Das Zünden der Schabbat-Kerzen ist, obwohl nirgends in der Tora vermerkt, eine der bekanntesten und verbreitetsten Mizwot im Judentum. Der Midrasch erzählt uns, dass Sara schon Kerzen zündete lange bevor wir die Tora erhielten. Möglicherweise war es ein freiwilliger Brauch jüdischer Frauen seit Urzeiten.

Die Bedeutung dieses Lichts wird in zwei Bildern, die uns vom Midrasch her bekannt sind, verständlich. Einerseits wird berichtet, dass bevor ein Kind geboren wird ein Engel zu ihm in den Schoss kommt, eine Kerze anzündet und mir ihm die ganze Tora lernt. Die andere Geschichte handelt von den Engeln, die am Schabbat unser Haus besuchen um zu sehen, ob die Kerzen gezündet und alles für den Schabbat bereit ist. Bei Zufriedenheit wird der Familie zugesagt, dass sie auch in kommenden Wochen mit der besonderen Heiligkeit vom Schabbat gesegnet sein werden. In beiden Beispielen ist der Ort von Wachstum und Segen, der spirituelle Energie anzieht, ein weiblicher Raum, sei es der Mutterleib oder das Haus. Ähnlich dazu finden wir ein wiederkehrendes Bild der weiblichen Spiritualität in Form einer durch Feuer erhellten Höhle. Wenn Licht einen dunklen Raum erhellt, kommt ein neues spirituelles Potential zum Vorschein, das bisher in der Welt noch keinen Ausdruck gefunden hatte.

Wenn eine Frau Schabbat-Kerzen zündet, bekräftigt sie ihre Fähigkeit heilige Zeit und Raum gemäss ihrem inneren Licht zu erschaffen. Dies ist das Licht ihrer Seele in Verbindung zu G-tt, ihr innerstes Gefühl für das Gute in der Welt, für Vollkommenheit und Frieden. Genauso wie ohne Gebärmutter kein Kind entstehen kann, ermöglichen die Schabbat-Kerzen einen inneren Raum ohne den Spiritualität die Welt nicht durchdringen kann.

Und so erinnern uns die Schabbat-Kerzen an die Lichter der Schöpfung. Da das erste, was Haschem sagte: „Es werde Licht“ war, so feiern wir durch das Kerzenzünden den Höhepunkt der Schöpfung. Dieses erste Licht, das von Haschem erschaffen wurde, besass eine besondere Eigenheit, die einen, gemäss dem Midrasch, befähigte von einem Ende der Welt zum anderen zu sehen. Es war so stark, dass Haschem es auf die Seite legte um es am Ende aller Tage den Gerechten wieder enthüllen zu können. Das Licht von Schabbat ist wie dieses Licht, so wie der Schabbat wie die kommende Welt ist. Ein Funken von Ewigkeit durchdringt unsere Seelen mit den Schabbat-Lichtern, etwas von dieser Fähigkeit zu wissen und in die Ewigkeit zu blicken. Die Tiefe dieses Wissens ist mit der Innerlichkeit der weiblichen Spiritualität verbunden.

Wenn wir daher etwas Neues erschaffen wollen, müssen wir den Raum zu dessen Vorbereitung zur Verfügung stellen. Wir müssen einen Raum erschaffen, der leer ist jeglicher Arbeit, kreativer Aktivität und materieller Dinge. Wir müssen diesen Raum mit der weiblichen spirituellen Intuition und Einsicht erhellen, so dass wir in der kommenden Woche helfen können, eine neue Welt zu schaffen. Eine Welt, die von den Werten des Schabbats durchdrungen ist. Hingabe an das G-ttliche, Streben nach Heiligkeit, Vollkommenheit und Frieden.