Als Rabbi Dow Ber von Lubawitsch noch ein junger Mann war, lebte er im selben Haus wie sein Vater, Rabbi Schneur Salman. Rabbi Dow Ber und seine Familie bewohnten das Erdgeschoss, Rabbi Schneur Salman den ersten Stock.

Eines Abends, als Rabbi Dow Ber ganz in seine Studien versunken war, fiel sein jüngstes Kind aus der Krippe. Der Vater hörte nichts. Aber Rabbi Schneur Salman, der in seinem Zimmer im ersten Stock ebenfalls in seine Studien vertieft war, hörte das Weinen des Kindes. Der Rebbe eilte nach unten, hob das Kind auf, tröstete es, legte es in die Krippe zurück und wiegte es in den Schlaf. Rabbi Dow Ber merkte von alldem nichts.

Später ermahnte der Rebbe seinen Sohn: „Einerlei, wie spirituell deine Beschäftigung ist, du darfst nicht das Weinen eines Kindes überhören!“

Diese Geschichte erzählte der Rebbe bei einer Versammlung von seiner Chassidim. „Ich finde“, sagte er, „diese Geschichte ist typisch für Chabad Lubawitsch. Wir müssen das Weinen eines Kindes immer hören, und wenn wir uns noch so sehr um innere Läuterung und um den Dienst für den Allm-chtigen bemühen. Das gilt heute erst recht, weil viele jüdische Kinder aller Altersstufen aus der Wiege ihres Erbes fallen. Ihre Seelen rufen zu uns, und wir müssen ihre Rufe hören und darauf reagieren. Wir müssen unsere Gebete und Studien unterbrechen und alles in unserer Macht Stehende tun, um diese verzweifelten Seelen zu trösten und sie zurück in ihre Wiege zu bringen.“