In unserem Wochenabschnitt gebietet die Thora: Ein ständiges Feuer werde auf dem Altar in Brand gehalten; es erlösche nicht.1 Es musste zu jeder Zeit und in jedem Fall ein Feuer auf dem Altar brennen.

In der jüdischen Symbolwelt steht der Altar für das Herz des Menschen.2 So wie auf dem Altar das Feuer brannte, lodern auch im Herzen die Gefühle. Aus dieser Perspektive ist die Bedeutung des Gebots aus unserem Wochenabschnitt wie folgt: Der Mensch muss darauf achten, dass das Feuer der Liebe zu G-tt und die Begeisterung in den Mitzwot in seinem Herzen niemals erlischt, zu keiner Zeit und auf keinen Fall.

Elementar

Im Jerusalemer Talmud steht bezüglich unseres Verses geschrieben: „Ein ständiges Feuer – sogar zu Schabbat; ein ständiges Feuer – sogar in Unreinheit.“3

Auch aus diesen Vorschriften lernen wir über das Feuer der Liebe zu G-tt in unserem Herzen: Der Schabbat versinnbildlicht die Erhabenheit über das Profane. An diesem Tag beschäftigt sich der Mensch mit seiner Seele und mit G-tt und ist von der profanen Welt abgekapselt. In einem weitreichenden Kontext symbolisiert der Schabbat solche Menschen, die sehr geistig sind und in den Wegen G-ttes wandeln. In so einem Zustand könnte man irrtümlich glauben, dass man keine Begeisterung bei den Mitzwot benötigt, da man ohnehin sehr spirituell ist und die Mitzwot erfüllt. Deshalb gebietet uns die Thora: Ein ständiges Feuer – sogar am Schabbat. Liebe und Begeisterung für G-tt und die Mitzwot ist in jedem Zustand notwendig, auch bei den höchsten seelischen Ebenen.

Fremdes Feuer

Dann gibt es aber Menschen, deren seelischer Zustand sehr niedrig ist – „unrein“. Sie könnten irrtümlich glauben, dass sie ihres seelischen Zustands wegen gar keinen Bezug zu einem „ständigen Feuer“ haben können. Liebe zu G-tt und Begeisterung für die Mitzwot und Spiritualität sind noch weit von ihnen entfernt, behaupten sie. Deshalb gebietet die Thora: Ein ständiges Feuer – sogar in Unreinheit. Selbst im niedrigen, seelischen Zustand muss der Mensch seine Liebe zu G-tt lodern lassen und bewahren.

Und ein warmes Herz für G-tt und Judentum hat jeder Jude, auf das er zu hüten hat, sodass es nicht abkühlt. Und gerade diese elementare Zuneigung zu G-tt wird schließlich die Liebe aufflammen lassen und den Menschen aus seinem seelischen Zustand erheben!

Sollte man die Liebe zu G-tt nicht aufbauen und stärken, wird eine andere, dem Juden fremde Liebe, ihren Platz einnehmen, nämlich die Liebe und Begierde zu Profanem. Nur eine starke Liebe zu G-tt hat die Kraft, diese fremde Liebe einzudämpfen, gemäß der Interpretation des Magid von Mesritsch4 über unseren Vers Ein ständiges Feuer werde auf dem Altar in Brand gehalten; es erlösche nicht: Sobald „ein ständiges Feuer auf dem Altar brennt“, ist dem Menschen garantiert, dass das „Nicht“ (die fremden Begierden) erlischt.5

Augenblickliche Begeisterung?

Die Interpretation des Magid von Mesritsch betont außerdem die große Notwendigkeit eines „ständigen Feuers“ im Herzen. Man muss an sich arbeiten, dass die Mitzwot unter jedem Umstand und zu jeder Zeit mit Begeisterung erfüllt werden. Nur in gewissen Situationen und Zeiten Begeisterung für die Mitzwot zu finden, schützen den Menschen nicht vor fremden Lieben, Gedanken und Taten.

An jedem liegt es, sich einer Analyse zu unterziehen, wie stark sein „ständiges Feuer“ wirklich ist. Werden die Mitzwot mit Freude und Lust erfüllt, oder etwa aus Routine und Gewohnheit?

Den Prüfstein dazu bildet nicht nur das Gefühl, sondern auch wie die Mitzwot angegangen werden. Macht man nur das, was man muss, oder erfüllt man die Mitzwot auf vorzügliche Weise? Die Erfüllung der Mitzwot auf vorzügliche Weise ist ein starker Ausdruck für das „ständige Feuer“ im Herzen!

(Likutej Sichot, Band 1, Seite 217)