Schimon, der Levi, wurde in London geboren und wuchs dort auf.
Er war ein Kind seiner Zeit und probierte daher alles aus, was seiner Generation geboten wurde: Kulte, Drogen, ohrenbetäubende Musik, den „mystischen Osten“, den „Hippie-Westen“ und den „wilden Westen“. Schließlich fand er dort, im wilden Westen, was er gesucht hatte.
In England sollte die größte Versammlung der Stammesbrüder aller Zeiten stattfinden. Die Wiese war gemietet, das Zeltlager errichtet. Die größte Attraktion war ein echter Indianerhäuptling, der den „Brüdern“ zeigen sollte, wie man im Einklang mit der Natur lebt. Das einfache Leben auf einer Wiese war das beste Überlebenstraining.
Die Brüder versammelten sich. Sie trugen Lendenschürzen aus Wildleder und Kopfbänder. Allen hingen die vorgeschriebenen Zöpfe auf den Rücken, und in ihren Gürteln steckten Federn und Tomahawks. Friedenspfeifen wurden fast den ganzen Tag lang herumgereicht. Der Häuptling stand mit verschränkten Armen da und betrachtete seine zahlreichen weißen Rothäute.
Schimon stand neben ihm und lauschte jedem seiner Worte. „Siehst du alle diese Männer?“, fragte der Häuptling. Schimon nickte und erwartete etwas Tiefgründiges. „Sie sind alle verloren!“ Schimon erschrak. Der Häuptling fuhr fort: „Sie wissen nicht, aus welchem Stamm sie kommen!“
Schimon war verwirt. Hätte er diese Worte von seinen Eltern oder von einem Rabbiner gehört, hätte er sie zurückgewiesen. Aber da sie von einem Häuptling stammten, war er sprachlos. Der Häuptling sah Schimon in die Augen und fragte: „Weißt du, von welchem Stamm du kommst?“ Zuerst war Schimon unschlüssig, aber dann erinnerte er sich: „Mein Vater ist Levite. Er kommt aus dem Stamm Levi. Also bin auch ich ein Levite. Ich kenne meinen Stamm – ich bin Levite!“
Dann drehte er sich um und begann seine Reise nach Jerusalem, wo er jetzt den Talmud studiert. Er hat Schläfenlocken anstatt Zöpfe, einen Tallit statt eines Lendentuchs, eine Kippa statt einer Feder, und er singt hebräisch und nicht in der Sprache der Sioux oder Cherokee. Und er sagt, er sei ein sehr glücklicher Mensch.
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