Zwei alte Damen trafen sich nach 50 Jahren wieder.

„Du wirst es nicht glauben“, erzählte eine von ihnen später einer Enkelin, „aber Millie schwor, dass ich keinen Tag älter aussehe als damals!“

„Und was hast du zu ihr gesagt?“

„Ich habe auch gelogen!“


Diese Woche lesen wir, wie Josef seinen Brüdern begegnet, die ihn vor 22 Jahren als Sklaven nach Ägypten verkauft hatten. Diesmal waren die Umstände jedoch ganz anders. Jene, die ihn einst misshandelt, in eine Schlangengrube geworfen und verkauft hatten, litten jetzt Hunger und baten um Hilfe, während Josef der Herrscher Ägyptens war.

„Und Josef erkannte seine Brüder. Aber sie erkannten ihn nicht.“ (Genesis 42:8).

Als sie Josef zum letzten Mal gesehen hatten, war er ein unreifer Jüngling, kaum 17 Jahre alt. Jetzt war er ein Mann, der Herrscher der einzigen Großmacht der Welt, umgeben von Lakaien und gekleidet in königliche Gewänder. Warum erkannten sie ihn nicht? Wegen der neuen Umstände? Wegen seiner Kleider? Wegen seines Bartes? (nebenbei: Ich bin fest davon überzeugt, dass Männer mit Bärten besser aussehen)

Oder gab es andere Gründe?

Nun, mit der Zeit ändern sich die Menschen, und die Persönlichkeit und der Charakter entwickeln sich weiter. Aber ohne plastische Chirurgie bleiben die meisten Menschen sich körperlich ihr Leben lang selbst ähnlich.

Die Brüder waren nicht deshalb verwirrt, weil Josef unerkennbar war, sondern weil sie nicht erwarteten, dass er so aussah wie jetzt.

Die Söhne Jaakows waren Hirten. Schafen hüten gehört nicht zu den anstrengendsten Arbeiten. Man hat viel Zeit für Gebete, Meditation in der Stille und Gespräche mit dem Schöpfer. Sie erkannten ihn nicht, weil der Edelmann, den sie trafen, über fast die ganze zivilisierte Welt herrschte und auf einer Ebene lebte, die von ihrer eintönigen Existenz weit entfernt war. Aus ihrem Blickwinkel konnte er nicht ihr Bruder sein.

Aber er war es.

Mit Königen zu verkehren und davon selbst unberührt zu bleiben, die Staatsgeschäfte zu leiten und dennoch der Sohn Jaakows zu bleiben – das konnten sich die Brüder einfach nicht vorstellen. Josef, der treue Sohn, der Hirtenjunge, der als Sklave verkauft worden war, blieb im Palast des Pharaos derselbe Josef, unbefleckt von allen seinen Erlebnissen.

Und von allen Brüdern hatte Josef die höchste spirituelle Ebene erreicht. Durch seine Weitsicht rettete er die Welt vor Hunger, und seine Kinder gelten seit Generationen als Vorbild für jüdische Kinder.


Wer von uns sehnt sich nicht manchmal nach einem einfacheren Leben; wer wollte sich nicht entspannen, die tägliche Tretmühle aufgeben, auf einem Bauernhof leben?

Tun Sie es nicht. Steigen Sie nicht aus dem Leben aus.

Nur wenn wir uns der Welt und der Realität stellen, als stolze Juden leben und den Alltag mit Güte und Spiritualität veredeln, können wir diese Welt und unsere Familien verändern und selbst Erfüllung finden.