In der dieswöchigen Sidra steht, dass Moses zwölf Sendboten ins Heilige Land schickte mit dem wichtigen Auftrage, die Stärke oder Schwäche seiner Einwohner zu ermitteln. Kaleb und Jehoschua erfüllten diesen Auftrag getreu, aber die anderen zehn Kundschafter legten verzerrte Berichte vor, weil sie die Israeliten von einem Einzug ins Heilige Land abschrecken wollten. Insgesamt nannten sie drei Einwände gegen einen Versuch, das Land zu erobern.
Der erste war ein praktischer Einwand: Die Kanaaniter waren erdrückend mächtig (Numeri 12 28). Zwar hatte G-tt den Israeliten bisher Wunder erwiesen – doch würden mit Seinem Beistand auch diese mächtigen Völker besiegt werden können? Zweitens: War Israel der Wunder würdig? Die Kundschafter verwiesen dabei auf die Anwesenheit der Amalekiter – (Vers 29), die doch schon früher einmal Israel angegriffen hatten, als das Volk es an Glauben und G-ttvertrauen ermangeln ließ (Exodus 17,8 und Raschi z. St.). Drittens: Selbst wenn G-tt bei der Eroberung des Landes Wunder tun könnte, würde Er dies auch tun, solange es sich nur um die Vorbereitungen für diese Eroberung handelte, das heißt, in den Ausläufern, in denen die Hittiter, die Jebusiter und andere auf der Lauer waren (Numeri 13,29)?
Als die Israeliten, die Worte dieser zehn hörten, machte sich unter ihnen ein Geist von Aufruhr breit. In jenem Augenblicke aber erinnerte Kaleb sie an drei Dinge, die G-tt für sie getan hatte (Raschi zu Numeri 13, 30): Erstens hatte Er das Schilfmeer gespalten; zweitens hatte Er ihnen die Wachteln gebracht; drittens hatte Er ihnen das Manna gegeben. Mit diesen einfachen Hinweisen gab er eine wirkungsvolle Antwort auf die drei entmutigenden Argumente der anderen Kundschafter, eine vollständige Zurückweisung ihrer Behauptungen.
- Schilfmeer: Am Schilfmeer erschien die Lage der fast umzingelten Israeliten beinahe hoffnungslos angesichts der Übermacht der Ägypter. Aber – so rief Kaleb ihnen ins Gedächtnis zurück – Moses "spaltete für uns das Schilfmeer", es kam zu keinem Kriege, sondern G-tt kämpfte für für sie. Dasselbe würde er gegen die mächtigen Kanaaniter vollbringen.
- Wachteln: Was die "Amalekiter"-Behauptung betraf, dass also die Israeliten der Hilfe G-ttes nicht würdig sein würden, erinnerte Kaleb sie ganz einfach daran, dass sie kapriziös nach Fleisch verlangt hatten, weil sie sich eigentlich nur "lästig machen" wollten (Raschi zu Num. 11, 1 und 4), und G-tt ihnen dennoch auf wundersame Weise Wachteln verschafft hatte. So auch jetzt: G-tt würde ihnen Wunder erweisen, obwohl sie dieser nicht würdig waren.
- Manna: Die Wüstenwanderung war lediglich vorbereitend für den Einzug ins Heilige Land, also sozusagen nur ein Nebenumstand. Trotzdem vollbrachte G-tt für sie jeden Tag des Manna-Wunder. Damit widerlegte Kaleb die Behauptung, der Ewige würde ihnen keine Wunder vor dem eigentlichen Einzug ins Land zeigen.
Jeder einzelne von uns ist ein Sendbote G-ttes, mit dem Auftrag, seine Umwelt in ein "Heiliges Land" zu verwandeln. Auch wir hören die entmutigenden "Berichten" unseres bösen Triebes. Bei manchen erweckt dieser die Furcht, die Umwelt sei eine besonders materialistische, mehr als anderswo, und daher sei diese Umgebung der Verbreitung von Tora nachgerade abträglich ("die Einwohner des Landes sind mächtig").
Bei anderen sät der böse Trieb ein Gefühl von Unwürdigkeit ("Hinweis auf Amaleks"), während in einer dritten Gruppe der Trieb ihnen Hindernisse vorspiegeln möchte, derart, dass damit der Zugang zu ihrer Lebensaufgabe vollends versperrt werden könnte.
Mit Kalebs zurückweisenden Antworten ist unsere eigene Antwort klar angezeigt: Wenn auch derlei Missstände existieren können, so gibt uns der Ewige doch die Kraft, individuell wie als Gemeinschaft alle Schranken zu durchbrechen, alle Hindernisse auszuräumen und so den G-ttlichen Auftrag in unserem Leben auszuführen.
Diskutieren Sie mit