Jemand klopfte zaghaft an Rabbi Jeschajas Tür. Er rief, und ein Mann trat ein, den der Rabbi nicht kannte. “Bist du fremd in Sochowitz?” fragte er.

Der Mann nickte. “Ja, ich bin erst seit kurzem hier und habe ein Geschäft eröffnet. Rebbe, ich brauche einen Kredit von tausend Goldmünzen für ein halbes Jahr, damit ich nicht bankrott gehe. Ihr seid der einzige, an den ich mich wenden kann. Bitte helft mir.”

Der Rabbi dachte nach. “Das ist eine große Summe”, sagte er. “Ich bin zwar bereit, sie dir zu geben, aber du musst mir jemanden bringen, der dafür bürgt — einen Bürger dieser Stadt, der dich kennt.”

Tränen flossen aus den Augen des Mannes. “Niemand kennt mich gut genug. Und ich kenne niemanden, der mir zuliebe für einen so großen Betrag bürgen würde. Was soll ich tun? Nur Haschem ist Zeuge meiner verzweifelten Lage und meiner Ehrlichkeit. Nur er könnte für den Kredit bürgen ...” Die Stimme versagte ihm.

“Einen besseren Bürgen hättest du nicht finden können!” sagte Rabbi Jeschaja und gab dem Mann das Geld.

Ein halbes Jahr verging, und der Tag der Rückzahlung kam. Wieder sucht der Fremde den Rebbe auf — und diesmal strahlte er. “Haschem war mir gnädig. Mit dem Kredit konnte ich mein Geschäft aufbauen. In den letzten Monaten ist es mir sehr gut gegangen, G-tt sei dank. Ich bin gekommen, um Euch die tausend Goldmünzen zurückzugeben.”

Rabbi Jeschaja lehnte ab. “Dein Bürge hat schon bezahlt”, sagte er.

“Wie ist das möglich?” sagte der Mann erstaunt.

Der Rabbi nickte. “An dem Tag, als ich dir das Geld gab, schenkte Haschem mir eine ungewöhnlich gute geschäftliche Chance. Damit habe ich genau tausend Goldmünzen verdient! Darum streiche ich deine Schuld. Du schuldest mir nichts!”