Vorige Woche lasen wir in Wajeze von Jaakows Reise zu Laban und seiner Heirat mit Labans Töchtern Rachel und Lea. Jaakow bekommt viele Kinder (die Vorfahren der 12 Stämme) und erwirbt reichlich Land und Vieh. Er hat alles, was ein Mann seiner Zeit ersehnt, spirituell und materiell. Das Leben war gut.
Am Ende des Kapitels lädt Jaakow gute Freunde zum Essen ein. Er begegnet Engeln und gründet einen Ort namens Mahanaim („zwei Lager“). Damit ist der Ort G-ttes und der Ort Labans gemeint, die Begegnung zwischen Himmel und Erde.
Hätten Sie damals gelebt und gehabt, was Jaakow hatte, und Ihre Fülle zu schätzen gewusst – was hätten Sie getan? Ihre Familie geliebt, Ihre Schafe gepflegt und Ihre Feigen genossen? Jaakow stellt sich seiner größten Herausforderung: Er will sich mit seinem Bruder Ejsaw versöhnen. In Wajischlach lesen wir, was geschieht.
Jaakow fürchtet sich so vor Ejsaw, dass er ihm viele Geschenke bringt und einige Diener vorausschickt, um seinen Bruder zu besänftigen. Er bittet G-tt, ihn vor Ejsaw zu retten. Als Ejsaw kommt, von vierhundert Männern begleitet (man kann die steigende Spannung geradezu spüren), wirft Jaakow sich vor seinem Bruder nieder, dem er Unrecht getan hat. Doch es stellt sich heraus, dass seine Angst unbegründet ist, denn Ejsaw umarmt und küsst ihn, und beide brechen in Tränen aus.
Sind Sie wie Jaakow? Sind Ihre Sünden weniger schlimm? Wahrscheinlich haben Sie niemandem um sein Geburtsrecht betrogen. Ist die Distanz zwischen Ihnen und denen, die durch Sie Unrecht erlitten haben, geringer als die zwischen Jaakow und Ejsaw? Sollten Sie den Graben nicht überbrücken und anderen die Chance geben, Ihnen zu verzeihen? Oder gleichen Sie eher Ejsaw? Mussten Sie durch andere leiden – und haben Sie ein Versöhnungsangebot abgelehnt?
Wie dem auch sei, wir können alle von Jaakow und Ejsaw lernen. Der eine erfährt, was für ein Segen die Bitte um Vergebung ist, und der andere erlebt den Segen des Verzeihens.
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