Hunderte Männer und Frauen standen getrennt in Warteschlangen bei der sonntägigen Dollarverteilung und warteten auf ihren großen Moment, in welchem sie vor dem Lubawitscher Rebben stehen, von ihm einen Dollarschein für Zedaka bekommen und seinen Segen erhalten würden. Unter den Wartenden befand sich Schuli Scharon aus Eilat. Sie war in ihren zwanziger Jahren und flog auf Urlaub in die USA. Man hatte ihr gesagt, dass sie sich unbedingt Zeit für einen Besuch beim Lubawitscher Rebben nehmen müsse.
Schuli wusste bereits, was sie den Rebben fragen wollte. Im Laufe ihres Trips lernte sie einen jüdischen Mann namens David kennen. Sie verliebten sich, doch Schuli war unschlüssig darüber, ob sie mit ihm eine gemeinsame Zukunft aufbauen sollte. Sie entschloss, dass der Rebbe für sie entscheiden möge. Als sie vor dem Rebben stand, war sie von seinem heiligen Antlitz so gepackt, dass ihre Zunge wie am Gaumen festgeklebt war, und sie kein Wort aus dem Mund brachte. Stotternd stellte sie ihm schließlich ihre Frage. Der Rebbe blickte sie tiefgründig an und antwortete mit nur einzelnen Worten, welche Schuli zu verstehen gaben, dass David nicht für sie bestimmt sei. Der Rebbe übergab ihr einen Dollarschein und wünschte ihr alles Gute. Als sie nach draußen ging, erklärte man ihr, dass sie den Dollar bei sich aufbewahren und seinen Geldwert – mit beliebigem Zusatz – spenden solle. Schuli ließ den Dollar laminieren, und seither rückte er nicht von ihrer Seite. Sie befolgte den Rat des Rebben und trennte sich von David. Nach einiger Zeit kehrte sie nach Israel zurück und fand einen guten Arbeitsplatz.
Inzwischen vergingen viele Jahre. Mit achtundvierzig Jahren trat Schuli in den Bund der Ehe ein. Sie und ihr Mann verspürten den großen Wunsch ein Kind zu bekommen. Es war ihnen klar, dass ihr Traum sich ohne ärztliche Hilfe nicht erfüllen könnte, und sie ließen sich mehreren Behandlungen unterziehen, jedoch ohne Erfolg. In jenen Tagen hörte Schuli von einer Verwandten, welche die Chabad-Bewegung aus der Nähe kannte, über die Möglichkeit, auch heute noch dem Lubawitscher Rebben Fragen stellen und seinen Segen erbitten zu können; und zwar mittels der Bücher „Igrot Kodesch“.
(Die Igrot Kodesch bestehen aus über 20 Bänden und sind eine Ansammlung tausender Antwortbriefe des Rebben, welche die verschiedensten Bereiche des Lebens behandeln. Da heutzutage der Rebbe nicht direkt befragt werden kann, pflegen viele Chassidim den Rebben um Rat und Segen mittels der Igrot Kodesch zu bitten. Man verfasst einen Brief, legt ihn zwischen zwei beliebige Seiten der Igrot Kodesch, welche zufällig aufgeschlagen werden, und erhält auf den aufgeschlagenen Seiten eine Antwort für sein Anliegen.)
Schuli hoffte, in den Büchern des Rebben einen Segen für ihre Bitte zu finden. Sie fuhr zum Haus jener Verwandten, und mit ihrer Hilfe verfasste sie einen Brief und legte ihn in eines der Bände der Igrot Kodesch. Schuli öffnete das Buch und fand auf den Seiten, in welchen ihr Brief lag, eine Antwort des Rebben an eine Frau, welche sich in einer ähnlichen Situation wie der ihren befand. Der Rebbe ermutigte jene Frau und empfahl ihr, die Klinik, in welcher sie bisher behandelt wurde, zu verlassen und sich an ein anderes medizinisches Institut zu wenden. Schuli verstand daraus, dass sie dasselbe tun sollte.
Als Schuli die neue Klinik zum ersten Mal besuchte, warf sie sofort einen Blick auf die Krankenakte, welche für sie geöffnet wurde. Ihr fiel etwas an der Ordnungszahl der Akte auf, nämlich 26603, eine Nummer, die ihr bekannt vorkam. Sie überlegte und überlegte, bis sie dann plötzlich beinahe vor Freude aufschreien wollte. Dies waren die ersten fünf Ziffern in der Ordnungszahl des Dollarscheines, welchen sie vom Rebben vor über zwanzig Jahren bekommen hatte! Schuli glaubte fest daran, dass es sich nicht um einen einfachen Zufall handelte. Sie sah darin ein Zeichen, dass der Rebbe sie auf ihrem Weg zum lang ersehnten Glück segnete.
Nach einiger Zeit wurde Schuli schwanger! Ihre Freude war unendlich groß. Sie nahm regelmäßige Kontrollen bei ihrem Frauenarzt wahr, doch bei einer der Untersuchungen hatte der Arzt schlechte Nachrichten: Mit hoher Wahrscheinlichkeit leidet der Fötus am Down-Syndrom!
Schuli war vollkommen erschüttert. Wer ihren Glauben und ihre Hoffnung stärkte, war der Schaliach des Rebben in Eilat, Rabbiner Mendel Klein. Mit seiner Hilfe verfasste Schuli einen weiteren Brief an den Rebben, und wiederum erhielt sie mittels der Igrot Kodesch eine ermutigende Antwort. Der Rebbe schrieb dort über den Fortgang der Schwangerschaft, und dass G-tt die Ärzte nur bemächtige zu heilen und nicht die Zukunft vorherzusagen.
Auf Rabbiner Kleins Empfehlung begann sich Schuli an einem wöchentlichen Vortrag über das Judentum zu beteiligen. Rabbi Klein erklärte ihr, dass sie durch das Privileg des Thorastudiums für den Segen auf ein gesundes Kind empfängnisbereit werden würde.
Der Tag war gekommen, und Schuli wurde in den Kreissaal gebracht. Sie hatte festen Glauben daran, dass die Segen des Rebben sich erfüllen würden. Während der Wehen nahm Schuli plötzlich ein Stück Papier und schrieb darauf die Ziffern 943. Dies waren die letzten Ziffern in der Ordnungszahl des Dollarscheins, welchen sie vom Rebben erhielt. Sie faltete das Papierstück, übergab es dem Arzt und bat ihn, es erst nach der Geburt zu öffnen.
Um genau 9:43 Uhr vormittags gebar Schuli ein kerngesundes Mädchen. Als der Arzt das Papierstück öffnete, konnte er seine Aufregung vor Schuli nicht verbergen: „Wie haben Sie die genaue Uhrzeit der Geburt erraten?“ Schuli lächelte überglücklich: „Der Lubawitscher Rebbe hat es vorhergesehen...“
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