Jemand hat Sie zu einer Party eingeladen, und Sie möchten hingehen. Sie suchen die passende Kleidung aus und nehmen ein Geschenk für den Gastgeber und seine Frau mit. Auf der Party sehen sie einen Menschen, den Sie gar nicht leiden können, und Sie beschließen, ihm die Schüssel mit der Bowle nicht über den Kopf zu leeren. Ein kluger Entschluß!

Was ist geschehen? Sie haben Ihren freien Willen genutzt. Viele Entscheidungen waren einfach, weil nur positive Folgen zu erwarten waren. Doch auch die Entscheidung, etwas nicht zu tun, trafen Sie aus freiem Willen.

Der freie Wille ist eines der größten Geschenke, die G-tt uns gemacht hat, und zugleich eines der rätselhaftesten. Er spielt auch im neuen Wochenabschnitt, Nasso, eine wichtige Rolle. Mosche muß in den Mischkan gehen, um G-ttes Stimme zu hören. Warum war das nötig, obwohl der H-rr am Berg Sinai zum ganzen Volk sprach? Und warum war die Stimme nur bis zum Eingang zu hören?

Der Grund ist, daß wir keine Wahl mehr hätten, wenn wir G-ttes Stimme in ihrer ganzen Pracht hören würden - wir müßten seinem Willen gehorchen. Und das widerspräche seiner Absicht, uns einen freien Willen zu geben.

Wenn wir für G-tt ein Haus auf Erden bauen wollen, muß dieser Wunsch aus unserem Herzen kommen. G-tt will uns das nicht aufzwingen. Der freie Wille ist herrlich und beängstigend zugleich. Seine Herrlichkeit zeigt sich in unserem Bemühen, G-tt ein Haus auf Erden zu errichten. Beängstigend ist, daß wir alle Fehler, die wir machen, selbst verantworten müssen.

Warum gibt es das Böse? Weil es ohne das Böse keinen Grund für die Transformation gäbe, die unsere Aufgabe ist.

Wir dürfen also nicht im Mischkan bleiben, wo wir nur G-ttes Stimme hören. Wir sind auf dieser chaotischen, materiellen Welt, um die Wunder zu vollbringen, zu denen wir fähig sind. Daß wir die Welt besser machen können, ist eines dieser Wunder.