Alle reden von Grenzen: Das Geld ist begrenzt, die Möglichkeiten der ärztlichen Versorgung sind begrenzt, die Arbeit ist begrenzt und die Chancen sind es auch. Um diese Probleme zu lösen, fordern viele, die Amtszeit der Politiker zu begrenzen, damit sie fleißig und ehrlich bleiben.

Aber suchen wir damit nicht nach Sündenböcken? Wer hat uns je versprochen, es gebe keine Grenzen? Unsere materielle Existenz setzt uns Grenzen, das ist eine harte Tatsache. Nur unsere begrenzte Sicht macht uns glauben, es gebe unbegrenztes Wachstum.

Die Geschichte unseres Volkes (und anderer Völker) beweist, daß Wohlstand, Wachstum und sogar der Frieden von zyklischer Natur sind. Alles ist begrenzt, außer ...

Das erste Wort des Wochenabschnitts Mikez kann "am Anfang" oder "am Ende" bedeuten. Es geht also um eine Grenze, um das Ende der zweijährigen Gefangenschaft Josefs durch das Eingreifen G-ttes: Der Pharao wollte unbedingt seinen Traum gedeutet haben.

Josef hört sich den Traum von den sieben mageren Kühen, den sieben fetten Kühen und den sieben Ähren an und deutet sie als Botschaft G–ttes: Sieben Jahren der Fülle würden sieben Jahre des Hungers folgen. Das sind Grenzen! Daraufhin wird Josef zum Herrscher Ägyptens ernannt, nur dem Pharao untergeordnet. Er sorgt dafür, daß in den guten Jahren Nahrung gelagert wird, damit die mageren Jahre erträglicher werden.

Der Name Josef bedeutet "Zunahme". Josefs Familie, sein Vermögen und der Reichtum Ägyptens nahmen zu. Aber sie alle hatten Grenzen.

Nicht so die Torah. Die zwei Jahre seiner Gefangenschaft symbolisieren auch die beiden Elemente der Torah: Mischna und Gemara, das geschriebene und das mündliche Gesetz. Sie sind nur den Grenzen unserer weltlichen Existenz unterworfen.

Der unbegrenzte Aspekt des Namens Josef wird auch für das ganze jüdische Volk benutzt. So wie er aus dem Gefängnis geholt und zum Herrscher Ägyptens erhoben wurde, kann jeder Jude seine materiellen Grenzen überschreiten und einflußreich werden, indem er das unendlich Gute, die G–ttlichkeit, auf der ganzen begrenzten Welt verbreitet.

Das zeigt, daß auch Sie, als “ganz gewöhnlicher Mensch” unbegrenzt viel erreichen können.