Mazza, das Cräckerähnliche Brot, rund oder eckig, von Hand oder maschinell hergestellt, das wir an Pessach verspeisen. Fürwahr, sagen die jüdischen Mystiker, aber es ist viel mehr als das: Mazza ist das "Brot des Glaubens".1 Wie das?
Das Hebräische Wort Mazza setzt sich aus drei Buchstaben zusammen: Mem, Zadik und Hej. Der erste und letzte Buchstabe ergeben das hebräische Wort "Mah", das "was" bedeutet. Mah ist zentral in der g-ttlichen Anbetung. Für sich und Aaron sprechend sagte Mose: "Wa'anachnu Mah?"—"Was sind wir?"2 Seine Frage war rhetorischer Natur. Was sind wir? Wir sind nichts!
Weisheit ist unsere grundlegende Fähigkeit, die einfache, aber äußerst wichtige Wahrheit über uns selbst zu sehenDas "Mah" ist ein Fragezeichen, aber anstatt uns mit einer Frage zurück zu lassen, lässt es uns mit einer Stille zurück, die alle Fragen beantwortet. Die Antwort selbst muss nicht genannt werden, bloß angedeutet. Sie steht über der Artikulation, ist aber dennoch klar intuitiv erkennbar. Nur G-tt ist etwas. Was sind wir vor Ihm?
Folglich bedeutet "Mah" Demut; unseren Platz im Kontext G-ttes zu erkennen. Es ist interessant anzumerken, dass "Mah" auch ein Schlüsselelment des hebräischen Wortes "Chochma" ist, das "Weisheit" bedeutet. Wenn wir die etymologische Wurzel des Wortes "Chochma" erforschen, dann tauchen die Worte "Koach Mah" auf - "Kraft des Was". Weisheit ist unsere grundlegende Fähigkeit, hinter den Schleier zu sehen und die einfache, aber äußerst wichtige Wahrheit über uns selbst zu sehen. Koach mah. Die Kraft [zu erkennen, dass wir nichts sind als] was.
Verwirre mich nicht mit den Fakten
Das Streben nach Weisheit, selbst in seinem nüchternsten Sinn, ist eine Aufgabe der Demut. Die weise Person wendet Intellekt an, um Verständnis zu erlangen. Die Suche nach dem Verständnis entsprint einem aufrichtigen Verlangen, die Wahrheit zu kennen. Wir brechen auf, die Wahrheit zu finden und wo auch immer sie uns hinführen mag zu folgen. Und wo wir sie finden, akzeptieren wir sie, wie sie ist - selbst wenn sie uns dazu zwingt, alles zu überdenken, was wir zu verstehen glaubten.
Doch nicht alle Intelligenz ist weise. König Salomon schrieb: Ani chochma; shachanti ormah, – "Ich bin Weisheit; ich verweile in der Täuschung"3, denn manchmal wird Weisheit als Werkzeug der Täuschung angewendet.4 Einige Gelehrte brechen zu ihrer intellektuellen Reise auf mit dem Ziel, das zu beweisen, wovon sie sowieso schon glauben, dass es wahr sei. Tatsachen, die ihrem verehrten Glauben widersprechen, werden kurzerhand neuinterpretiert. Die Neuinterpretationen sind brillant, sogar weise, aber ihre Weisheit ist nicht die der Demut; es ist die Weisheit der Arroganz. Anstatt die Wahrheit zu suchen, blockieren sie sie - eine schreckliche Korruption der Weisheit.
Weisheit ist geschaffen, um auf der bescheidenen Suche nach Weisheit angewendet zu werden. Deswegen heißt sie Choch-mah, die Kraft anzuerkennen, dass wir nichts sind als was. Sie mit der Absicht der Täuschung zu verwenden, auf arrogante Art und Weise die Wahrheit zu leugnen, ist ein Missbrauch von Choch-mah. Es verwundert demnach nicht, dass das hebräische Wort für "Täuschung" "Ormah" ist. Wenn wir dieses Wort in zwei Teile teilen, so taucht "Or mah" auf, was "nackt oder frei von [der Fähigkeit anzuerkennen, dass wir nichts sind als] was." Weisheit, die bei der bescheidenen Suche nach Wahrhewit angewendet wird, ist Choch-mah, die Kraft was [zu suchen]. Weisheit, die bei der Suche nach Täuschung angewendet wird, ist Or-mah, frei von [mah].
