An zwei Zeichen kann man die grundsätzliche Reinheit (den koscheren Status) eines Landtieres erkennen: Zweigespaltene Hufe und Wiederkäuer.
Jede Sache im Leben des Menschen (und der anderen Geschöpfe) hat einen höheren Sinn. Auch die Nahrungsaufnahme der Lebewesen dient nicht nur dem Erhalt ihrer Körper, sondern ihr höherer Sinn besteht darin „der niederen Existenz den Aufstieg zur höheren Existenz zu ermöglichen.“1
Die Welt ist von vier grundsätzlichen Existenzen erfüllt: dem „Sprechenden“, „dem Lebendigen“, dem „Wachsenden“ und der leblosen Materie. Sobald die untere Existenz der höheren als Nahrung dient, z.B. die Pflanze dem Tier, bindet sie sich an die höhere Existenz, steigt zu ihr auf und wird eins mit ihr (denn die Nahrung im Leib wird zu Fleisch und Blut des Verzehrenden – zu einem Teil seines Körpers). Somit erlangen den größten Aufstieg die „Lebendigen“, welche doch Teil des Menschen werden.
Ebenbild des Höheren
Und worin besteht der Sinn des Menschen? Seine Vollkommenheit erlangt er durch die Vereinigung mit dem, was über ihm steht – G-tt. Sobald der Jude seinem Schöpfer dient, vollbringt er seinen Sinn auf der Welt, da er sich an die G-ttlichkeit über ihm bindet. Deshalb heißt er אדם (Adam) – אדמה לעליון (Ebenbild des Höheren); er strebt danach dem „Höheren“, G-tt, zu gleichen.
Auch der Mensch selbst trägt in sich Eigenschaften, die dem „Lebendigen“, „Wachsenden“ und „Leblosen“ ähneln. Seine körperlichen Bedürfnisse, wie Essen und Schlafen, unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von denen des „Lebendigen“. So wie der Sinn des „Lebendigen“ in seinem Aufstieg zum „Sprechenden“ besteht, liegt es an dem Menschen sein körperliches Handeln (in welchem er dem Lebendigen ähnelt) in den Dienst seines menschlichen Wesens zu stellen, und zwar der höheren Stufe im Menschen, seiner g-ttlichen Seite.
Aus welcher Perspektive?
Aber um das „Lebendige“, „Wachsende“ und „Leblose“ im Menschen an seine g-ttliche Seite binden zu können, bedarf es zuerst einer Untersuchung. Der Mensch muss gründlich seine Taten und Wege prüfen, ob sie auch tatsächlich in die Heiligkeit aufsteigen können oder vielleicht das Gegenteil bewirken und ihn mit sich nach „unten“ ziehen.
Diese Prüfung erfolgt mittels der zwei „Koscherzeichen“. Das erste ist der „Paarhufer“: Die Hufe spalten sich in zwei Richtungen – links und rechts. Das lehrt uns, dass der Mensch niemals eintönig handeln darf. Jemandem, dessen Handeln nur aus einer Perspektive entspringt, seiner „natürlichen“ Perspektive, können Fehler leichter vorkommen. Seine „Natur“ wird zum alleinigen Bestimmer über seine Taten. Deshalb muss er sich vergewissern jede Lage mit klarem Kopf zu beurteilen und Entscheidungen, auch wenn sie manchmal im Widerspruch zur Richtlinie seiner Natur und Gewohnheit stehen, fällen zu können.
Zur besseren Verdauung
Das zweite Zeichen bildet der „Wiederkäuer“. Es handelt sich um einen einzigartigen Ernährungsprozess, bei dem die Nahrung zur besseren Verdauung wiedergekaut und verzehrt wird. Dies lehrt den Juden es in all seinen weltlichen Angelegenheiten nicht bei einer einzigen, oberflächigen Kontrolle zu belassen, ob sein Handeln tatsächlich dem Willen G-ttes entspricht. Er muss wichtige (aber auch für ihn weniger wichtig scheinende) Entscheidungen „wiederkäuen“, damit er sich sicher sein kann in all seinem Handeln das Richtige zu tun.
Denn auf dieselbe Weise, wie der Jude vor dem Essen überprüft, ob es koscher ist, liegt es an ihm seinen allgemeinen Lebensstil dieser Kontrolle zu unterziehen, um sich zu vergewissern, dass dieser in keinem Teil auf der Stufe des „Lebendigen“ steht, sondern auf der des „Sprechenden“, des Menschen, dessen Wege und Taten allein zum Aufstieg zur Stufe über ihm gerichtet sind – nämlich der heiligen G-ttlichkeit!
(Likutej Sichot, Band 2, Seite 375)
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