Zwi Fleischer, welcher in London lebte, machte eine äußerst schwere Pubertätsphase durch. Kurze Zeit nach seiner Bar-Mitzwa teilten ihm seine Eltern mit, dass sie vor der Scheidung standen. Die Sache traf Zwi wie ein Messer ins Herz. Die Frustration über die bevorstehende Scheidung seiner Eltern hatte ihre Folgen. Binnen kurzer Zeit wurde Zwi zum ungehorsamsten Schüler der Klasse. Als Fünfzehnjähriger verließ er die Schule und fand sich sehr schnell verlassen und deprimiert auf der Straße. Er ließ sich piercen und Arme, Beine und die Brust tätowieren. Seit der Trennung lebte Zwi bei seiner Mutter. Ein Jahr nach der Scheidung heiratete sein Vater ein zweites Mal, und gemeinsam mit seiner neuen Frau entschieden sie sich, religiöse Juden zu werden. Sie machten Tschuwa.

Als Zwi vor seinem 20gsten Geburtstag stand (im Jahr 1981), lud ihn sein Vater ein, mit ihm nach New York zu reisen. Er fuhr mit Bekannten zum Lubawitscher Rebben und wollte, dass auch Zwi dem Rebben begegne, um von ihm einen Segen zu erhalten. Das Treffen mit dem Rebben interessierte Zwi nicht wirklich, aber das große Amerika kennen zu lernen, begeisterte ihn sehr. Er wollte mitfahren. Der Höhepunkt von Zwis Aufenthalt im Lehrhaus des Rebben war das besondere Erlebnis der Jechidut – ein privates Gespräch mit dem Rebben unter vier Augen.

Zuerst trat sein Vater ins Zimmer des Rebben und sagte ihm, dass er sich der leichtsinnigen Lebenshaltung seines Sohnes schuldig fühle. Eine einzige Bitte lag ihm am Herzen: Möge doch G-tt, Zwi die Erkenntnis geben, seinen Lebensstil zu ändern und bald eine jüdische Familie zu gründen. Der Rebbe beruhigte den Vater und sagte, dass er sich um die Zukunft seines Sohnes nicht zu sorgen hätte. Zwi trat in das Zimmer des Rebben. Der Rebbe fragte ihn über seine Lebensgeschichte, seine Tätigkeit und seine Ziele im Leben. Abschließend schenkte der Rebbe Zwi einen Dollar und sagte ihm, dass er sich so bald wie möglich in eine Jeschiwa einschreiben sollte, um dort die Thora zu studieren.

Zwi verließ das Zimmer des Rebben völlig verwirrt. Einerseits war er von dem packenden Blick, dem warmen Lächeln und dem heiligen Antlitz des Rebben fasziniert, doch andererseits schienen ihm die Worte des Rebben, in eine Jeschiwa zu gehen, völlig absurd. Er, Zwi Fleischer, in einer Jeschiwa? Damit hatte er nichts am Hut ...

Zwi tat so, als hätte er die Anordnung des Rebben in die Jeschiwa zu gehen, nie erhalten. Doch das Schicksal wollte es anders, und G-tt schickte Zwi wiederkehrende Zeichen, welche ihn schließlich seinem Judentum näherbrachten.

Das erste Zeichen wurde Zwi zu Pessach jenes Jahres geschickt. Sein Vater lud ihn zum Sederabend ein, doch Zwi bevorzugte es, jene Nacht mit seinen Freunden in einem Pub zu verbringen. Diese Nacht endete mit einer blutigen Straßenschlacht zweier verfeindeter Cliquen, in welcher Zwi gefährlich an seinem Arm verletzt wurde. Er musste sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Das zweite Zeichen kam einige Zeit später, an einem Schabbat. Zwi arbeitete damals als Autobusfahrer. Während seiner Fahrt sah er zwei jüdische orthodoxe Knaben, und auf einmal erinnerte er sich an die Momente, in welchen er vor dem Rebben stand und an seine Anordnung, in eine Jeschiwa zu gehen. Zwi wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein moslemischer Fahrgast die jüdischen Knaben mit antisemitischen Rufen beschimpfte. Mitten auf der Straße stoppte Zwi den Bus, kam wütend aus der Fahrerkammer heraus und fuhr jenen Fahrgast an: „Ich bin Jude! Hast Du ein Problem damit?“ Den Fahrgast traf diese Reaktion wie ein Blitz. Er murmelte eine Entschuldigung und verkroch sich in die hinterste Bankreihe.

Ein weiterer Vorfall geschah Jahre später, als Zwi im Lager eines Möbelgeschäfts arbeitete. Sein Arbeitskollege war ein fanatischer Antisemit, welcher jeden Tag in einem Hemd erschien, auf dem ein Bild von Hitler und eine dementsprechende Parole aufgedruckt war. Zwi biss sich immer wieder in die Lippen, bis er sich eines Tages nicht mehr zurückhalten konnte. Nach einem scharfen Wortgefecht, kam es schließlich zur Schlägerei. Der Geschäftsleiter schickte Zwi in Zwangsurlaub, bis er entschied, was er mit ihm tun würde. Als Zwi seinem Vater davon erzählte, schlug er ihm vor, Tefilin anzulegen. „Was hat das damit zu tun?“, verstand Zwi nicht, begann aber Tefilin zu legen. Am Tag darauf wurde Zwi wieder in die Arbeit gerufen.

Ein weiteres Zeichen bekam Zwi zu Jom Kippur im Jahre 1988. Sein Vater bat ihn, einen Tag frei zu nehmen, doch Zwi wollte nicht. Was ihm an jenem Tag widerfahren war, würde er niemals vergessen: Er bohrte in einen Holzbalken, und hörte aus Unachtsamkeit bei seinem Bein nicht auf ... Am Jom Kippur des nächsten Jahres fastete Zwi bereits.

Kurze Zeit danach geschah dann Zwis endgültiger Lebenswandel. Dies ereignete sich zehn Jahre nach der damaligen Jechidut beim Rebben. Zwi setzte eine Kippa auf, welche seitdem nicht mehr von seinem Kopf rückt, flog nach New Jersey und begann, in der Jeschiwa von Morristown zu lernen. Als Zwi bei der nächsten Gelegenheit nach New York kam, bat er um ein Treffen mit dem Rebben. In seinem Zimmer brach er in Freudentränen aus. „Rebbe, ich bin Deinem Rat gefolgt und bin zurückkehrt. Zwar mit zehnjähriger Verspätung, aber schließlich doch!“