Sehr geehrte Leserschaft,
In die Woche, die auf den Schabbat des heutigen Wochenabschnittes Dwarim folgt, fällt immer Tischa beAw, also der Fasttag des 9. Aw, der an die Zerstörung des Bet Hamikdasch, des Tempels in Jerusalem erinnert. Auf die Vorlesung aus der Tora an diesem Schabbat folgt stets eine spezifisch hierfür bestimmte Haftara aus dem Prophetenbuch Jesaja, in der der Prophet die drohende Zerstörung voraussagt; diese Haftara beginnt mit den Worten (Jes. 1, 1): "Chason Jeschajahu" ("Vision Jesajas"). Deshalb wird dieser Schabbat als "Schabbat Chason" bezeichnet.
R. Levi Jizchak von Berditschew war einer der größten chassidischen Führer. Er pflegte zu sagen, dass an diesem "Schabbat Chason" – zu übersetzen also als "ein Schabbat der Vision" – man wie von weitem das dritte und endgültige Bet Hamikdasch wahrnehmen kann. Ist eine solche Aussage, an sich, nicht ein Paradoxon? Dieser Schabbat, unmittelbar vor dem traurigsten Tage des jüdischen Jahres (an welchem die Zerstörung des Bet Hamikdasch beweint wird), dieser gleiche Schabbat sollte die schließliche Erlösung und den Wiederaufbau des Tempels ankündigen!
Gut Schabbes