Es war drei Uhr morgens, in einer Nacht des Jahres 5733 (1973). Das verlobte Paar Abrahams traf auf den Lubawitscher Rebben. Sie standen kurz vor der Hochzeit und wurden zur Jechidut, wie die Privataudienz mit dem Rebben genannt wurde, vorgelassen. Nun saßen sie vor der strahlenden Persönlichkeit. In dieser Nacht begann eine jahrelange Freundschaft zwischen dem Rebben und dem Oberstaatsanwalt des Staates New York und seiner Anwaltsgattin, Robert und Diana Abrahams.

Die beiden berieten sich in zahlreichen Angelegenheiten mit dem Rebben. Sie genossen seine Weisheit und Weitsicht und wurden oft aus seinem Mund gesegnet. Doch trotz ihrer Nähe zum Rebben, teilten sie eines ihrer Probleme nicht mit ihm.

Als das Paar geheiratet hatte, waren sie nicht mehr jung. Ihre Tochter Rachel war im 39. Lebensjahr der Mutter auf die Welt gekommen. Das Mädchen wuchs auf und sehnte sich immer nach einer Schwester, doch die Jahre zogen vorüber und es kam kein weiterer Nachwuchs hinzu. Nach einer gewissen Zeit verweigerten auch die Ärzte jede weitere Behandlung, denn in ihrem fortgeschrittenen Alter war es eine Gefahr für Diana. So schloss sie Frieden mit ihrem augenscheinlichen Schicksal.

Doch im Jahre 5742 (1984) ereignete sich am letzten Tag von Sukkot (Hoschana Rabba) eine Überraschung. Wie gewohnt stand der Rabbi an diesem Tag am Eingang seiner hölzernen Sukka und verteilte Honigkuchen an die tausenden vorbeiziehenden Frauen, während er sie mit Neujahrswünschen segnete. Frau Abrahams ging beim Rebben vorbei und erhielt zusammen mit dem Neujahrswunsch ein Stück Kuchen. Sie wollte schon weitergehen, um der Nächsten Platz zu machen, doch der Rebbe machte ihr ein Zeichen, zurück zu kommen. Der Rebbe gab ihr noch ein Stück und sagte: „Das ist für euren Familienzuwachs!“

Drei Wochen später bemerkte Frau Abrahams Zustände, denen sie ansonsten nicht besonders viel Bedeutung beigemessen hätte. Doch der Segen des Rebben trieb sie zu einem Arzt. Alle Tests bestätigen dasselbe: Das Ehepaar war in freudiger Erwartung eines weiteren Nachkommen.

Nach einigen Monaten war das Paar unterwegs zum Krankenhaus. Plötzlich klingelte das Telefon. Ihre Tochter Rachel hob ab und hörte den Sekretär des Rebben auf der anderen Seite. Er erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der Mutter. „Die ist gerade zum Spital gefahren!“, sagte sie. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Geburt genau zum Zeitpunkt des Anrufes stattgefunden hatte. Der Name der Tochter war Binjamina, benannt nach dem Vater von Robert, Benjamin.

Der Kreis sollte sich zu Hoschana Rabba des Jahres 5746 (1986) schließen. Binjamina, die ihre Eltern Becky nannten, wurde zum Rebben gebracht, um ihr Stückchen Honigkuchen zu erhalten. Das Gesicht des Rebben erhellte, als er sagte: „Ich sehe, dass Ihr Euren Familienzuwachs mitgebracht habt!“ Diana bedankte sich, doch der Rebbe zeigte gen Himmel und sagte: „Das war ich nicht…“.

Das Ehepaar Abrahams war davon überzeugt, dass der Segen des Rebben sie ständig begleitete. Ein Zeichen dafür erhielt Diana bei einem Besuch in Israel viele Jahre später. Ihre Tochter lebte dort mit ihrem Mann. Dieser war mit Nierensteinen ins Spital eingeliefert worden. Sie machte von ihren guten Verbindungen Gebrauch, damit er von den besten Ärzten behandelt werden würde. Doch auch diese konnten das Leiden nicht beheben.

Als sie das Flugzeug nach New York wieder bestieg, war sie äußerst besorgt. Sie dachte an das heilige Antlitz des Rebben, den sie in diesem Moment sehr vermisste. Wenn sie sich nur mit ihm beraten könnte... Sie seufzte laut, und dies erweckte die Aufmerksamkeit eines Chabad-Chassids, der soeben an ihr vorbei gegangen war, während er Passagieren anbot, Tefilin anzulegen. Er fragte vorsichtig nach dem Grund ihres Seufzens und sie erzählte ihm, was sie bedrückte. Der Chassid sagte ihr, dass der Rebbe seine Anhänger niemals im Stich lassen würde, und dass man sich auch jetzt noch geistig mit ihm in Verbindung setzen konnte, zum Beispiel durch das Schreiben eines Briefes. Er erzählte ihr einige Geschichten, um sie zu überzeugen. Frau Abrahams hörte geduldig zu, doch sie konnte sich nicht mit der Idee anfreunden. Noch bevor er sich verabschiedete, schlug der Chassid ihr vor, an seinem Audiogerät einer Hitwaadut, einer chassidischen Versammlung, zu lauschen. Frau Abrahams war einverstanden und setze sich die Kopfhörer auf. Sie konnte sich an die Hitwaadut sogar erinnern, sie hatten an ihr teilgenommen. Man hörte die Stimme des Rebben, und er war gerade dabei, einen Abschnitt seiner Rede zu beenden. Die Versammelten begannen zu singen. Dann hörte sie, wie der Rebbe mit jemanden sprach, der an ihn herangetreten war. Sie staunte, als sie erkannte, dass es sich um die Stimme ihres Mannes handelte. Plötzlich hörte sie, wie der Rebbe fragte: „Wie geht es Ihrer Tochter Reisel (Rachel)?“ Frau Abrahams bekam eine Gänsehaut. Von den tausenden Stunden aufgenommenen Hitwaadujot sollte das Gerät nun genau den Moment abspielen, wo der Rebbe nach dem Wohlergehen der Tochter fragt.

„Dies war genau, was ich gebraucht hatte“, beendete Frau Abrahams ihre Geschichte. „Ich dachte einen Moment an den Rebben und er meldet sich gleich bei mir zurück, in 10.000 Meter Höhe. Ich fühlte, dass ich mir keine Sorgen machen musste, und dass alles gut werden würde. Und so war es auch, alles ergab sich nur zum Allerbesten.“