Wir alle kennen das. Sie nehmen die Tora in die Hand und beginnen zu lesen: „... in der Wüste zu Arawa, gegenüber von Suf, zwischen Paran und Tofel und Lawan und Chazerot und Disahaw, elf Tagesreisen von Chorew nach Kadesch-Barnea über ...“ Ihre Augen werden glasig, und Sie denken: „Das kapiere ich nie!“ Finden wir einige Stellen der Tora weniger interessant als andere? Sind manche Gedanken, historische Bezüge und esoterische Rituale schwerer zu verstehen? Gewiss!

Nehmen Sie nun Ihren Urlaubsroman zur Hand – einen Spionagethriller, einen spannenden Krimi, eine Biografie, das neuste Diätbuch. Ist jeder Absatz auf jeder Seite fesselnd, faszinierend und erhellend? (Nebenbei gefragt: Ist überhaupt etwas erhellend daran?) Bestimmt nicht. Trotzdem lesen Sie weiter, voller Zuversicht, dass Sie irgendwann unterhalten, gefesselt oder über Gewichtsabnahme belehrt werden. Ein seltsamer Vergleich: Wir messen die Tora an dem, was Sie vorige Woche zufällig gekauft haben. Dennoch werden Sie auch auf Seite 387 Ihres neusten Thrillers nicht müde. Aber wie lange können Sie in der Tora lesen, ohne die Lust zu verlieren?

Vielleicht braucht die Tora eine neue Werbekampagne. Denn alles, was Sie in irgendeinem Buch finden, das Ihnen derzeit gefällt – wirklich alles -, steht auch im größten, aktuellsten Buch, das es gibt. Machen Sie einmal die Reise von Arawa nach Kadesch-Barnea. Dort finden Sie eine poetische Beschreibung fremder Länder, Kriegsberichte, spirituellen Rat, Voraussagen über Ihre Zukunft, ein Familienepos über Generationen hinweg ... und das ist längst nicht alles!

Vergessen wir auch nicht, dass die ganze Tora unser Erbe und Leitfaden ist, unsere Trösterin und Quelle der Hilfe. Sehen Sie es so: Dwarim beginnt mit dem Satz „Dies sind die Worte ...“, das heißt, mit einer Sprache, einem Wortschatz fürs Leben.

Wir alle wollen, dass unsere Kinder sich in der Sprache ihres Landes ausdrücken können, denn das ist ein Vorteil, der ihnen die Türen zu fast jedem Beruf öffnet. Für die Tora gilt dasselbe. Sie ist die Sprache, die Ihnen nicht nur im täglichen Leben hilft, sondern auch bei Selbstgesprächen, Ihren „täglichen psychologischen Sitzungen“. Die Tora lesen Sie nicht in einem Sommer durch. Warum auch? Sie brauchen ein ganzes Leben, um ein solches Buch zu verstehen. Genau das hat der Autor gewollt. Lesen Sie also immer wieder in der Tora.