Im Land Israel lebte einmal ein reicher Jude. Nach seinem Tod erbte seine Frau das ganze Vermögen. Sie beschloss, die Stadt zu verlassen und einen Ort zu suchen, der weniger mit Erinnerungen belastet war. Bevor sie abreiste, überlegte sie, wo sie ihr großes Erbe sicher aufbewahren konnte. Sie kam auf die Idee, ihre Goldmünzen in ihren Töpfen aufzubewahren, die sie mit Honig füllte. Dann bat sie einen engen Freund ihres verstorbenen Mannes, auf die Honigtöpfe aufzupassen, während sie fort war. Der Freund tat ihr den Gefallen gern. Monate vergingen. Eines Tages bereitete der Mann ein Festmahl für die bevorstehende Hochzeit seines Sohnes vor. Es war kein Honig mehr im Haus. Da erinnerte er sich an den Honig, den die Witwe ihm zur Aufbewahrung gegeben hatte. „Es kann nicht schaden, wenn ich mir ein wenig Honig borge“, dachte der Mann. „Ich werde ihn morgen ersetzen.“ Man stelle sich seine Überraschung vor, als er einen großen Löffel in den Honig tauchte und jedes Mal ein kleines Vermögen hervorholte! „Niemand außer der Witwe und mir weiß, dass in diesen Töpfen Gold versteckt ist“, dachte er und holte alle Münzen heraus. Am nächsten Tag füllte er die Töpfe bis zum Rand mit süßem, goldenem Honig.
Nach einigen Wochen kehrte die Witwe zurück. Sie hatte ein geeignetes Haus in einem anderen Dorf gefunden. Dort wollte sie ein neues Leben anfangen. Als sie den Freund ihres Mannes bat, ihr die Honigtöpfe zurückzugeben, erfüllte er ihr diesen Wunsch gerne. Sie dankte ihm dafür, dass er die Töpfe die ganze Zeit bewacht hatte. Dann eilte sie mit ihnen nach Hause und wollte die Münzen herausholen, die sie vor Monaten hineingelegt hatte. Zunächst war sie nicht besorgt, als ihr Löffel leer blieb. Doch als sie keine einzige Münze fand, war sie entsetzt. Sie trug jeden Krug hinter das Haus und leerte ihn aus. Dann suchte sie nach dem Gold vergeblich.
Außer sich vor Kummer lief sie zum „Freund“, der aber bestritt, etwas von den Goldmünzen zu wissen. „Du hast mir Honigtöpfe gegeben, und die hast du zurückbekommen!“ Der Witwe blieb nichts anderes übrig, als ihn zu verklagen. Aber der Richter konnte kein Urteil fällen, da es keine Zeugen für die Behauptung der Witwe gab, sie habe Gold in die Krüge gelegt. Er überwies den Fall an ein höheres Gericht, das ihn schließlich König Saul vorlegte. Doch Saul wusste ebenfalls nicht, wie er entscheiden sollte.
Auf einem Spaziergang weinte die Witwe bitterlich. Ein junger Schäfer sah, wie gebeugt und erschöpft sie war, und bot ihr seine Hilfe an. Die Witwe lächelte über den unschuldigen Knaben, erzählte ihm aber ihre Geschichte. „Vielleicht kann ich beweisen, dass deine Krüge mit Gold gefüllt waren“, sagte der junge Dawid. Geh zum König und sag ihm, Dawid, der Sohn von Jishai, möchte vor seinem Gericht zur Aufklärung der Sache beitragen.“
Die Witwe war von der Ernsthaftigkeit des Knaben gerührt. „Mein liebes Kind“, sagte sie „das höchste Gericht Israels hat mich zum König geschickt, weil es nicht weiter wusste. Wie könntest du mir wohl helfen?“ Dawid antwortete: „G-tt wird dir gewiss helfen, vielleicht durch einen jungen, einfachen Schäfer wie mich!“ Also trug die Frau dem König Dawids Bitte vor. Saul war vom Angebot des Knaben überrascht und lud ihn zur Gerichtsverhandlung ein, ebenso den „Freund“. Der Dieb schwor bei allem, was ihm heilig war, er habe die gleichen Töpfe zurückgegeben, die er bekommen habe. „Was sagst du dazu, mein Sohn?“, fragte der König den jungen Schäfer. Dawid bat darum, ihm einen der Töpfe zu bringen. Dann werde er beweisen, dass die Witwe die Wahrheit sage. Er hob den Topf hoch, schmetterte ihn auf den Boden und untersuchte die Tonscherben, die zu seinen Füßen lagen, genau. Triumphierend hielt er eine Scherbe hoch und wedelte damit herum. An der Scherbe klebte eine Goldmünze, die der Dieb und die Witwe übersehen hatten! Jetzt war die böse Tat entlarvt. Ganz Israel hörte von der Weisheit des jungen Schäfers namens Dawid, aus dem später einer der größten Könige des jüdischen Volkes wurde.
ב"ה
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