Mehr als sechzig Jahre liegt die „Hitwaadut“ (Zusammenkunft der Chassidim) mit dem Lubawitscher Rebben am 19. des Monats Kislew 1958 zurück. Bei jener Hitwaadut initiierte der Rebbe eine besondere Sammelaktion, welche die Teilnehmer ihr ganzes Leben lang nicht vergessen werden.

Worum ging es bei der Sammelaktion? Einige Stunden davor gab es eine große Hitwaadut in Kfar Chabad. Unter den Anwesenden befand sich Schneor Salman Schasar, der Jahre später der israelische Präsident werden sollte. Schasar, welcher dem Rebben sehr nahestand, bekam vom Rebben die Anordnung, beim Ausbau der jungen Dorfstadt Kfar Chabad zu helfen, welche bereits überbesiedelt war. Auf den Appell des Rebben stand Schasar inmitten der Hitwaadut auf und kündete die Errichtung einer neuen Siedlung in Kfar Chabad an. Dies war der Beweggrund für die Sammelaktion, welche der Rebbe nur wenige Stunden danach in seinem Lehrhaus in New York initiierte. Der Rebbe ersuchte alle Anwesenden inständig hohe Summen zugunsten der neuen Siedlung, welche in Kfar Chabad errichtet werden sollte, zu spenden.

Der Rebbe ordnete allen Teilnehmern an, den Betrag, welchen sie zu spenden beabsichtigten, auf einen Zettel anzugeben. Dann würde der Rebbe aus den Zettelchen in Gegenwart aller vorlesen und seine Meinung über jede Spende äußern, ob sie ihn zufrieden stellte, oder falls nicht – wie viel seiner Ansicht nach der Spender geben sollte...

Das war das erste und einzige Mal, dass der Rebbe eine Spende von seinen Chassidim „erpresste“. Gleichzeitig betonte er, dass kein Spender davon finanziellen Schaden tragen würde. Viel mehr ging es hierbei um ein „gutes Geschäft“: Jede Summe, die gespendet wurde, versprach dem Spender den Segen G-ttes auf einen höheren Betrag, nämlich zumindest das Vierfache mehr. „Für je eintausend Dollar wird G-tt dem Spender viertausend Dollar zurückgeben!“

Unter den Anwesenden befand sich Naftali Dolitzki, ein Chassid aus Tel Aviv, ein Diamantenhändler. Er war geschäftlich in New York unterwegs und trug sehr hohe Geldsummen mit sich, welche für den Erwerb von Diamanten bestimmt waren. Den mitreißenden Worten des Rebben konnte er nicht widerstehen, und er verpflichtete sich schriftlich zwanzig Prozent des Betrags, welchen er mit sich trug, zu spenden! Doch als der Rebbe seinen Zettel vorlas verkündete er laut: „Naftali Dolitzki – fünf Mal so!“ Dolitzki erblasste. Der Rebbe sagte ihm eigentlich damit, dass er sein ganzes Geld, welches er mit sich nach New York brachte, spenden solle! Falls er die Anweisung des Rebben befolge, wäre er gezwungen, all seine Geschäftspläne, und es ging um große Geschäfte, aufzugeben. Aber als Chassid des Rebben befolgte er die Anordnung ohne Fragen zu stellen. Sobald die Hitwaadut zu Ende war, übergab Naftali den gesamten Betrag den Zuständigen für die Einkassierung der Spenden.

Einige Tage später stieg Dolitzki auf ein Schiff auf dem Weg nach Israel. Sein Fahrplan inkludierte einen Halt in Europa für einige Tage. Dort wollte er Diamanten verkaufen, welche er in Amerika hätte erwerben sollen. Doch nun, ohne Diamanten in der Hand, hatte er keinen Grund sich in Europa aufzuhalten, aber es war unmöglich, die Reiseroute zu ändern. Am Freitag ankerte das Schiff an der Küste Londons. Von dort reiste Dolitzki weiter nach Antwerpen (Belgien). Dort kannte er viele Freunde aus der Diamantenbranche, welche er besuchen wollte.

Als Dolitzki das Börsenhaus in Antwerpen betrat, kam ihm ein guter Freund entgegen, und grüßte ihn herzlich. „Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mich freue Dich zu sehen“, sagte er. Dolitzki spezialisierte sich hauptsächlich im Diamantengroßhandel. Jener Kaufmann stand vor einem großen Geschäft dieser Art und wollte Dolitzki unbedingt zum Partner nehmen.

Doch es gab ein kleines Problem. Dolitzki hatte keinen einzigen Pfennig, um als Geschäftspartner in jenes Geschäft zu investieren. Doch sein Freund ließ nicht nach. Schließlich gab sich Dolitzki einverstanden, die Diamanten, welche zum Verkauf standen, zu begutachten. Aber sein Freund ließ nicht locker. „Was macht es Dir aus? Schau Dir die Diamanten an, und wenn sich das Geschäft auszahlt – schick mir das Geld, nachdem Du in Israel ankommst.“ Nach Begutachtung der Diamanten unterschrieb Dolitzki mit seinem Freund den Kaufvertrag.

Nachdem er in Israel angekommen war, schickte Dolitzki seinem Freund einen Brief und bat darum, die genaue Summe, welche er ihm für seinen Teil der Investition schuldete, zu erfahren.

Binnen weniger Tage erhielt er von seinem Freund ein Rückschreiben. Er hätte ihm nichts zu zahlen. „Ich habe alle Diamanten bereits ertragreich verkauft“, schrieb er ihm. „Ich werde Dir bald Deinen Teil des Gewinns schicken, Deiner Investitionskosten, welche Du hättest einbringen sollen, abgerechnet ...“

Als Dolitzki seinen Netto-Profit errechnete, konnte er es nicht fassen: Sein Gewinn betrug genau um das Vierfache mehr als der Betrag, welchen er bei der Sammelaktion für die Erweiterung von Kfar Chabad spendete – wie der Rebbe bei der Hitwaadut versprochen hatte!