Unsere Weisen sagen: "Das Leben unserer Patriarchen ist Anleitung für ihre Nachkommen" (Nachmanides zu Gen. 12, 6; Tanchuma zu Lech Lecha, Kap. 9).

Die vorwöchige Sidra, Wajeze, stellt dar, wie Jakob sein Elternhaus verliess, mit nur einem Stecken in der Hand; er verbrachte viele Jahre in einem fremden Land und in fremder Umgebung, und am eigenen Körper erfuhr er die Leiden und Entbehrungen eines Flüchtlings. Schließlich jedoch war er erfolgreich, und in der dieswöchigen Sidra, Wajischlach, sehen wir ihn vor uns als das Haupt einer Familie von zwölf Kindern, von G-tt mit materiellen wie mit geistigen Gütern gesegnet.

Jakobs grösste Segnung bestand in seinen Kindern. Obwohl sie, mit Ausnahme von Benjamin, alle in einem fremden Land geboren wurden, wurden sie doch in der Lebensweise ihres Vaters erzogen; und keins von ihnen "ging der Gemeinschaft verloren".

Die Geschichte unserer Vorväter, besonders die von Jakob, dem "bevorzugten" Patriarchen (Bereschit Rabba 76, 1), wiederholt sich im Leben jedes Juden bis zum heutigen Tage, in jedem Land und an jedem Ort. Darin liegt gleichzeitig eine Forderung und ein Versprechen. Die Forderung besteht darin, dass diese Minderheit ihre Identität, ihre Traditionen und ihre Lebensauffassung bewahren und dafür sorgen soll, dass die neue Generation den gleichen Weg geht. Manchmal mögen die Schwierigkeiten groß und die Hindernisse zahlreich sein. Doch wo Entschlossenheit herrscht, kann man des Erfolges versichert sein. Unserem Vater Jakob wurde Gedeihen zuteil; und wir haben das Versprechen, dass seinen Nachkommen dies ebenfalls gewährt wird, wenn sie sich durch sein Beispiel anfeuern lassen und von derselben Willens - und Entschlusskraft erfüllt sind.

(Der folgende Brief des Lubavitcher Rebben an einen jungen Jeschiwa-Studenten passt, als Antwort auf den "Aufschrei eines Kindes", sehr wohl in diesen Rahmen:)

In Deinem Brief vom 4. Tewet schreibst Du, dass Dir Deine eigene Trägheit viel zu schaffen macht, und Du fragst, wie Du dagegen angehen kannst.

Eine der besten Methoden, um dieser Untugend Herr zu werden, ist, darüber tief nachzudenken, dass G-tt überall und immer gegenwärtig ist, wie der "Alte Rebbe" es am Anfang von Kap. 41 des "Tanja" erklärt:

"'Und siehe, G-tt steht über ihm,' und 'die ganze Welt ist Seiner Herrlichkeit voll', und Er schaut auf ihn und 'prüft seine Nieren und sein Herz' (um zu sehen), ob er Ihm dient, wie es sich gebührt. Deshalb muss er in Seiner Gegenwart in Furcht und Ehrfurcht dienen, gleichsam als stünde er vor dem König."

Der springende Punkt ist dieser: Nachdem G-tt uns die großen Gaben von Zeit und von Verständnis geschenkt hat, darf man diese nicht vergeuden. Um dies plastisch zu illustrieren: Angenommen ein mächtiger König gäbe Dir persönlich und huldvoll ein Geschenk, und er stünde neben Dir, um festzustellen, was Du damit wohl anfängst, und Du gingest da spazieren oder vergnügtest Dich mit einem anderen Zeitvertreib? - Es ist sicherlich unnötig, noch weiter zu betonen, um was es sich hier handelt.

Ich will nur noch hinzufügen, dass der Jezer Hara (der böse Trieb) nie untätig ist; im Gegenteil, er ist immer bei der Hand, einen Juden von seinem Dienst an G-tt abzulenken. Deshalb brauchst Du eine Waffe, die gleich bei der Hand ist, um ihn zu bekämpfen. Aus diesem Grunde schlage ich Dir vor, dass Du gut den Anfang von Kap. 41, auf den ich oben verwiesen habe, studierst und ihn auswendig lernst, bis Du Dir diese Worte genau eingeprägt hast, so dass Du Dich ihrer stets erinnern und an sie denken kannst, wenn es gilt, einer Versuchung zu widerstehen.

Gebe G-tt, dass Du bald Gutes zu berichten hast.

Zusammenfassende Übersicht:

Jakobs Lebensgeschichte ist ein Vorbild für seine Nachkommen, bis zum heutigen Tage. Seine Erfolge nach vielen schweren Jahren lehren, dass auch seinen Kindern Gedeihen zuteil werden kann, wenn sie seinem Beispiel folgen.