Als die im heutigen Wochenabschnitt erwähnten Kundschafter aus dem Heiligen Lande zurückkehrten, äußerten sie sich über seine ungewöhnlichen Einwohner, die "Giganten" (Num. 13, 28 und 32-33), von denen sie sehr beeindruckt waren. Für zehn der zwölf Kundschafter war dies ein Grund, um das Volk aufzuwiegeln, gegen G-ttes Willen zu handeln. Jehoschua und Kaleb dagegen erkannten das Potential eines Landes, welches solche Giganten hervorbringen konnte, und dazu auch riesige Vorräte an Früchten und anderen Bodenerzeugnissen. In der Tat kamen sie, genau umgekehrt, zu dem Schlusse, dass eben aus diesem Grunde das Land ein besonders vorzügliches war.

Im übertragenen Sinne gilt Ähnliches heute, wenn wir (zum Beispiel) mit Sorge die Unruhe und Rebellion von Universitätsstudenten betrachten. Bei uns hinterlässt der moderne Student oft den befremdenden Eindruck eines "Giganten" unserer Tage.

Viele möchten einfach sagen, diesen Studenten gehe jede Rücksichtnahme und Achtung für Eltern, Lehrer, Tradition, überhaupt für die Ansichten jedes anderen ab – sogar Achtung für ihr eigenes Studium. Da denn wird alsbald die Frage gestellt: "Wie können diese jungen Menschen überhaupt für die Tora interessiert werden – für eine Tora, die vor allem anderen Disziplin verlangt? Wie kann man hoffen, sie davon zu überzeugen, dass sie das 'Joch des Himmlischen Reiches' auf sich nehmen sollten?"

Derlei Argumente lassen sich damit beantworten, dass diese "Riesen", wenn man sie nur richtig behandelt und sie auf solche Weise "besiegt", noch stärker im Judentum verankert, noch mehr darauf festgelegt sein werden als ihre einstigen Vorgänger. Ihre scheinbare Verachtung der öffentlichen Meinung, ihre Unzufriedenheit über die weitverbreitete Heuchelei und Scheinheiligkeit des Augenblickes wird sie in Wahrheit dazu befähigen und dazu führen, noch eifrige Anhänger von Tora und G-ttes Geboten zu werden!

Man muss allerdings verstehen, dass der "entfremdete" Student nicht nach "leichten" Auswegen sucht. In der Tat ist ihre Entfremdung vielfach gerade darauf zurückzuführen, dass die bisher an sie herangetretenen Herausforderungen es an Glaubwürdigkeit fehlen ließen, dass die sogenannten Herausforderer in schwachen Kompromissen Zuflucht nahmen, sobald sie mit der Wahrheit und gut fundierter Gelehrsamkeit konfrontiert wurden, das ist: mit der unverkürzten und unverwässerten Tora. Wenn die Studenten die Autorität und Authentizität des buchstäblichen G-tteswortes vor sich sehen, werden sie dafür empfänglich sein. Wenn ihnen der enge, schwere Pfad gewiesen wird, dann werden sie sich so wenig vor den Hindernissen fürchten wie vor der öffentlichen Meinung oder den verfälschten Werten der Gesellschaft; für diese haben sie ja ohnehin nichts übrig.

In anderen Worten: Der Student wird furchtlos reagieren, weil eben jeder einzelne von ihnen ein Gigant ist; jeder von ihnen trägt in sich einen G-ttlichen Funken. Und wenn erst Giganten zu Taten bewogen werden, dann werden sie die ganze Welt beeinflussen; und die Welt wird geändert werden.

"Dies ist euer Auftrag, eure Berufung", wollen unsere jungen Menschen von uns hören, "und damit sollt ihr einen Teil der ewigen Kette bilden, ein Glied zur Ewigkeit hin sein." Wenn man der Jugend ihren Auftrag auf diese Weise definiert, wird sie sich der Herausforderung stellen; und dann wird sie die ältere Generation sogar noch beschämen mit ihrem Idealismus und ihrer Hingabe. Eine Mutter mag dann weiterhin nur von den neusten Kleidermoden Notiz nehmen, ihre Tochter aber wird es hinkünftig nur interessieren, ob sie den Tora-Geboten von Ziemlichkeit und Anstand entspricht; und was ein Pariser Modeschöpfer verfügt, das lässt sie kalt.

Solche Kinder – das sollten Eltern schleunigst zur Kenntnis nehmen – sind die Quelle des größten "Nachas" (wahrer Freude), nicht ein Kaddisch, wenn die Eltern tot sind, sondern eine Quelle von Stolz und Freude zu ihren Lebzeiten.

Das einzige, das die jungen Leute fordern ist die unverfälschte Wahrheit, ohne Zuckerguss, ohne Verschönerungen, ohne sich auf die Krücken von Geld und Einfluss zu stützen. Diese Generation, wie sie vor uns steht, will nicht "manipuliert" werden, nicht getäuscht noch wie verwöhnte Kinder behandelt werden, sondern wie denkende Erwachsene. An einem "leichden" Leben sind diese Jugendlichen nicht interessiert, und für Kompromisse haben sie nichts übrig.

Weil sie "Riesen" sind, muss man ihnen als solchen begegnen.