Schwarze Lederkapseln

Ein Mysterium, zum ersten Mal ausgesprochen unter der brennenden Sonne des alten Ägypten, am Sinai von einer Höheren Weisheit der Erde vermittelt.

Ein Rätsel unter den menschlichen Riten – schwarze Lederkapseln mit Pergamentrollen darin. Rollen, gewissenhaft beschrieben nach Maßgabe einer zeitlosen Kunst; Schriftrollen, die niemals gelesen werden, die aber jedes männliche Wesen bei sich trägt.

Etwas Vergleichbares gibt es bei keinem anderen Volk. Keine andere Kultur hat diesen Ritus je nachgeahmt oder übernommen.

Vom Sinai bis Jerusalem, von Babylon bis Massada, von Auschwitz bis Manhattan, durch Feuer, Schwert, Versklavung und Wohlstand – immer hatten wir diese Schriftrolle bei uns; wir hüten die Kette der Überlieferung mit unserem Leben. Aber das Rätsel bleibt unenthüllt. Das Rätsel der „Tefillin“.

Hi-tech-Verbindung

Es war damals, in den frühen 60ern, als die ersten Computer in der Geschäftswelt auftauchten.

Professor Abraham Polichenco, ein Pionier der Computertechnologie, besuchte den Lubawitscher Rebbe und stellte ihm eine Frage:

„Ich weiß, dass alles, was es in der Welt gibt, auch die Dinge, die wir erst später entdecken, seine Quelle irgendwo in der Tora hat. Wo ist in der Tora von Computern die Rede?“ Ohne Zögern erwiderte der Rebbe: „Tefillin.“ Der Professor staunte.

„Was ist das Neue an Computern?“ fuhr der Rebbe fort. „Sie betreten einen Raum und sehen darin viele Maschinen, die Sie schon kennen: eine Schreibmaschine, ein Tonband, einen Fernsehapparat, eine Lochmaschine, einen Taschenrechner.

Was ist daran neu? Aber verborgen unter dem Fußboden sind alle diese Maschinen durch Kabel mit einander verbunden, so dass sie wie eine einzige Maschine arbeiten.“

Der Professor nickte zustimmend. So hatte er das noch nicht betrachtet, aber ja, ein Computer ist gar nichts anderes als das:

Eine Synthese von Medien und Verarbeitungssystemen. „Nun betrachten Sie sich selbst. Sie besitzen ein Gehirn. Es befindet sich in der einen Welt, Ihr Herz in einer anderen. Und Ihre Hände tun oft etwas, das wieder in eine andere Welt gehört. Drei verschiedene Maschinen. Nun legen Sie Ihre Tefillin an.

Das erste, was Sie morgens tun: Sie verbinden Kopf, Herz und Hand mit diesen Lederriemen – damit sie allesamt als Einheit mit einer einzigen Richtung arbeiten. Und dann, wenn Sie in die Welt hinaustreten, schließen sich alle Ihre Taten harmonisch zu einem einzigen, wohl geordneten Sinn zusammen.“

Pssst – Ein wenig Kabbala gefällig?

Die Kabbala ist eine esoterische Weisheitslehre, die uns die Geheimnisse des Kosmos erklärt und verständlich macht, was Juden so tun und lassen. Genau wie die Tefillin.

Nach der Kabbala strahlt die Welt in einem unendlichen Licht, das sich in zehn harmonischen Sefirot konzentriert, - also alles in allem eine Art Lasershow.

Bei der Schöpfung stiegen jedoch nur sieben Sefirot herab, und zwar an den sieben Schöpfungstagen. Aus ihnen entstand die Welt. Die ersten drei, die Sefirot des Geistes, stiegen nicht herab. Sie blieben gleichsam aus dem Spiel.

Hier liegt der Grund dafür, dass unser Körper und unser Geist grundsätzlich nicht im Gleichklang sind. Und unsere Herzen und Taten auch nicht. Eigentlich ist gar nichts so recht im Gleichklang mit irgendetwas anderem. Das alles hat seine Ursache im ersten großen Big Bang des Lichtes. Bei den Tefillin geht es darum, diese Kluft zu schließen. Sie leisten Ihren Beitrag dazu, indem Sie Geist und Herz mit diesen Lederriemen und schwarzen Kapseln mit Schriftrollen darin verbinden – und die Wirkung davon ist im ganzen Kosmos zu spüren.

Der Himmel fügt sich mit der Erde zusammen, das Geistige mit dem Körperlichen, der Schöpfer mit der Schöpfung. Alles beginnt, sich nach seinem Wesen und inneren Zweck harmonisch zu ordnen.

Hey, wer braucht da noch Lichtschwerter?

Tefillin in sieben Schritten

1. Sie haben zwei schwarze Lederkapseln mit Riemen. Der eine Riemen ist für den Arm bestimmt, der andere für den Kopf. Nehmen Sie den Riemen für den Arm heraus.

