Ein Paar besuchte Jerusalem und sah einen Mann an der westlichen Mauer beten. Einerlei, zu welcher Tageszeit sie zur Mauer gingen, der Mann war immer da.

Schließlich fragten sie ihn: “Warum bleiben Sie so lange hier?”

“Zwei Stunden bete ich für mich und meine Familie”, sagte er. “Dann bete ich zwei Stunden für Israel. Danach für Frieden und Freiheit im ganzen Nahen Osten. Und dann für alle Juden in der Welt.”

Das Paar war sehr beeindruckt von seiner Frömmigkeit. “Wie fühlt man sich”, fragten sie, “wenn man so ins Gebet vertieft ist?”

“Man hat das Gefühl, gegen eine Wand zu reden!”

Diese Geschichte hat einen Vorläufer. Ein heiliger Mann verließ kaum jemals die Synagoge, bis die Weisen ihn dafür rügten. Unsere Aufgabe, sagten sie, besteht nicht nur darin, die Tora zu studieren, sondern auch, ihre Lehre im täglichen Leben anzuwenden.


Im Tora-Abschnitt Wajechi liegt Jakob im Sterben und segnet seine Söhne, die künftigen Patriarchen der zwölf Stämme. Während Mosche vor seinem Tod auf den Exodus und die Wanderung durch die Wüste zurück blickte, schaut Jakob nach vorne und spricht vom Leben, das seinen Söhnen bevorsteht.

Er weist auf ihre Stärken hin, aber auch darauf, dass sie einander ergänzen und sich aufeinander verlassen müssen, damit die Juden ein starkes Volk werden.

Am Ende des Abschnitts sprechen wir - wie am Ende jedes Buches der Tora – das Gebet Chasak, Chasak wenisChasek – “Seid stark, seid stark, und stärken wir einander.”

Das ist eine wichtige Dualität. Wir können als Einzelne stark sein, aber am stärksten sind wir in der Gemeinschaft.

So wie der Mann an der Klagemauer und der Mann in der Synagoge das jüdische Volk nicht allein durch Gebet und Studium stärken konnten und so wie Jakobs Söhne nicht alleine existieren konnten, muss jeder Jude die Stärken der anderen sehen und nutzen.

Sie sind ein Teil unseres Volkes. Werden Sie zu einem aktiven Teil! Sonst reden Sie gegen eine Wand.