Kürzlich hörte ich im Autoradio, wie eine weltbekannte Reisende erzählte, dass sie die wirklich unvergesslichen Dinge und wahrhaft ungewöhnlichen Momente in den eigenen vier Wänden erlebt. Sie ist eine Frau, die um die ganze Welt reist, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Auf ihren Reisen trifft sie auf verschiedene Kulturen und Religionen. Sie sieht entfernte Städte und Regionen, riecht exotische Düfte, schmeckt Genüsse ferner Länder. Zu ihrem Erstaunen entdeckte sie, dass es keinen besseren Ort gibt, als das eigene Zuhause.
Dazu eine Geschichte:
Ein Mann träumte, dass sich unter einer bestimmten Brücke in einer fernen Stadt ein Schatz befinden würde. Er erwachte und reiste zu dieser weit entfernten Brücke. Als er zu graben begann, wurde er sofort von einem Wächter der Brücke angesprochen. Als er ihm von seinem Traum erzählte, musste dieser nur laut lachen. "Glaubst du an solche Träume?", fragte er. "Ich kann dir sagen, diese Träume sind nichts Besonderes. Ich zum Beispiel hatte letzte Nacht auch so einen Traum. In einem Haus unter dem Holzboden in einer fernen Stadt befand sich ebenfalls ein großer Schatz". Zum Erstaunen des Mannes beschrieb der Wächter genau sein eigenes Haus! Wie ironisch, dass er die weite Reise auf sich genommen hat, um einen Schatz zu finden, der sich eigentlich bei ihm zu Hause befand.
Ja, auch wir investieren so viel Energie, um durch die Welt zu reisen, ihre Geheimnisse zu erkunden, ihre Natur zu studieren – ein ewiges Streben nach Bedeutung und Schönheit. Aber zu unserer Überraschung müssen wir feststellen, dass die wahre Schönheit schon immer in uns selbst schlummerte.
Der Mensch ist ein Gemisch aus Körper und Seele. Wir sind von Natur aus offen für die materiellen Genüsse der Welt, ihre Schönheit verführt uns, ihre Reize blenden uns. Dennoch, trotz ihrer Anziehung auf uns, fühlen wir uns nur all zu oft unbefriedigt. Aber warum? Weil die Schönheit der Erde nur ein Schimmer einer höheren Schönheit ist. Um genau zu sein, ist das alles hier nur der Schatten einer höheren Bedeutung.
Wenn wir uns mit der weltlichen Schönheit beschäftigen, spüren wir, dass dies nur der Anfang ist, und dass es wohl viel mehr Schönheit darüber hinaus gibt. Warum entscheiden wir uns dann nicht für die wahrste Form der Schönheit? Warum verschwenden wir unsere Zeit mit der allzu oft einseitigen und fehlerhaften Darstellung.
Weil die Verbindung mit der weltlichen Schönheit einfach ist, sie fordert keine große Anstrengungen. Aber um sich mit der höheren Schönheit zu verbinden, bedarf es harter Arbeit und vieler Herausforderungen. Wir alle haben von G-tt die Möglichkeit bekommen, die Schönheit des Himmels auf die Erde zu bringen. Aber es ist schwer, sich dafür zu entscheiden.
Der große Reb Levik beschwerte sich einmal bei G-tt: "Du hast die Verlockung der materiellen Welt vor unser Augen gesetzt, aber die Verlockung nach dir in deinem Buch versteckt (die Tora). Hättest du es nicht genau umgekehrt machen können? Dann wäre es immerhin etwas einfacher für uns."
In der Tora können wir über Josefs zwei Träume lesen. In einem Traum sammelten er und seine Brüder Weizenbündel auf dem Feld, als plötzlich die Bündel seiner Brüder sich vor Josefs Bündel verbeugten. In seinem zweiten Traum verbeugten sich 11 Sterne, die Sonne und der Mond vor Josefs Stern. Die Träume ähneln sich zwar in ihrem Inhalt, aber nicht in ihrem Kontext. Der erste Traum ereignete sich auf der Erde, der zweite im Himmel.
Auch Pharao hatte zwei Träume. In einem Traum haben sieben abgemagerte Kühe sieben gesunde Kühe verschlungen. In seinem zweiten Traum haben sieben gesunde Stängel sieben ausgetrocknete Stängel verschlungen. Beide Träume ereigneten sich auf der Erde.
Warum sind Josefs Träume von der Erde zum Himmel aufgestiegen, aber Pharaos Träume blieben auf der Erde? In Josefs ersten Traum waren alle mit Arbeit beschäftigt. Weizen unter brennender Sonne auf dem Feld zu bündeln, ist harte Arbeit. Aber jemand der bereit ist, hart zu arbeiten, kann auch die Leiter zum Himmel ersteigen. Jemand der nicht bereit ist, hart zu arbeiten, bleibt wie Pharao, für immer auf der Erde.
Das ganz einfache und mühelose Leben ist nichts für uns. G-tt hat uns nicht in diese Welt gebracht, damit wir hier ein "easy life" genießen können. Wir sind hier, um schwere Entscheidungen treffen zu können, den schweren Aufstieg zu wagen, und den Himmel auf die Erde zu bringen. Das ist es, was uns besonders macht. Das ist es, was uns menschlich macht. Ja, das ist es, was uns zum auserwählten Volk macht.
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