Er war sieben Jahre alt und konnte noch nicht sprechen! Seine Eltern wären noch besorgter gewesen, wenn die Ärzte ihnen nicht versichert hätten, dass ihr Kind neurologisch gesund sei und sich normal entwickle.

Eines Tages beim Frühstück wandte er sich plötzlich an seine Mutter und klagte: "Mama, dieser Brei ist kalt, und der Toast ist verbrannt!"

Verblüfft antwortete seine Mutter: "Wenn du sprechen kannst, warum hast du bisher nichts gesagt?"

"Weil bisher alles in Ordnung war!"

Wie viele Menschen verhalten sich wie der kleine Chuzpanjak in dieser Geschichte und sprechen nie ein Wort der Dankbarkeit aus, bis etwas schiefgeht und sie Grund zur Beschwerde haben? Anscheinend erwarten und verlangen wir, dass alles ohne unser Zutun gut geht, während wir uns das Recht vorbehalten, anderen Vorwürfe zu machen, sobald die Musik nicht mehr spielt.

Vergleichen Sie diese selbstsüchtige Einstellung mit dem anderen Extrem. Wir fühlen uns unwohl, wenn wir jemandem einen kleinen Gefallen tun und dafür überschwänglichen Dank erhalten. Angenommen, Sie geben einem Armen eine kleine Münze, und er folgt Ihnen auf Händen und Knien durch die Straßen, während ihm Tränen der Dankbarkeit die Wangen hinablaufen. Selbst der Leichtgläubigste würde merken, dass der Mann Theater spielt.

Gute Manieren sind ein Zeichen für gute Erziehung. Wenn uns daran liegt, dass unser Dank wohlwollend akzeptiert wird, sollten wir nicht übertreiben. Wenn wir zum Essen eingeladen sind, können wir eine Flasche Wein oder ein anderes symbolisches Geschenk mitbringen, und es gilt als höflich, sich bei der Hausfrau zu bedanken, wenn sie einen Gang serviert und wenn das Essen beendet ist.

Diese Woche lesen wir vom Korban Toda, dem Dankopfer, das jeder Jude im Tempel darbrachte, wenn er G-tt für seine Großzügigkeit und Güte danken wollte. Man sollte meinen, alle Juden hätten immer wieder geopfert, denn jeder profitiert von G-ttes wundervoller Schöpfung, und deshalb verlangt die Höflichkeit, ihm dafür zu danken.

Dennoch wurde dieses Opfer neben den täglichen Gebeten und Segenssprüchen nur aus vier besonderen Anlässen dargebracht: 1. nach einer überstandenen Seefahrt, 2. während einer Reise durch die Wüste, 3. nach der Freilassung aus dem Gefängnis, 4. nach der Genesung von einer schweren Krankheit.

Wer unter diesen Umständen überlebte, schrieb dies einem g-ttlichen Wunder zu und war daher besonders dankbar.

Diese wundersamen Ereignisse spiegeln die Wunder wider, die G-tt bewirkte, als wir Ägypten verließen. Das war die Zeit, als aus uns ein Volk wurde. G-tt teilte das Meer, half uns, die Wüste zu durchqueren und sorgte für unser spirituelles und körperliches Wohl.

Wir haben den Exodus nie vergessen und rufen die Erinnerung daran immer wieder wach. Wenn wir uns an diesem Pessach auf der ganzen Welt in Häusern und Sälen versammeln, um die Geschichte unserer Befreiung erneut zu erzählen, sollten wir nicht nur Wein und Mazza mitbringen, sondern auch träumen, hoffen, beten und unseren G-tt und Schöpfer loben. Er hat uns aus dem ägyptischen Gefängnis befreit und ist auch heute für uns da, wenn wir die eisernen Gitterstäbe durchbrechen wollen, die unseren Geist und unser Herz gefangen halten.