2. Jetzt denken Sie bestimmt: „Ich habe doch zwei Arme. Welchen soll ich nehmen?“ Der Riemen wird um den schwächeren Arm gebunden. Rechtshänder also: linker Arm; Linkshänder: rechter Arm. Rollen Sie Ihr Hemd auf, sodass der Riemen direkt auf der Haut aufliegen kann.

Platzieren Sie die schwarze Kapsel auf den Oberarmmuskel direkt dem Herzen gegenüber, den Riemen dicht an der Schulter. Halten Sie alles so fest. Wenn Sie jemand fragt, was Sie da machen, sagen Sie, das sei eine jüdische Blutdruckmessung.

3. Sprechen Sie Folgendes:
Baruch ata adonaj, elohénu mélech ha-olam, ascher kideschánu bemizwotaw, weziwánu lehaní-ach tefilin.

Und das bedeutet:
Gesegnet seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, Tfillin anzulegen.

4. Konzentrieren Sie sich ganz auf das, was Sie tun. Sie dürfen dabei nicht reden. Nicht einmal blinzeln dürfen Sie. Binden Sie den Riemen fest um Ihren Arm und achten Sie darauf, dass der Tefillinknoten in Berührung mit der Kapsel bleibt.

Wickeln Sie den Riemen weiter: zwei weitere Male um den Riemenansatz der Kapsel und um den Oberarmmuskel, dann sieben Mal um Ihren Arm und einmal um die Hand. Den Rest des Riemens lassen Sie lose.

5. Nehmen Sie dann die Tefillin für den Kopf heraus. Richtig – um den Kopf damit. Genauer gesagt knapp über die Stirn. Die Lederkapsel muss sich auf der rechten Seite befinden – mit dem Verbindungsstück zur Kapsel genau auf dem Punkt zwischen den Augen. Machen Sie alles fest, indem Sie den Knoten unten am Hinterkopf platzieren. Und noch etwas: lose Enden der Lederriemen dürfen nicht von innen nach außen zu liegen kommen. Sie wollen doch ein klares Signal empfangen, oder?

6. Um jetzt zurück zu Ihrer Hand. Wickeln Sie den Rest des Leders drei Mal um den Mittelfinger. Und zwar so: einmal um den Fingeransatz, einmal direkt über das erste Gelenk, und dann noch einmal um den Ansatz. Nun haben Sie noch ein Stück übrig – wickeln Sie es um Ihre Hand und stopfen Sie das Ende fest.

7. An dieser Stelle sprechen Sie das Schma Israel, wie es hier abgedruckt ist.

Schema jissra-el, adonaj elohénu, adonaj echad.

Baruch schem kewod malchuto le-olam wa-ed.

We-ahawta et adonaj elohécha, bechol lewawecha uwechol nafschecha, uwechol me-odécha. Wehaju hadewarim ha-éle ascher anochi mezawecha hajom, al lewawécha. Weschinantam lewanécha wedibarta bam, beschiwtecha bewetécha, uwelechtecha wadérech, uweschochbecha uwekumécha. Ukeschartam le-ot al jadécha, wehaju letotafot ben enécha. Uchtawtam al mesusot betécha, uwische-arécha.

Wehaja im schamó-a tischme-u el mizwotaj ascher anochi mezawe etchem hajom, le-ahawa et adonaj elohechem ule-awedo, bechol lewawechem uwechol nafschechem. Wenatati metar arzechem be-ito jore umalekosch, we-assafta deganécha, wetiroschecha wejizharécha. Wenatati éssew bessadecha liwehemetécha, we-achaleta wessawáta. Hischameru lachem pen jifte lewawechem, wessartem wa-awadetem elohim acherim wehischetachawitem lahem. Wechara af adonaj bachem we-azar et haschamájim welo jiheje matar weha-adama lo titen et jewula, wa-awadetem mehera me-al ha-árez hatowa ascher adonaj noten lachem. Wessamtem et dewaraj éle al lewawechem we-al nafschechem, ukeschartem otam le-ot al jedechem wehaju letotafot ben enechem. Welimadetem otam et benechem ledaber bam, beschiwetecha bewetécha uwelechtecha wadérech uweschochbecha uwekumécha. Uchtawtam al mesusot betécha uwische-arécha. Lemá-an jirbu jemechem wime wenechem al ha-adama ascher nischeba adonaj la-awotechem latet lahem, kime haschamájim al ha-árez.

Wajómer adonaj el mosche lemor. Daber el bene jissra-el we-amarta alehem we-assu lahem zizit al kanefe wigedehem ledorotam, wenatenu al zizit hakanaf, petil techélet. Wehaja lachem lezizit, ure-item oto usechartem et kol mizwot adonaj wa-assitem otam, welo tatúru achare lewawechem we-achare enechem ascher atem sonim acharehem. Lemá-an tiskeru wa-assitem et kol mizwotaj, wihejitem kedoschim lelohechem. Ani adonaj elohechem ascher hozéti etchem me-érez mizrájim lihejot lachem lelohim, ani adonaj elohechem.