Unser Wochenabschnitt wird immer unmittelbar vor dem Monat Elul1 oder am Beginn des Monats Elul (wenn er auf Schabbat fällt) rezitiert. Aus den Schriften2 geht hervor, dass es immer einen Zusammenhang zwischen dem Wochenabschnitt und der Zeit, in welcher er gelesen wird, gibt. Den Zusammenhang zwischen unserem Wochenabschnitt und den Monat Elul finden wir in dem Vers über die Mitzwa von Zedaka: Wenn unter dir ein Bedürftiger ist, so verhärte nicht dein Herz, sondern öffne ihm deine Hand.3
Die Mitzwa von Zedaka gilt auch als eine der Vorbereitungen, die man für Rosch HaSchana zu treffen hat, um ein gutes Urteil zu erhalten. So schreibt Rambam: „Ganz Israel pflegt (im Monat Elul) vermehrt Zedaka zu geben, in guten Taten zu investieren und mehr Thora zu lernen.“4 Von allen Mitzwot wird die Zedaka betont. Was ist so besonders an der Mitzwa von Zedaka? Was macht sie für das Erhalten eines guten Urteils zu Rosch HaSchana so entscheidend?
Aus eigener Kraft?
Dies wird anhand einer Anekdote unserer Meister, die davon handelt, wie G-tt Seinen Segen auf die Welt bringt, verständlich: „Die gesamte Welt wird durch G-ttes Güte (Zedaka) ernährt, die Zadikim aus eigener Kraft.“5 Das heißt, alles, was G-tt der Welt gibt, ist wie Zedaka, denn die Welt verdient es sich nicht. Nur die Zadikim „ernähren sich aus eigener Kraft“, das heißt, sie verdienen sich den Segen G-ttes ihrer guten Taten wegen.
Wenn darum das jüdische Volk um den Segen G-ttes für das kommende Jahr bittet, bittet es um Zedaka und deshalb muss es sich selbst zuerst in der Mitzwa von Zedaka stärken. Denn G-tt handelt Tat um Tat und sobald wir vermehrt Zedaka geben, verhält Er Sich zu uns auf dieselbe Weise. Er ist dann mit uns gütig und obwohl wir es uns nicht verdienen, segnet Er uns mit einem guten und neuen Jahr.
Mitzwa und Gebet
Daraus wird auch ersichtlich, warum es in dieser Zeit so wichtig ist vermehrt zu beten, wie Rambam schreibt: „Alle stehen vor dem Morgengrauen auf und beten und flehen vor G-tt.“6
Der G-ttesdienst besteht im Allgemeinen aus zwei Teilen: Mitzwot und Gebet. Durch das Erfüllen der Mitzwot gibt G-tt dem Menschen, weil es ihm zusteht. Je nach Verdienst richtet sich der Segen. So verspricht G-tt in der Thora: Wenn ihr Meine Vorschriften befolgt, werde Ich euch Regen zur rechten Zeit geben.7 Das Gebet jedoch dient dazu, G-ttes Güte zu erbitten, wenn dem Menschen etwas nicht zusteht.
Deshalb mehrt man das Gebet im Monat Elul, denn wir wissen, dass unsere Mitzwot nicht ausreichend sind, um uns ein gutes Urteil zu Rosch HaSchana zu verdienen, sondern wir sind viel mehr auf die Güte G-ttes angewiesen. Und auf diese hoffen wir, indem wir dafür beten.
Seine Güte
Tiefer betrachtet gilt auch bereits der Umstand, dass der Mensch sich durch die Mitzwot den Segen G-ttes verdient, als Zedaka von G-tt. Denn welchen Wert können schon die Taten des sterblichen Menschen in den Augen des allmächtigen G-ttes haben, wie in den Schriften steht: Wenn Du gerecht bist, was gibst Du ihm?8 Wenn deshalb G-tt den Taten des Menschen Beachtung schenkt und Ihm wegen seiner Mitzwot ein gutes Urteil gibt, tut Er dies schließlich aus Güte.
Daraus wird ersichtlich, wie wichtig es ist, in dieser Zeit vermehrt Zedaka zu geben. Dadurch wird G-tt auch mit uns gütig sein und uns ein gesegnetes Jahr geben!
(Likutej Sichot, Band 34, Seite 89)
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