"Goldie!" rief eine Stimme aus dem Erdgeschoss, "komm endlich runter. Du hast versprochen, mit mir das neue Brettspiel zu spielen. Ich habe bereits alle Figuren aufgestellt."

"Gib mir nur fünf Minuten, Tami," rief Goldie zurück, "ich bin gerade dabei, meinen Aufsatz zu Ende zu schreiben."

"Das hast du schon vor gut fünfzehn Minuten gesagt," beschwerte sich Tami. Ein paar Minuten später stand Tami ungeduldig neben Goldie, "bist du mit deinem Aufsatz denn immer noch nicht fertig?" fragte sie ihre Schwester, die tief in Gedanken versunken an ihrem Schreibtisch saß.

Goldie schaute auf und erwiderte, "ich muss nur noch den letzten Satz zu Papier bringen."

"Wo liegt denn das Problem? Wie lange brauchst du bloß, um einen Satz zu schreiben?"

"Für den letzten Satz brauche ich etwas mehr Zeit. Er soll nämlich den Inhalt des gesamten Aufsatzes zusammenfassen."

* * *

In Paraschat Wajelech lesen wir von der letzten Mitzwa, die uns die Tora zu erfüllen aufgibt. Und diese Mitzwa fasst alle anderen Mitzwot der Tora zusammen. Doch um welche Mitzwa handelt es sich hier?

Es ist die Mitzwa, eine Sefer Tora (eine Tora-Rolle) zu schreiben. G-tt gebietet, dass sich jeder Jude eine Sefer Tora anfertigen soll. Da die meisten von uns jedoch keine qualifizierten Tora-Schreiber sind, erlaubt die Tora es uns, dass wir einen Sofer (einen Tora-Schreiber) damit beauftragen können.

Die Arbeit eines Sofers ist allerdings sehr kostspielig. Es nimmt viel Arbeit und Zeit in Anspruch, eine Sefer-Tora zu schreiben. Daher können es sich auch nicht alle Menschen leisten, einen Sofer mit der Anfertigung einer ganzen Tora-Rolle zu beauftragen.

Also eröffnet die Tora uns noch eine weitere Möglichkeit, die Mitzwa zu erfüllen: Viele Menschen können gemeinsam eine Tora-Rolle schreiben lassen, indem jeder Beteiligte einen oder mehrere Buchstaben in einer Tora-Rolle erwirbt. Auf diese Weise vereinigt uns die Erfüllung der Mitzwa obendrein in Nächstenliebe.

G-tt befiehlt uns diese Mitzwa mit den Worten, "schreibe dir dieses Lied (die Tora) auf." G-tt nennt die Tora ein Lied, um uns zu lehren, dass wir die Gebote der Tora mit Freude und Begeisterung erfüllen sollen.

Und die Mitzwa, eine Sefer Tora zu schreiben, beschert uns schließlich die größt mögliche Freude - nämlich die baldige Erlösung aus der Galut. Unsere Rabbiner lehren uns, dass wir das Ende des Exils herbeiführen können, indem wir uns mit anderen Juden zusammentun, um die letzte Mitwa der Tora gemeinsam zu erfüllen.

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band 24, S. 207ff)