Die Lebensgeschichte der drei Vorväter des jüdischen Volkes weist große Ähnlichkeiten auf. Bei allen gab es Verzögerungen mit dem Nachwuchs. Zu ihren Lebzeiten herrschte eine Hungersnot im Heiligen Land. Doch während Awraham und Jakow ihrer wegen nach Ägypten zogen, gebot G-tt Itzchak das Heilige Land nicht zu verlassen.

Nach der Prüfung seiner Opferung galt Itzchak als ein „reines Opfer“, welches nur G-tt gehörte. Deshalb durfte er seiner Heiligkeit entsprechend nur an einem heiligen Ort verweilen. Deshalb auch nahm Itzchak keine Nebenfrau, wie es sein Vater und Sohn taten.

Der Tisch des Vaters steht leer

Itzchak symbolisiert den perfekten Zustand des jüdischen Volkes, in vollkommener Reinheit in einem heiligen Umfeld. Er spiegelt die Gegebenheiten zur endgültigen Erlösung wider, in welcher das gesamte Volk Itzchaks spirituelle Höhe erreichen wird.

Unser Vorvater Itzchak ruft in des Juden Gedächtnis, dass die Galut1 nicht sein Zuhause ist. Unsere Weisen vergleichen die Galut mit Söhnen, die von dem Tisch ihres Vaters, mit dem sie einst gemeinsam speisten, vertrieben worden sind.2 Der Jude in der Fremde darf sich mit diesem Zustand nicht abfinden. Er bittet, fleht, ja fordert sogar: „Den Sprössling Deines Dieners Dawid lass bald aufsprießen“3 und „Mögen unsere Augen Deine (G-ttes) Rückkehr nach Zion erblicken!“4

Kein Ortswechsel

Auch in seinem Wirken war Itzchak mehr an den Stil der vollkommenen Erlösung gebunden, als sein Vorläufer und Nachfolger. Er übernahm seines Vaters Mission, den Monotheismus allen Menschen der Welt zu verkünden, doch seine Taktik war dabei anders. Awraham ging von Ort zu Ort. Er kam zu den Menschen und lehrte sie über G-tt. Doch Itzchak verließ niemals das Heilige Land. Seine g-ttliche Ausstrahlung war so gewaltig, dass die Menschen zu ihm strömten.

Während der Galut agiert das jüdische Volk, wie Awraham es tat. Die Juden werden in alle vier Himmelsrichtungen verstreut, mit der g-ttlichen Absicht, die Herrlichkeit G-ttes überall zu verbreiten und Seine Heiligkeit an jeden Ort zu bringen – durch die Thora und Mitzwot.

Doch mit der vollkommenen Erlösung wird das jüdische Volk die Heiligkeit G-ttes auf eine Weise ausstrahlen, wie Itzchak es bereits tat.

Das Volk Israel wird im Heiligen Land versammelt sein, doch die Heiligkeit wird von ihm und dem Dritten Tempel in alle Welt ausgehen und alle Völker der Welt zu ihm anziehen, wie es in den Propheten heißt: Und all die Völker strömen zu Ihm, sobald von Zion die Lehre ausgehen wird!5

Tefillin-Angebot

Obwohl die Erlösung noch nicht eingetroffen ist, können und sollen die Wege unserer Vorväter Awraham und Itzchak kombiniert werden. An dem Juden liegt es, einerseits die Thora auch der Außenwelt zu vermitteln und andererseits das Heilige in sich so zu stärken, bis es nach außen strahlt.

Praktisch gesehen heißt das: Der Jude kann sich nicht damit zufriedengeben, in die Synagoge zu gehen, den Schabbat einzuhalten, die Thora zu studieren usw. Im Galut ist der Stil Awrahams gefragt. Lege Tefillin in der Synagoge, doch wenn dir dort jemand begegnet, der keine Tefillin legt, zögere nicht, ihm das Angebot zu machen, Tefillin zu legen. Ein weiterer Schritt wäre bereits auch außerhalb der Synagoge Juden das Tefillin-Angebot vorzuschlagen. Man sollte sich denken „Du studierst regelmäßig die Thora und besuchst Schiurim (Thorastunden), so schlage doch deinem Freund vor, mit dir mitzukommen, oder belehre ihn selbst Dinge, die du bereits gelernt hast.“ Das ist die Richtlinie in der Galut – das Licht der Thora nach draußen zu bringen.

Andererseits aber darf man sich selbst nicht vernachlässigen und muss auch Zeit für die eigene Seele finden, bis sie so stark ist, dass sie auch nach außen strahlt (wie bei Itzchak). Das gilt besonders für diejenigen, die ganztags beruflich beschäftigt sind. Eine regelmäßige Portion Spiritualität würde da sicher nicht schaden.

(Likutej Sichot, Band 25, Seite 123)