In einer Stadt wurden zwei Wohnungen für einen hohen Gast vorbereitet: Reb Avraham Jehoschua Heschel von Apta, den man Ohew Yisrael nennt (“der seine Mitjuden liebt”). Als er ankam, sollte er zwischen den Wohnungen wählen. Beide Gastgeber waren reich, ihre Küchen untadelig koscher, die Häuser geräumig genug, um den prominenten Gast bequem unterzubringen. Das Ansehen des einen hatte jedoch durch Gerüchte über gewisse Fehler gelitten. Der Mann war sich seiner Schwächen bewußt, und er war bescheiden und zuvorkommend. Der andere war nicht nur fern jeder Sünde, sondern auch einer jener Männer, die man im Jiddischen a scheiner Jid nennt (“ein feiner, würdiger Jude”) – und er war sehr stolz auf sich selbst. Der Ohew Yisrael entschied sich für den ersten.

Als seine vertrauten Chassidim ihn später baten, seine Wahl zu erklären, sagte der Zadik: “Es mag sein, daß der andere Jude frei von Sünde ist. Aber wenn er eitel ist – nun, dazu lesen wir im Talmud, was der Allm-chtige sagt: Er und ich können in dieser Welt nicht zusammen wohnen. Und wenn der Allm-chtige in einem solchen Haus kein Zimmer findet, finde ich es erst recht nicht. Der erste hat zwar einiges falsch gemacht, aber er ist nicht eingebildet. Über solche Leute lesen wir in der Torah im Zusammenhang mit dem Heiligtum: “Haschochen itam betoch tumotam” - “wohnt mit ihnen inmitten ihrer Unreinheit.” Und wenn die G-ttlichkeit im Hause eines solchen Mannes ein Zimmer findet, dann kann auch ich darin wohnen.”