Vor einiger Zeit erschien ein Buch über Frieda Fromm-Reichmann, eine der Pioniere in der Psychiatrie. Sie wurde in Deutschland in einer orthodoxen Familie geboren und benutzte nicht die Lehre von Freud, sondern ihren jüdischen Glauben, um Patienten zu heilen. Für sie war der Dienst an den Kranken Zedaka, und sie folgte dem Ideal des Talmud, wonach wir die ganze Welt retten, wenn wir ein einziges Leben retten. Diese Frau verkörperte tikkun olam. Einer ihrer Freunde nannte ihre Methode "Torapie".
Es ist interessant, was eine Rezensentin in einer großen Zeitung über Frieda Fromm-Reichmann schrieb: "Diese Art Therapie gleicht dem Glauben an eine letztlich gute und gerechte Welt, trotz aller Beweise für das Gegenteil. Religion ist paradox, weil es anscheinend gut für unsere Gesundheit ist, diesen offensichtlichen Irrtum zu akzeptieren."
Beweise für das Gegenteil? Paradox? Offensichtlicher Irrtum? Offensichtlich ist nur, dass die Journalistin nicht nur Frieda Fromm-Reichmann, sondern auch die Religion, insbesondere das Judentum falsch verstanden hat. Wir könnten darüber hinwegsehen - wenn es nicht eine weit verbreitete Auffassung wäre.
Zunächst einmal ist die Welt im Judentum nicht einfach "letztlich gut und gerecht". Gut und gerecht ist die Tora; und unsere Fähigkeit, die Mizwot einzuhalten, ist die größte Hilfe, wenn wir uns bemühen, das Gute und die Gerechtigkeit zu fördern. Ob es in dieser Welt Gerechtigkeit gibt, hängt also entscheidend von uns ab.
Unsere Welt ist weder gut noch böse. Sie ist ein materieller Ort, der keine derartigen Attribute besitzt. Aber sie enthält viele g-ttliche Gaben, die wir nutzen sollen, um Gutes zu tun. Diese Gaben sind Rohstoffe, die G–tt uns gegeben hat, damit wir ein besseres Leben führen. In der Genesis gibt er Adam und Eva eindeutig die "Herrschaft" über die Erde, und das bedeutet, dass sie sowohl Gutes als auch Böses tun können. Es mag sein, dass es gesund ist, an eine letztlich gute Welt zu glauben. Aber das Judentum ist nicht mit bloßen Ideen zufrieden. Es ist viel wichtiger, nach richtigen Ideen zu handeln!
Diese Woche lesen wir Jitro. In diesem Abschnitt wird Mosches Schwiegervater plötzlich bekehrt. Für ihn ist die Befreiung aus Ägypten ein Beweis dafür, dass "der H-rr größer ist" als alle anderen Götter. Daraufhin wird Jitro Monotheist.
Mosche lebte nicht in einer Welt, die "letztlich gut und gerecht" war. Abgesehen von den Missetaten des Pharaos war sogar Mosches Schwiegervater vom heidnischen Glauben infiziert. Was ihn änderte, was ihn psychologisch „heilte“, war kein Glaube an die Rechtschaffenheit, sondern der starke Beweis, dass es das Gute und die Gerechtigkeit gibt, wenn wir selbst dafür sorgen. Genau das ist "Torapie".
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