Diese Woche lesen wir den ersten Teil von Dwarim, mit dem das Buch Deuteronomium anfängt. Es ist das letzte Buch der Tora. Befinden wir uns also am Anfang eines Endes (am Ende der Tora) oder am Ende eine Anfangs (am Anfang der Reise des jüdischen Volkes, das der Welt die Tora überbringt)?
In Dwarim spricht Mosche zu den Kindern Israel. Das gesamte Buch ist in Mosches eigenen Worten geschrieben, obwohl G–tt durch ihn spricht. (Die Weisen lehren, Mosche habe das Buch „aus eigenem Antrieb“ geschrieben, aber die Worte der g-ttlichen Gegenwart benutzt.) Dwarim ist also der Beginn der Ansprache, die Mosche hält.
Gleichzeitig ist es das Ende der vierzig Jahre in der Wüste: „Im vierzigsten Jahr, im elften Monat und am ersten Tag dieses Monats.“ Die ersehnte Zeit ist da. Jetzt bereitet Mosche sein Volk auf den Einzug ins Gelobte Land vor. Aber Mosches Reise ist hier zu Ende — er sieht Kanaan vom Berg Sinai aus, darf aber den Jordan nicht überqueren. Andererseits ist dies ist der Beginn eines neuen Lebens für die Juden, denn sie haben endlich das Land erreicht, in dem Milch und Honig fließen, und sie werden zu einem großen Volk, das G–ttes Wort verbreitet.
Für Mosche ist es zugleich das Ende der jüdischen „Stämme“ und der Anfang einer großen jüdischen Kultur. Das bekräftigt er, wenn er sagt: „Ich kann euch nicht allein tragen“, das heißt: Ich bin nicht in der Lage, eine derart große Gemeinde auf so familiäre Weise zu führen, wie ich es bisher getan habe. Siebzig Älteste werden ernannt, um die Verantwortung für diese große Gemeinde zu übernehmen. Dies ist das Ende unserer Isolation als kleine Gruppe, die nur mit ihren Nachbarn Kontakt hatte. Seither sind wir Teil der großen Welt.
Und es ist der Anfang eines wichtigen Kapitels der Geschichte, die Morgendämmerung des Monotheismus, eines umfassenden Gesetzeswerkes, das alle künftigen Generationen beeinflussen wird. Obwohl die Juden nie die Mehrheit sein werden, haben sie von nun an großen Einfluss auf das Verhalten aller anderen Völker.
Aber wovon reden wir eigentlich? Was soll der Unfug mit dem mehrfachen Anfang und Ende? Denken Sie einmal darüber nach, was hier vorgeht. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Selbst die ersten Worte der Tora – „Am Anfang ...“ - sind nur ein Zugeständnis an unseren begrenzten Blickwinkel. Das war nicht der Anfang von allem! Es war nur der Anfang unseres materiellen Universums.
Das hier ist ein Kontinuum ohne Anfang und Ende. Und wir sind da, um Gutes zu tun. Selbst wenn Sie nicht vollkommen sind (wer ist das schon?), haben Sie immer Zeit, mit einer neuen Mizwa und mit einem besseren Leben zu beginnen. Fangen Sie sofort damit an.
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