G-tt ist mein Cheerleader.

Während ich durch meinen Tag gehe, glaube ich, dass G-tt auf mich zählt und mich drängt, gute Entscheidungen zu treffen. Denn G-tt weiß besser als jeder andere, dass ich die Kraft habe, das Richtige zu tun.

Ja, G-tt konfrontiert mich mit moralischen Herausforderungen, aber in der Regel schickt er mich nicht in Prüfungen, die ich nicht bestehen kann.

Dennoch ist das vorgekommen.

Ja, einmal prüfte er uns, obwohl er wusste, dass wir scheitern würden.

Und der Grund dafür war g-ttliche Liebe, so seltsam das klingen mag. Aber fangen wir von vorne an.

Die Juden wurden aus Ägypten befreit. Dann folgten sieben Wochen der Selbstprüfung zur Vorbereitung auf den Empfang der Tora am Berg Sinai.

Die Juden sahen den g-ttlichen Sinn der Welt mit bisher unbekannter KlarheitAls sie sich dort versammelten, waren sie in gehobener Stimmung, spirituell höher entwickelt und bereit für das unglaublichste Ereignis der Geschichte: G-tt gab den Menschen seine Tora.

Es war eine überaus reale Erfahrung. Die Juden sahen den g-ttlichen Sinn der Welt mit bisher unbekannter Klarheit und hießen das G-ttliche von Herzen willkommen.

Darum ist es so schwer zu verstehen, was danach geschah. Schon vierzig Tage nach diesem großartigen Erlebnis machten die Juden gemeinsam das Goldene Kalb und sagten: „Das ist dein Gott, o Israel, der dich aus Ägypten geholt hat.“

Das hört sich verrückt an.

Wie konnten sie nach einer solchen Begegnung mit dem G-ttlichen ein Götzenbild verehren?

Das ist eine uralte Frage, und der Talmud meint, die Juden seien im Grunde über solche Sünden erhaben gewesen und hätten sie nicht begehen dürfen.

Was also geschah?

G-tt hat den Juden eine Falle gestellt. Dabei nutzte er menschliche Schwächen und verführerische Selbstsucht, und das führte dazu, dass sie die falsche Entscheidung trafen.

Warum diese Falle?

Weil die Juden das Scheitern schmecken mussten. Sie mussten lernen, wie schön es ist, Versagen in Wachstum zu verwandeln. Das war die einzige Möglichkeit, die Erfahrung am Sinai zu vollenden.

Sie mussten lernen, wie schön es ist, Versagen in Wachstum zu verwandelnAls G-tt uns die Tora gab, zeigte er uns ein Bild von der Wirklichkeit, wie sie sein soll. Für mich ist die Tora wie der Deckel einer Schachtel, die ein Puzzle enthält. Sie zeigt uns eine Vision, die uns hilft, die Ziele und Erfahrungen des Lebens – die Puzzleteilchen – richtig einzuordnen.

Das haben wir am Sinai bekommen. Aber wir brauchten noch etwas, damit das Bild real wurde: Die Erfahrung, zu scheitern und aus unseren Fehlern zu lernen.

Denn die Tora ist Leben.