai hatte errichten lassen.
Woher kommt der Name Purim?
Den genauen Tag des Genozids wollte Haman, so hatte er sich in den Kopf gesetzt, durch einen Losentscheid (pers. Pur) bestimmen lassen – daher der Name Purim.
An jenem 13. Adar 3405 (356 v.Z.) aber, „an dem die Judenfeinde gehofft hatten, über sie zu herrschen, da war es umgekehrt ... Es versammelten sich die Juden in ihren Städten ... um Hand anzulegen an denen, die ihr Unheil suchten ...“ Am selben Tag noch feierten die Juden einen umfassenden Sieg über ihre Feinde, und „an dem Tag darauf [14. Adar] ruhten sie und machten ihn zu einem Tag des Festmahls und der Freude“. (Esther 9:1-2; 17) In jenem Jahr wurde auch festgelegt, Purim jedes Jahr zu feiern.
Woher wissen wir über diese Ereignisse?
Die wundersamen Purim-Ereignisse hielt Mordechai im Buch Esther fest, das Teil der 24 Bücher der Bibel ist. In den Quellen der mündlichen Tora findet sich eine Fülle von Analysen, Kommentaren und Hintergrundreportagen zum Thema, darunter ein ganzer Traktat des Talmuds (Traktat Megilla).
Wie lese ich die Megilla richtig?
Die Botschaften der Megilla sind unter anderem das Anerkennen und Erkennen g-ttlichen Wirkens im Verborgenen; und das Stärken des Verbundes mit dem Schöpfer und Seinen Mizwot als Wunderpatent gegen Bedrohung von außen.
„Wer die Megilla rückwärts liest, hat das Gebot nicht erfüllt“ (Megilla 17a; Schulchan Aruch, Orach Chajim § 690:6), sagen die Weisen sel. A.
Rabbi Israel Baal Schem Tov erklärt: Wer die Megilla „rückwärts“ liest – als bloße Schilderung von Ereignissen in der Vergangenheit – hat den Inhalt des Purimfestes nicht erkannt. Die Geschichte der Megillat Esther in all ihren Facetten und Deutungsebenen ist vielmehr eine Anweisung für unsere Gegenwart.
Bräuche zu Purim
Zwei Erlösungen verbinden
In einem hebräischen Schaltjahr wird – statt einem Schalttag wie im gregorianischen Kalender – ein ganzes Schaltmonat eingeschoben, und so gibt es Adar I (Adar Alef) und Adar II (Adar Bet). Warum wird in einem Schaltjahr Purim im Monat Adar II gefeiert, wo es doch heißt, Purim sei zu feiern „am 13. des zwölften Monats [= Adar I]“?
Die Weisen sel. A. legten jedoch Adar II als Purimmonat fest, um „die Erlösung von Purim mit der Erlösung von Mizraim“ zu verbinden, d.h. mit dem Auszug aus Mizraim/Ägypten, den wir ein Monat später zu Pessach feiern.
Festliche Kleidung
Es ist üblich, zu Purim festliche Kleidung zu tragen, weil wir Purim „mit Freude, mit einem Festmahl und als Jom Tov (Festtag)“ begehen (Esther 9:19).
Hamantaschen
Die dreieckigen Hamantaschen, die zu Purim gegessen werden, weisen auf einen Midrasch hin, demzufolge Haman, als er die Verdienste der drei Ahnherren des jüdischen Volkes – Avraham, Jizchak und Jaakov – sah, seine Kraft verlor. Das jiddische Wort Hamantasch kann auf Hebräisch als „Haman wurde schwach“ gelesen werden.
Die Füllung besteht üblicherweise aus Mohn, um an Esther zu erinnern. Sie aß im Palast von Achaschwerosch nur Samen (wie Mohn) und Hülsenfrüchte (wie Reis, Erbsen und Bohnen), um keine unkoscheren Lebensmittel zu sich zu nehmen.
Auch kann die aschkenasische Aussprache des Namens Haman als „HoMohn“ und Hinweis auf das mohngefüllte Gebäck verstanden werden.
Warum heißt das zu Purim servierte Mohngebäck „Hamantaschen“, fragte R. Elieser Se’ev Rosenbaum von Kretschnif. Und er antwortete: Was befindet sich in den Taschen von Haman? Sind es doch die 10.000 Goldstücke, mit denen er König Achaschwerosch bestechen wollte, um grünes Licht für die Judenvernichtung zu erhalten (siehe Megilla 3:9). Mit unseren Hamantaschen zu Purim erwecken wir also das vollste Maß an materiellem Segen für das gesamte Volk Israel.
