Die Tieropfer, von denen in der dieswöchigen Parascha die Rede ist, fallen nach dem Rambam unter die Kategorie “Chukim" d.h. dem Menschen unverständliche Gebote (Mizwot), die man befolgt, weil es G-tt geboten hat, ohne nach der Ursache zu fragen. Nichtsdestoweniger müssen wir versuchen auch in den Tieropfern gewisse Ideen und Gedanken zu finden, die unser Leben bedeutungsvoller und geistiger machen können.

Der Ramban (Nachmanides) erklärt, dass es die Hauptfunktion des Korbans ist beim Besitzer Gedanken zu wecken. Das Korban soll dem Menschen, der eine Sünde getan hat oder auch überhaupt jedem Menschen vor Augen führen, dass er eigentlich sein eigenes Leben G-tt schenken sollte. Ein Mensch, der ein königliches Dekret übertritt ist des Todes schuldig. Nur die königliche Gnade kann es ihm ermöglichen, anstatt der Todesstrafe mit einer leichtere Busse davonzukommen. Genauso muss ein Sünder sich vor Augen halten, dass er eigentlich die Todesstrafe verdient hat, weil er das g-ttliche Gebot übertreten hat und dass nur die g-ttliche Gnade es ihm ermöglicht, anstatt seiner selbst ein Tieropfer darzubringen.

Es gibt jedoch noch eine Symbolik in den Tieropfern. Das Wort Korban bedeutet bekanntlich näher bringen. Es ist die Aufgabe des Menschen, die Welt G-tt näher zu bringen. Die Welt und ihre Geschöpfe können in vier verschiedene Kategorien aufgeteilt werden:

  1. Domem - Leblose Objekte.
  2. Zomeach - wachsende Pflanzen (Flora).
  3. Chaj - Lebewesen (Fauna).
  4. Medaber - intelligente, sprachfähige Menschen.

In einem Tieropfer werden all diese Kategorien repräsentiert: Das Tier (Fauna), das Mehlopfer (Flora), das Salz mit welchem das Fleisch bedeckt wird (leblose Mineralien) und der Mensch, der sich aufrichtig mit seinen Gedanken und Gefühlen G-tt nähert. Es wird jedoch nicht verlangt, dass alle Tiere, alle Pflanzen u.s.w. dargebracht werden. Es genügt, wenn jede Art und Kategorie repräsentiert ist.

Auch im menschlichen Leben wird nicht verlangt, dass ein Mensch seinen ganzen Tag mit Gebet und Gebot erfüllen soll. Auch wenn er einen Großteil des Tages damit beschäftigt ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, so kann er doch seinen ganzen Tagesablauf G-tt näher bringen, in dem er einen Teil des verdienten Geldes für Zedaka verwendet. Das Geld für Zedaka repräsentiert dann das ganze Vermögen des Menschen.