Wir wollen hier nicht auf alle Fragen zum Opfer einzugehen. Aber im neuen Wochenabschnitt und in allen Anfangskapiteln von Wajikra (Levitikus) steht der schwierige Satz „Reach nichoach l’Haschem“ (ein befriedigender Duft für G-tt). Warum ist immer wieder davon die Rede, G-tt zufrieden zu stellen?

Manche meinen, mit Tempelriten sei derart viel Heidentum verbunden, dass die Menschen den Kohanim und ihren Zeremonien womöglich zu viel Bedeutung beimessen. Die Priester könnten in ihren Augen so wichtig werden, dass sie den Allm-chtigen vergessen. Darum war es notwendig, die Gläubigen daran zu erinnern, wem ihre Opfer, Gedanken und Gebete wirklich galten.

Als Rabbiner werde ich oft beauftragt, für jemanden zu beten. Ein Kranker braucht einen Segen, jemand braucht mehr Geld und so weiter. Natürlich gibt es für solche Gebete während des G-ttesdienstes festgesetzte Zeiten, und ich helfe gerne. Aber ich empfehle den Menschen auch, selbst in die Synagoge zu gehen und zu beten. Es gibt kein ernsthafteres Gebet als das eines Menschen in Not - selbst der frömmste Rabbiner könnte ihn an Aufrichtigkeit nicht übertreffen.

Es gibt eine Geschichte über einen frommen Rabbiner, zu dem eine Frau kam, die um ein Gebet für ihr Kind bat. Der Rabbiner verlangte eine große Summe für gute Zwecke als Lohn für sein Gebet. Die Frau entschuldigte sich dafür, dass sie nicht so viel Geld hatte. Konnte der Rabbi den Preis nicht senken? Aber der blieb hart. Da all ihr Feilschen nichts nutzte, stürmte die Frau hinaus. „Ich brauche Sie nicht, um mit dem Allm-chtigen zu reden“, sagte sie wütend. „Ich werde selbst beten.“ „Aha“, erwiderte der Rabbiner, „genau das wollte ich hören. Ihr Gebet wird besser und wirksamer sein als alle Gebete, die andere für Sie sprechen.“ Der fromme Mann verstand, dass diese Frau sich zu sehr auf ihn verließ und dabei G-tt vergaß.

Früher glaubten viele, man könne einen Rabbiner mieten, damit dieser die eigenen religiösen Pflichten erfülle. Das ist eine falsche Einstellung, die heute zum Glück weitgehend verschwunden ist. Soll doch der Rabbi koscher bleiben, den Schabbat einhalten und die Feste feiern. Möge er doch die Tora studieren, damit sie (einigermaßen) lebendig bleibt und an die nächste Generation weitergegeben wird ... an die Rabbiner! Inzwischen kann ich mich amüsieren und für die Dienste des Rabbiners zahlen, wenn ich ihn brauche. Bis dann will ich nicht gestört werden, ich bin beschäftigt.

Einmal ermutigte ich einen Mann, morgens Tefillin anzulegen. Er sagte: „Rabbi, tun Sie das für mich.“ Ich fragte, ob ich auch für ihn essen und schlafen solle. Rabbiner sind keine Vermittler zwischen Juden und G-tt. Jeder Jude hat eine direkte und persönliche Beziehung zu G-tt. Es gibt nicht 612 Gebote für gewöhnliche Juden und 614 für Rabbiner. Wir alle müssen 613 Gebote einhalten, nicht mehr und nicht weniger. Rabbiner sind nur Lehrer, sie beraten und leiten an. Ein Rabbiner hilft gerne und tut, was er kann. Aber denken Sie daran, dass wir uns letztlich selbst helfen müssen und dass jeder von uns sich an die wichtigste Adresse im Universum wenden kann: an G-tt.

Rabbiner mögen zuverlässig sein, aber Sie sollten sich nicht auf sie verlassen. Kohanim, Leviten, Rabbiner und Lehrer haben wichtige Aufgaben. Vor langer Zeit lehrten unsere Weisen (das ist in Israel sogar ein beliebter Aufkleber geworden):

Es gibt nur einen, an den wir uns wenden können, unseren Vater im Himmel.