„Doch nun seid nicht traurig darüber, dass ihr mich hier verkauft habt, denn G-tt hat mich gesandt, um Leben zu retten ... Nicht ihr habt mich nach Ägypten geschickt, sondern G-tt, und er machte mich zum Vater des Pharaos, zum Herrn über seinen Haushalt und Herrscher des ganzen Landes“ (Josef zu seinen Brüdern, Gen. 45:5,8)
Die meisten Menschen hätten in einer ähnlichen Situation ganz anders reagiert. Im Rückblick wird klar, dass Josef von G-tt nach Ägypten gebracht und zum Vizekönig gemacht wurde. Uns fällt es nicht schwer, die Geschichte objektiv zu beurteilen. Aber Josef war als Sklave verkauft worden und hatte mehr als zwei Jahrzehnte lang allein in einem fremden Land gelebt. Schuld daran waren seine Brüder. Es ist ein Zeichen großer Reife, dass er über sein persönliches Leid hinaussah und den g-ttlichen Plan guthieß, der ihn in den Palast des Pharaos brachte.
Viele opfern Geld und Energie für allerlei Therapien, obwohl der Glaube an G-tt und die g-ttliche Vorsehung häufig die beste Arznei sindWir alle werden manchmal ungerecht behandelt. Dann sind Wut und Rachegefühle zwar natürliche, aber auch negative und oft zerstörerische Reaktionen. Und im Gegensatz zu Josef sehen wir oft nicht die positiven Folgen der Ungerechtigkeit. Viele opfern Geld und Energie für allerlei Therapien, obwohl der Glaube an G-tt und die g-ttliche Vorsehung häufig die beste Arznei sind.
G-tt ist gut, und er lenkt alles, was uns im Leben widerfährt. Viele Menschen glauben irrigerweise, G-tt sei nur für Naturkatastrophen, Krankheiten oder seltsame Unfälle zuständig, während Missetaten anderer auf deren freiem Willen beruhten und einfach böse seien. Die Geschichte Josefs zeigt, wie falsch diese Ansicht ist. Ja, die Brüder haben sich versündigt; aber was mit Josef geschah, war Teil eines g-ttlichen Plans.
Wenn wir ungerecht behandelt werden und in unserem Leid keinen Sinn sehen, empfehlen chassidische Weise eine zweifache Medizin.
Erstens sollten wir auf sofortigen Lohn verzichten. Es kann Jahre dauern, bis wir den Grund für unser Leiden verstehen. Josef war zwölf Jahre im Gefängnis, bevor der Pharao ihn rief, damit er ihm einen Traum deute. Esther wurde aus ihrem jüdischen Heim entführt und gezwungen, einen bösen Tyrannen zu heiraten. Erst fünf Jahre später verstanden alle G-ttes Plan.
Zweitens: Not stärkt den Charakter. Die Juden mussten zuerst Jahrzehnte in ägyptischer Knechtschaft verbringen, bevor sie die Tora bekamen. Wenn wir Schwierigkeiten meistern, werden wir vernünftig und entwickeln Mitgefühl für andere. Und wenn andere uns Unrecht tun und wir ihnen vergeben, anstatt uns zu rächen, werden wir bessere Menschen. Ja, das Leiden und die Fähigkeit, uns über das Leiden zu erheben, sind g-ttliche Gaben.
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