Ich werde euch von meinem Geburtstagsvorsatz erzählen, wenn ihr mir versprecht, mich nicht zu verurteilen.

Ich habe mich entschieden, zweimal in der Woche ein frisches Abendessen zuzubereiten.

Ja, das klingt zu einfach für einen guten Vorsatz, und ich sollte ihn längst umgesetzt haben, – aber um ehrlich zu sein – es ist ein Kampf!

Ein guter Vorsatz zum Geburtstag ist ein wichtiger Schritt zur Selbstentwicklung. Daher hatte ich noch einige andere Optionen, bevor ich mich entschieden habe. Manche Optionen klangen wirklich etwas beeindruckender als ein Abendessen, aber es gewann, denn auch bei all meinen Widerständen, weiß ich um seine Notwendigkeit. Und scheinbar erkennt auch G-tt es an, wenn wir einfache Dinge tun, die uns zu unwichtig erscheinen, um sie zu tun.

In der Tora-Lesung von dieser Woche, Ekew, beschreibt G-tt den Segen für Gesundheit und Fülle, die er über uns ausschütten wird, im Gegenzug für unsere Gesetzestreue und die Erfüllung der Gebote.

Als Ekew (Konsequenz), falls du diese Vorschriften beachtest und sie genau befolgst, wird der Herr, dein G-tt auch dir den Bund und die Huld bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat. Er wird dich lieben, dich segnen und dich mehren, deine Leibesfrucht, den Ertrag deines Bodens, dein Getreide, deinen Most und dein Öl ...(Deut. 7:12-13)

Und die Segenssprüche gehen weiter.

Also werden die Belohnungen über uns kommen, wenn wir G-ttes Weisungen erfüllen.

„Wenn du die Weisungen achtest, auf denen Menschen normalerweise mit ihren Füßen herumtrampeln, dann wird G-tt dich segnen ...“Die Worte, die G-tt wählt, sind unüblich. Eingängiger wäre gewesen, „Falls du diese Gesetze hältst.“ Warum sagt G-tt aber: als Konsequenz, (ekew) falls du diese Vorschriften beachtest?

Diese Frage wird vom Tora-Kommentator Raschi aufgebracht, der tiefer forscht. Das Wort „ekew“ hat doppelte Bedeutung: Konsequenz und Ferse. Daher ist Jakobs Name auch „Jaakow“ - da er an Esaws Ferse hing, als er aus dem Bauch Rivkas kam.

Aha – das ist also das Geheimnis des Wortes „ekew“. Raschi interpretiert die Worte der Tora wie folgt: Wenn du die kleinen Gebote hältst, auf denen die Menschen üblicherweise mit ihren Fersen herum trampeln, dann wird G-tt dich segnen ...“

Raschis Wiedergabe scheint unser literarisches Verständnis des Verses zu verändern. Zunächst scheint uns die Tora zu sagen, dass wir G-ttes grenzenlosen Segen verdienen, in Erfüllung unseres Dienstes – falls wir ALLES erfüllen, was er verlangt. Aber gemäß Raschi sieht es so aus, als ob G-tt uns auffordert, nur die kleinen Mizwot zu achten, die uns unwichtig erscheinen, weil Menschen darauf herum trampeln, und deshalb erst dann seinen Segen verdienen.

Die Tora benutzt das Wort „ekew“ und kreiert diese elegante Verbindung zweier unterschiedlicher Erwartungen. Du wirst deinen Dienst durch die kleinen Mizwot auf eine höhere Ebene bringen, sagt G-tt. Ausgerechnet die Arbeit, die nicht beeindruckend ist, die Mizwot, die wie Fersen erscheinen, werden den Segen hervorbringen.

Unsere Weisen sagen, dass G-tt unsere Welt erschaffen hat, „weil er sich eine Wohnstätte inmitten der niedrigsten Bereiche schaffen wollte.“ Obwohl es wirklich genussvoll ist, sich in höheren Bereichen zu bewegen, und G-tt mit Glanz zu dienen, ist es doch die uninteressante und „hässliche“ Arbeit auf niedrigster Ebene, die die Bewusstheit G-ttes auf die niedrigsten Ebene zieht und ihm hilft, seine Wünsche zu erfüllen.


