Die folgende Geschichte ereignete sich in Buenos Aires im März des Jahres 1992. Rabbi Iser Kirschenberg war als Direktor der „Abteilung Kultur und Zeitungswesen“ in der israelischen Botschaft in Argentinien tätig.
Eines Nachmittags trat der Chef der Presse in Rabbi Isers Büro und bat ihn, einige Belege für ihn zu kopieren. Genauer gesagt, er hinterließ die Dokumente für Rabbi Iser bei dessen Sekretär. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Rabbi Iser für ihn Bitten dieser Art erfüllte. Doch er überraschte den Chef mit einem unerwarteten Ultimatum: „Wenn Sie jetzt gehen, werde ich die Dokumente nicht kopieren! Bleiben Sie hier, bis ich damit fertig bin!“ Der Pressechef hob verwundert seine Augenbrauen, vor allem wegen des Tons von Rabbi Iser. So wartete er ungeduldig neben ihm, um die Kopien zu erhalten.
Auf einmal, es war 16 Uhr, wurde das gesamte Gebäude von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Rabbi Iser war nicht bewusst, was soeben geschehen war. Er dachte, dass womöglich der Kopierer durchbrannte, oder vielleicht die Klimaanlage einen Defekt hatte. Er ahnte nicht einmal im Geringsten, sowie niemand anderer im Gebäude, dass es sich um einen Terroranschlag handelte! Binnen weniger Momente füllte erstickender Rauch den gesamten Raum. Plötzlich hörte Rabbi Iser eine weitere Explosion, welche die Wände seines Büros in heftiges Beben versetzt hatte.
Der Lastwagen des Attentäters, ein Hisbolla-Terrorist, ging unmittelbar vor dem Gebäude der Botschaft in die Luft. Die Zerstörung war enorm, und es gab zahlreiche Tote; über dreihundert Menschen wurden verletzt. Reststücke des Lastwagens flogen bis auf die Dächer der naheliegenden Hauser; die Polizei schätzte, dass der Lastwagen mit zweihundert Kilogramm Sprengstoff beladen war.
Rabbi Iser drehte sich instinktiv zum Pressechef um, und G-tt sei Dank war er wohlauf. Dies hatte er Rabbi Iser zu verdanken. Denn falls dieser nicht stur darauf bestanden hätte, dass der Pressechef neben ihm stehen sollte, wäre dieser bereits tot gewesen; denn dessen Büro war wie viele andere völlig zerstört worden.
Die beiden öffneten die Tür und verließen gebückt und vorsichtig den Raum. Der Anblick war fürchterlich. Die Hälfte des Gebäudes war eingestürzt. Das Büro von Rabbi Iser befand sich im zweiten Stock. Der erste Stock brach vollkommen auseinander, und auch der zweite Stock war großteils zerstört und drohte in jedem Moment einzubrechen.
Rabbi Iser und sein Chef verließen schnell das Gebäude suchten eine sichere Ecke. Inzwischen hatten sich bereits Reporter rund um die Botschaft versammelt. Rabbi Iser half der Rettungsmannschaft so gut er konnte. Den schrecklichen Anblick der zahlreichen Toten und Verwundeten, die unter Trümmern lagen und um ihr Leben schrien, würde er niemals vergessen.
Nach und nach begriff Rabbi Iser, was für ein großes Wunder ihm widerfahren war. Es hätte für ihn genauso schlimm enden können, wie vielen anderen, die er aus den Trümmern zog. „Womit habe ich das verdient“, fragte er sich, G-tt dankend. Und dann, auf einmal, rief es ihm aus dem Gedächtnis...
Zwei Wochen zuvor flog Rabbi Iser nach New York zum Lubawitscher Rebben. An einem Sonntag kam er zur berüchtigten Dollarverteilung des Rebben und sagte ihm, dass er bald nach Argentinien zurückkehren würde. Der Rebbe reichte ihm einen Dollar und segnete ihn mit guter und sicherer Reise. Rabbi Iser hatte schon des Öfteren den Lubawitscher Rebben besucht. Doch dieses Mal empfand er etwas Besonderes. Der Rebbe schaute ihn mit durchdringendem Blick in die Augen, gab ihm einen weiteren Dollar und sagte: „Mögest Du erfreuliche Nachrichten bringen.“ Als Rabbi Iser schon gehen wollte, erinnerte er sich, dass er in ein paar Wochen Geburtstag hatte. Er teilte dies dem Rebben mit. Dieser gab ihm einen dritten Dollar und segnete ihn mit „langem und gesundem Leben“.
Die letzten Worte des Rebben fand Rabbi Iser sehr seltsam. Schließlich war er ein junger Mann. Weshalb segnete ihn der Rebbe jetzt schon mit einem langen Leben. Auch seine Freunde wunderten sich darüber und dachten, dass Rabbi Iser womöglich den Rebben vor lauter Aufregung falsch verstanden hätte. Doch Rabbi Iser war sich seiner absolut sicher. Und nun, nach diesem schrecklichen Terrorakt, war ihm alles klar. Er verstand sehr wohl, worauf der Rebbe mit seinem Segen mit „langes und gesundes Leben!“ hindeutete.
Am nächsten Tag, als man die Namen der Verletzten und Ermordeten bekannt gab, wurde Rabbi Iser eine weitere wunderliche Tatsache bewusst: All diejenigen, welche ihn vor seiner Reise gebeten hatten, deren Namen beim Rebben zu erwähnen, damit er sie segne, erlitten nur leichte Verletzungen oder kamen heil davon. Rabbi Iser fiel noch etwas auf, als er an sein Büro dachte: Es wurde überhaupt nicht beschädigt. Im Raum befanden sich eine Zedakabox und ein „Chitat-Buch“ (Thora, Psalmen und Tanja in ein Buch gebunden). Der Lubawitscher Rebbe empfahl nämlich diese in der Wohnung, am Arbeitsplatz und sogar im Auto zu haben, für zusätzlichen g-ttlichen Schutz.
Diese Geschichte über die wunderbare Rettung von Rabbi Iser Kirschenberg verbreitete sich weit über seinen Kontinent hinaus und stärkte viele Juden in ihrem Glauben zu G-tt.
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