Als Albert Einstein – ein Jude - seine Relativitätstheorie formulierte, stellte er die Wissenschaft auf den Kopf. Die Physik, die er schuf, und die Schlussfolgerungen aus seiner Theorie krempelten die Auffassung der Wissenschaftler vom Universum um – es sei denn, diese Wissenschaftler waren gläubige Juden.

Da die Tora die höchste Wahrheit ist, kann es zwischen ihr und der Wissenschaft keine Widersprüche geben, denn die Wissenschaft sucht ja nach der Wahrheit. Als Einstein ein unendliches Weltall beschrieb, erklärte er, wer sich immer geradeaus bewege, werde irgendwann an den Ausgangspunkt zurückkehren. Wie lässt sich beides vereinbaren? Das geht nur, wenn wir verstehen, dass es Wahrheiten jenseits der Logik gibt.

Einstein sagte scherzhaft, wer eine Minute lang auf einer heißen Herdplatte sitze, habe das Gefühl, es sei eine Stunde vergangen, und wer eine Stunde lang etwas Schönes erlebe, habe den Eindruck, es sei erst eine Minute vorbei.

Die Zeit gilt oft als rein gedankliche Konstruktion. Wenn es acht Uhr in Paris ist, dann ist es in Tokio nicht acht Uhr. Auf der Erde teilen wir die Zeit in Zonen ein, weil unser Planet sich um seine Achse dreht. Aber der Mond dreht sich nicht um sich selbst, und darum gilt überall auf dem Mond dieselbe Zeit.

Aber die Zeit ist nichts Künstliches. Wie der Wochenabschnitt Bo zeigt, handelt das erste Gebot von unserem Zeitbewusstsein und von unserem Umgang mit der Zeit. (Traditionell werden in der Tora 613 Gebote gezählt, von denen die zehn vom Berg Sinai die bekanntesten sind.)

G-tt sagt zu Mosche und Aharon in Ägypten: “Dieser Monat soll für euch der erste des Jahres sein.” Die erste Mizwa lautet also: Wir sollen Monate heiligen, Schaltjahre einführen und die Feiertage des Jahres einrichten und einhalten.

Warum ist das die erste Mizwa? Aus dem gleichen Grund, warum die wörtliche Übersetzung des Titels Schulchan Aruch “der gedeckte Tisch” lautet. Um unsere spirituelle Energie richtig zu nutzen, müssen wir Ordnung halten. Und weil unser Blickwinkel begrenzt ist, müssen wir nach besten Kräften Prioritäten setzen und Pflichten verteilen.

In der Tora steht manches, was wir mit Hilfe der Logik nie verstehen werden. Aber wenn wir die Mizwot einhalten und wenn wir wissen, wie unser Leben geregelt ist, dann tun wir, was G–tt von uns verlangt. Damit uns das gelingt, müssen wir uns Zeit nehmen und die Zeit einteilen – jederzeit.