Kreplach
Der Grund, warum wir Kreplach drei Mal im Jahr essen – zu Purim, Hoschana Rabba und am Vortag von Jom Kippur: Weil diese Tage wie Feiertage sind, was das Festessen und die Freude betrifft; andererseits aber nicht vollwertige Feiertage sind, weil Arbeit und Geschäftsaktivitäten erlaubt sind. Das Element des Feiertages ist also verborgen, und so essen wir Fleisch wie an einem Feiertag, wie es heißt: „Es gibt keine Freude ohne Fleisch“, verstecken es aber in einer Teighülle.
Maskerade
Für den Brauch, zu Purim Masken und Kostüme zu tragen, gibt es mehrere Begründungen:
In der Periode vom Erlass des königlichen Dekrets bis zum Sieg über die mordlüsternen Judenfeinde schien G-ttes Antlitz verborgen. Erst bei einer tiefergehenden Analyse der Ereignisse wird klar, dass – wie bei einer Maske – der äußere Schein trügt, und der Allmächtige die Ereignisse bis ins kleinste Detail lenkte.
Im Buch Esther selbst wird G-ttes Name nur angedeutet, aber nie klar genannt. Auch dieser Umstand, dass G-ttes Einfluss nicht auf Anhieb zu erkennen ist, erinnert an eine Maske.
Der Talmud schildert, dass eine der Verfehlungen des jüdischen Volkes, die zu dem lebensbedrohenden Erlass führte, das Bücken vor der Götze von Nebuchadnezar war (siehe Daniel, Kap 3). Die Juden vollführten jedoch nur dem äußeren Schein nach Götzendienst, im Herzen blieben sie dem Einen G-tt Israels treu. Die Verkleidungen zu Purim beziehen sich auf diese Situation, wo die äußere Erscheinung die innere Wahrheit verdeckt.
König Achaschwerosch befahl, Mordechai in königliche Gewänder zu kleiden und ihn in einer Ehrenparade durch die Straßen der Hauptstadt Schuschan zu führen.
Durch die Verkleidungen sollen die Gefühle von mittellosen Menschen geschützt werden, die sich schämen, offen um Unterstützung zu bitten. Wenn sich Bedürftige verkleiden und nicht zu erkennen sind, ist es einfacher für sie, Spenden zu erbitten und zu empfangen.
Der Tag vor Purim
Das Fasten der Esther
Vor dem Purim-Feiertag, am 13. Adar, war es den Juden in Persien durch ein königliches Dekret gestattet, jeden von Hamans Verbündeten zu bekämpfen, der versuchte, ihnen zu schaden. Sie begleiteten ihre Kämpfe mit Gebeten und Fasten. In Erinnerung an ihr Fasten ist es üblich, jedes Jahr am 13. Adar zu fasten. Das Fasten beginnt vor Sonnenaufgang und endet etwa 35 Minuten nach Sonnenuntergang.
Machazit HaSchekel
Am Taanit Esther (das Fasten der Esther) vor dem Nachmittagsgebet (Mincha) ist es überlich, die Zeremonie Machazit HaSchekel (halber Schekel) zu zelebrieren. In der Tora (Exodus 30:11-16) wird uns geboten, daß jeder Jude ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich einen halben Schekel für den Tempel spendet, um die Kosten der öffentlichen Opfer zu decken. Die Talmud-Weisen legten fest, daß diese Spenden während des Monats Adar zu leisten seien, des Monats, in dem wir Purim feiern.
Als Erinnerung an die halben Schekel, die zum Tempel gebracht worden waren, spenden die Juden auch heute noch eine ähnliche Summe für einen besonderen wohltätigen Zweck. Um das Konzept des halben Schekels aufrecht zu erhalten, haben spätere Gelehrte vorgeschlagen, daß die finanzielle Einheit, die normalerweise eine Hälfte bedeutet, verwendet werden soll, auch wenn die zeitgenössischen Währungen abweichen: zum Beispiel einen halben Euro (50 Cent Stück). Da die Tora in diesem Zusammenhang die Worte "halber Schekel" drei Mal nennt, geben wir drei Münzen, die den oben genannten entsprechen.
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