Die Menschheit hat nicht lange gebraucht, bis sie das Geduldsmaß ihres Schöpfers aufgebraucht hatte. Schon zehn Generationen nach ihrer Kreation vertilgt sie G-tt bis auf den Erdgrund. Eine gewaltige Sintflut überschwemmt das gesamte Land.
Nur 340 Jahre später geschieht die zweite Katastrophe. Die Menschen entscheiden sich gegen G-tt zu rebellieren und bauen den Turm von Babylon um Ihn zu „fassen“. An seiner Spitze wollten sie einen Götzen mit gezücktem Schwert aufstellen, welcher nun gegen G-tt kämpfen sollte.
Doch Ende gut, alles gut. Am Ende unseres Wochenabschnitts erscheint schließlich unser Erzvater Awraham.
Darauf heißt es in der Mischna1: „Zehn Generationen von Noach bis Awraham ... Alle Generationen verärgerten G-tt, bis Awraham kam und den Lohn von allen erhielt.“2
Interessant zu erfahren ist es, welchen Lohn Awraham von diesen boshaften Generationen zu erwarten hatte. Auch der Beginn dieser Mischna scheint unverständlich: „Zehn Generationen gab es von Adam bis Noach“, welche ebenfalls G-tt verärgert hatten. Doch von Noach heißt es nicht, dass er ihren Lohn erhielt.
Zwei Ären
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den Menschen zur Zeit der Sintflut, und jenen, welche den Turm von Babylon erbauten.
Das hauptsächliche Vergehen der Sintflut-Generation war nicht so sehr die Rebellion gegen G-tt, sondern ihr unmenschliches Verhalten untereinander.
Im Gegensatz dazu bauten die Menschen den babylonischen Turm mit der einzigen Absicht der Revolution gegen G-tt, doch es herrschte Frieden und Vereinigung unter ihnen. (Und nur ihrer Zusammenarbeit wegen wäre ihnen die Fertigstellung des Turms beinahe gelungen).
Ihren Taten entsprechend wurden sie bestraft. Die Generation der Sintflut wurde von dieser Welt vertilgt, da ihre Sünde einem zivilisierten Leben auf dieser Welt schadete. Die Erbauer des babylonischen Turms waren hingegen kultiviert; sie versündigten sich allerdings gegen G-tt und verloren deshalb ihren Anteil in der künftigen Welt, doch von der Erde wurden sie nicht vertilgt.
Auf Awrahams Konto
Auch jene Menschen vollbrachten gute Taten, für die sie hätten belohnt werden müssen. Doch aufgrund ihrer Meuterei gegen G-tt waren sie der Belohnung nicht würdig. Awraham war es, der sie erhielt. Mit der außergewöhnlichen Liebe, die in ihm glühte, war sein Zelt für jedermann offen, ja selbst Götzenanbeter bewirtete er. Die Städte Sdom und Amora waren so abtrünnig, dass sie vernichtet werden sollten. Doch Awraham betete auch für sie. Durch seine unendliche Barmherzigkeit konnte er die guten Taten, welche mit den vorherigen Generationen untergegangen waren, aufdecken und ihren Lohn erhalten.
Noach aber erhielt keinen Lohn der vorherigen Generationen, denn sie hatten überhaupt keine guten Taten aufzuweisen. Und selbst wenn sie gute Taten vollbracht hätten und ihnen Lohn zugestanden wäre, hätte Noach ihn nicht erhalten können, da er nur darum bemüht war sich selbst zu retten. Niemals betete er für seine Zeitgenossen.
Wir machen den Abschluss
Wir befinden uns in der letzten Generation der Galut3. Unsere Aufgabe besteht darin die Arbeit aller vorherigen Generationen abzuschließen und die vollkommene Erlösung zu bringen.
Die Richtlinie muss hierbei die Güte und Barmherzigkeit Awrahams sein, zu jedem Juden. Mit wahrer Nächstenliebe soll ihm sowohl im Materiellen als auch im Geistigen geholfen werden. Nur auf diese Weise kann der g-ttliche Funke in jedem Juden offenbart werden und damit die g-ttlichen Funken aller vorherigen Generationen, welche allesamt zur Offenbarung des „Funken Maschiachs“4, seiner Seele, führen!
(Und die Belohnung aller Mitzwot dieser g-ttlichen Funken erhält natürlich ihr Offenbarer).
(Likutej Sichot, Band 3, Seite 753)
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