Mazza – Das Brot des Glaubens
Als sie das Manna aßen konnten sie nicht anders, als demütigt anzuerkennen, dass ihr Essen direkt von G-tt kamWenn wir Mazza essen, denken wir an die Kraft des mah, das das Zadi in der Mitte des Worte Mazza umschließt. Das Zadi repräsentiert das Zaddik, Hebräisch für "gerecht". Wenn die Gerechten essen, dann denken sie über G-tt nach, der ihnen ihr Essen bietet. Auf der anderen Seite ist das Essen einer normalen Person egozentrisch, nur an Spaß und Befriedigung denkend. Essen führt viele folglich zur Täuschung, die Gerechten jedoch zur Demut.
Es gab eine Ausnahme und das war, als unseren Vorfahren in der Wüste das Manna gegeben wurde. Dieses wundersame Brot kam direkt aus dem Himmel herab; es zu essen war eine himmlische Erfahrung. Anstatt den gebräuchlichen Segen über Brot zu sprechen, in dem es heißt "Er, der Er Brot aus dem Boden hervorbringt", sagten unsere Vorfahren "Er, der er Brot aus dem Himmel hervorbringt". Als sie das Manna aßen konnten sie nicht anders, als demütigt anzuerkennen, dass ihr Essen direkt von G-tt kam. Das Manna förderte Demuit und Glauben.
Normale Speisen kommen nicht aus dem Himmel. Der Müller mahlt den Weizen des Bauern. Der Kneter knetet das Mehl, das vom Müller gemahlen wurde. Der Bäcker backt den Teig, der vom Kneter gekenetet wurde. Der Händler verkauft das Brot, das vom Bäcker gebacken wurde und wir verspeisen das Brot, das vom Händler verkauft wurde. Anders als beim Manna ist die Hand G-ttes in unserem Brot verborgen.
Die Gerechten suchen und finden jedoch die Hand G-ttes in ihrem Brot. Der Rest ehrt die Menschheit und tätschelt ihre Bäuche und vergisst dabei total, dass G-tt Regen, Sonne, Boden, Samen, Bauern, Müller, Bäcker und Händler beschafft. Sie essen und ignorieren selbstgefällig die Wahrheit, dass unser Scharfsinn, Kraft und harte Arbeit ebenfalls Geschenke G-ttes sind. Dies ist nicht Choch-mah, demütige Suche nach Wahrheit, sondern Or-mah: eine Neuinterpretation der Tatsachen. Es ist nicht Weisheit, sondern Täuschung und Einbildung.
Mazza zu essen ist die Ausnahme, auch weil das Word Mazza auf Demut anspielt. Seine Buchstaben erzählen vom Zaddik, der [die Demut des] Was erfährt. Jeder ist ein Zaddik, wenn es um Mazza geht, den es ist das Brot, das den Glauben nährt.
So wie Manna
Mazza ist das Brot des Glaubens. Unsere Vorfahren aßen Mazza, als sie Ägypten verließen, weil sie nicht die zeit hatten, den Teig aufsteigen zu lassen. Sie begaben sich auf eine Reise quer durch eine große Wüste, ohne Proviant - außer der Mazza, die sie hastig buken. Sie glaubten an G-tt und vertrauten darauf, dass er beschaffen würde. Und Er tat es.
Wir können und müssen das Beste tun, uns zu erhalten, aber am Ende hat G-tt den SchlüsselAlles, was sie aßen, war Mazza - aber dieses einfache Essen nährte und erhielt sie auf wundersame Weise 30 Tage lang. Jedes Mal, wenn sie es aßen, erinnerte es sie daran, dass es nicht ein einfaches Essen war, sondern ein von G-tt vollbrachtes Wunder. Als sie begriffen, dass das Leben in G-ttes Hand liegt, wendeten sie sich G-tt dankend zu. Wir können und müssen das Beste tun, uns zu erhalten, aber am Ende hat G-tt den Schlüssel. Dies ist die demütige Anerkennung des Glaubens. So wie die Weisen lehrten, dass Mazza das Brot ist, das den Glauben nährt.5
Wenn wir heute Mazza essen, so sinnen wir über die einzigartige Geschichte der Mazza und dessen Fähigkeit, unseren Glauben zu nähren, nach. Es ist die Nahrung, die jeden gerecht werden lässt. Mazza zu essen ist niemals egozentrisch; es ist eine Übung der Demut bei der Suche nach der Wahrheit. Es ist die Erkundung und Anerkennung unserer wahren Nichtigkeit vor der unendlichen Großartigkeit G-ttes.
Mazza - das Brot, das den Glauben nährt.6
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