Mar Ukwa war ein gelehrter und frommer Mann, ein führender Jude im babylonischen Exil. Er und seine Frau spendeten viel und vollbrachten manche gute Tat. Sie gaben Hungrigen zu essen, kümmerten sich um Kranke, halfen Bedürftigen. In ihrer Nähe lebte eine arme Familie. Mar Ukwa und seine Frau ertrugen die schmalen, hungrigen Gesichter der Kinder nicht; doch die Eltern waren zu stolz, um Almosen anzunehmen.
„Ich habe einen Plan, wie wir unseren armen Nachbarn helfen können“, sagte Mar Ukwas Frau eines Abends. „Wir gehen spät abends, wenn alle tief schlafen, zu ihnen und stecken ihnen heimlich ein paar Münzen zu. Dann wissen sie nicht, woher das Geld kommt, und verweigern die Annahme nicht aus Scham.“
Das gefiel Mar Ukwa. Am selben Abend schlichen sie sich mit einigen Münzen in der Tasche zum Haus der Nachbarn. An der Tür schaute Mar Ukwa sich nach Passanten um. Dann holte er vier Dinar aus der Tasche, schob sie unter der Tür durch und ging schnell weg. Auf diese Weise halfen er und seine Frau der armen Familie jeden Abend still und leise. Jetzt brauchten die Nachbarn nicht mehr um Hilfe zu bitten.
Eines Abends blieb Mar Ukwa länger als sonst in der Studienhalle. Er versuchte, eine besonders schwierige Frage in der Torah zu verstehen. Seine Frau machte sich Sorgen und ging in die Studienhalle, um ihn zu suchen. Als sie sah, dass alles in Ordnung war, wartete sie geduldig, bis Mar Ukwa mit seinem Studium fertig war; dann gingen sie gemeinsam nach Hause.
Unterwegs kamen sie am Haus der armen Nachbarn vorbei. Da um diese späte Stunde niemand draußen war, beschlossen sie, die vier Dinar jetzt zu hinterlegen. Aber in dieser Nacht war der arme Nachbar aufgeblieben, um zu erfahren, wer seine Familie so großzügig und regelmäßig unterstützte. Er wollte die Wohltäter segnen. Kaum hatten Mar Ukwa und seine Frau das Geld unter der Tür durchgeschoben und sich umgedreht, öffnete sich die Tür. Sie wollten nicht, dass der Nachbar sie sah; denn sie fürchteten, es werde ihm künftig peinlich sein, sie zu sehen oder mit ihnen zu sprechen. Rasch liefen sie davon. Weil es dunkel war, konnte der Arme nicht sehen, wer sie waren, und begann ihnen nachzulaufen. „Schnell, schnell“, ermahnte Mar Ukwa seine Frau leise. „Wir müssen uns verstecken, ehe er uns einholt.“ Sie schauten sich um und suchten ein Versteck. Alles, was sie entdeckten, war der große Ofen der Gemeinde, der aber nicht brannte. „Komm, wir verstecken uns im Ofen“, sagte die Frau.
Das Paar kroch in den Ofen. Aber Mar Ukwa merkte sofort, dass der Boden immer noch vom Feuer des Tages heiß war. Er schrie vor Schmerz, als seine Füße verbrannt wurden. „Stell deine Füße auf meine“, bat ihn seine Frau. „Meinen Füßen macht die Hitze nichts aus.“ Mar Ukwa sah zu seiner Überraschung, dass die Füße seiner Frau in der Tat nicht unter der großen Hitze litten. Warum geschah dieser Frau zuliebe ein Wunder? Weil sie sich nicht damit begnügte, Armen zu helfen, die an ihre Tür kamen, sondern sie auch zu sich einlud, ihnen reichlich zu essen gab und sie ermutigte, ihren Hunger zu stillen. Die Leute brauchten nicht einmal Brot zu kaufen.
Mar Ukwa und seine Frau halfen den armen Nachbarn weiter, und niemand erfuhr jemals von dieser ehrenvollen guten Tat.
ב"ה
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