Im Laufe der Geschichte gab es immer eine Elite, – Menschen die spirituell feinfühlig und empfindsam waren. Und es gab das Durchschnittsvolk, das Schwierigkeiten hatte mit den Basisbedürfnissen und zerbrechlichen Egos.

In Moses Generation waren die Menschen grundlegend scharfsinnig. Sie wurden Dor De´a (Generation des Verstehens) genannt. Im Gegensatz dazu wird die letzte Generation, die der Ankunft des Moschiach vorausgeht, vom Talmud als Ikveta deMeschicha (Generation der „Ferse des Moschiach“) bezeichnet. Wenn jene Menschen, die am Berg Sinai die G-ttliche Gegenwart miterlebt haben, als Kopf unseres Volkes bezeichnet werden, so würde die letzte Generation vor der Ankunft des Moschiach die Ferse dieses Körpers sein.

Und so beschreibt der Talmud am Ende des Traktats Sotah die „Generation der Ferse“:

In den Fersen des Moschiach werden Frechheit und Anmaßung größer werden, Ehre wird sich vermindern ... die Verwaltungen werden zur Irrlehre werden ... Treffpunkte der Schüler werden zu unmoralischen Handlungen genutzt, die Weisheit des Gelernten wird degenerieren, wer die Sünde fürchtet, wird verachtet werden und die Wahrheit wird fehlen. Die Jugend wird das Alter beschämen und Alte werden gegen Junge aufstehen, Söhne werden ihre Väter beschimpfen, Töchter gegen ihre Mütter aufstehen. Auf wen werden wir uns dann noch verlassen können? - Auf unseren Vater im Himmel.

Was für eine Frechheit! Und doch, - was für ein exaktes Bild gegenwärtiger Kultur.

Warum haben ausgerechnet die Fersen die Ehre, das Zeitalter der Erlösung einzuleiten? Unsere Vorfahren waren doch um einiges mehr respektvoll, einfühlsam und einsichtig.

Das Wort „ekew“ löst eine unbequeme Dichotomie aus. Die Generation der „Ferse“ ist so schwer zu begreifen, so unsensibel, - und doch ist sie der ideale Kandidat für globale Transformation.

Vielleicht aber unterliegt diese Dichotomie einem Missverständnis über die messianische Zeit. In G-ttes „Traumwelt“ bleibt die Realität, wie wir sie kennen, genauso bestehen, nur G-ttes Licht wird in allen Teilen des Lebens widergespiegelt, ganz besonders in den niedrigsten Facetten. Aber genau das wird G-ttes Sehnsucht erhöhen, in der „niederen Welt“ seine Wohnstätte zu errichten.

Und wer wäre besser dafür geeignet, Spiritualität in die niedrigsten Erdspalten zu ziehen, als diese Menschen, die mit der tiefsten Finsternis und spiritueller Gleichgültigkeit zu kämpfen haben!

In unserer Generation fühlen sich so viele Juden vom Judentum abgeschreckt, oder kämpfen mit den grundlegenden Mizwot. Gleichzeitig vollbringt diese Generation nie dagewesene Opfertaten für G-tt, - meistens von jenen vollzogen, die sich vom Judentum abgeschreckt fühlten, an einen absoluten Tiefpunkt gelangten, um sich dann schnell wieder zu verbinden, von der tiefsten Finsternis zu den hellsten Strahlen. Ein besserer Mensch in einer anderen Zeitepoche hätte über die Einfachheit ihrer moralischen Dilemmata gelacht. Aber nur sie haben es verdient, die absolute Finsternis zu transformieren, indem sie Heilung für die gesamte Welt kreieren.

Wenn du eher eine „Ferse“ bist, dann arbeite dich vom Grund nach oben. Unsere Fähigkeiten erscheinen simpel, wenn wir die letzten Hürden nehmen in unserer globalen Mission: Licht in die niedrigsten Ebenen zu bringen.

Und so niedrig es auch sein mag, – der gesamte Körper wird von den Fersen getragen und sogar Moses Generation wird von uns getragen, um das Universum zu entzünden.1