Waren Sie schon einmal zelten? Haben Sie Fische gefangen und ausgenommen, essbare Beeren gesammelt, gegen Ungeziefer gekämpft, die Unbilden des Wetters erduldet? Nach einer oder zwei Wochen Camping freuen Sie sich auf Zuhause! Aber stellen Sie sich vor, sie müssten immer so leben — und mit Ihrem Zelt andauernd umziehen.

Genau das taten unsere Vorfahren. Und für sie war es noch härter, weil sie keine schweizerischen Armeemesser, keine gekauften Zelte und keine Taschenlampen mit Batterien besaßen. Sie hatten keine wasserdichten Regenmäntel, keine Handys, um den Wärter zu rufen, und keine Bücher, um bei Langeweile zu lesen.

Doch, ein Buch gab es. Aber wie viel Zeit hatten sie mitten im harten Leben fürs Lesen? Wenn wir nach den Ergebnissen urteilen, nahmen sie sich Zeit. Doch das Lesen war nur der Anfang. Stellen Sie sich vor, Sie müssten all die Gebote einhalten, die G-tt dem Mosche auferlegte. Wir erfahren davon im Wochenabschnitt Nasso:

„Hör mal, ich will, dass du die Leviten absonderst. Dann wasche sie. Nimm einen jungen Stier als Speiseopfer, und besprenkle ihn mit Mehl und Öl. Dann nimm einen anderen als Sündopfer. Und dann versammle alle Kinder Israel, damit Aharon sie segnet. Die Leviten sollen die Hände auf die Stiere legen ...“

Gewiss, G-tt sprach feierlicher. Trotzdem gleicht diese Passage vielen anderen, die genaue Anweisungen für zahllose Zeremonien enthalten. Offen gestanden, wir finden sie in der ganzen Tora. Sollte man nicht annehmen, dass Mosche, Aharon und einige andere irgendwann protestierten: „Dafür haben wir keine Zeit! Wir müssen gegen Feinde kämpfen, Essen sammeln, Zelte aufbauen und Kleider schneidern! Allein damit sind wir ausgelastet!“ Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass jemand gereizt oder unwillig reagierte. Warum waren sie so duldsam, was die Details der Zeremonien anbelangte, obwohl sie praktische und äußerst dringende Arbeiten zu verrichten hatten?

Weil die Gebote für sie praktisch waren! Sie gaben ihrem Leben einen Sinn über das bloße Überleben hinaus. Die Gebote verbanden sie mit G-tt (darum hat er diese Rituale natürlich eingeführt). Und die Gebote machten entmutigende Schwierigkeiten erträglicher.

Haben Sie ebenfalls Schwierigkeiten, die Sie entmutigen?

Selbstverständlich. Und wie machen Sie diese Probleme erträglich?