„Es werde Licht“ (Gen. 1:3).
Als Rabbi Scholom DowBer von Lubawitsch sich im Jahr 1907 im Kurort Würzburg aufhielt, besuchte ihn eine Gruppe von Chassidim, um mit ihm den Schabbat zu verbringen. Auch Reb Josef J.Horowitz, sein Schwiegersohn Reb Feiwel Salmanow und Reb Elimelech Stoptzer waren dabei.
Der Rebbe betete am Morgen dieses Schabbats stundenlang, wie es seine Gewohnheit war. Inzwischen machten die Chassidim Kiddusch und verspeisten eine beträchtliche Menge L’Chaim. Später, als der Rebbe fertig war und sie mit ihm beim Schabbatmahl saßen, fragte Reb Josef : „Rebbe, was ist ein Chassid?“
Der Rebbe antwortete: „Ein Chassid ist ein Laternenanzünder. Er geht durch die Straßen und trägt eine Flamme am Ende eines Stockes bei sich. Er weiß, dass die Flamme nicht ihm gehört. Und er geht von Laterne zu Laterne, um sie alle anzuzünden.“
Reb Josef fragte: „Und wenn die Laterne in einer Wüste steht?“
„Auch dann muss jemand hingehen und sie anzünden“, sagte der Rebbe. „Denn wenn jemand eine Lampe in der Wüste anzündet, wird deren Zustand offenkundig. Dann werden sich die Öde und die Leere vor der brennenden Laterne schämen.“
Der Chassid fragte weiter: „Und wenn die Laterne im Meer steht?“
„Dann muss jemand sich ausziehen, ins Meer tauchen und die Laterne anzünden.“
„Und das ist ein Chassid?“, wollte Reb Josef wissen.
Der Rebbe dachte lange nach; dann sagte er: „Ja, das ist ein Chassid.“
„Aber Rebbe, ich sehe die Laternen nicht!“
Der Rebbe antwortete: „Weil du kein Laternenanzünder bist.“
„Wir wird man das?“
„Zuerst musst du das Böse in dir besiegen. Beginne mit dir selbst, reinige dich, läutere dich; dann siehst du das Licht in deinem Mitmenschen. Wenn ein Mensch grob ist, G–tt verhüte es, sieht er Grobheit, und wenn er sich geläutert hat, sieht es das Edle in anderen.“
Reb Josef fragte: „Soll man den anderen am Hals packen?“
„Nicht am Hals“, sagte der Rebbe, „sondern am Revers.“
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