Der Schammes der Synagoge des Baal Schem Tow war mit seiner Arbeit fast fertig. Wie üblich wollte er noch das Zimmer des Rebbe putzen.
Als er eintrat, sah er überrascht, dass der Bescht auf dem Bett lag und schlief. Der Schammes räumte das Zimmer lautlos auf. Plötzlich kam er zu den Schuhen des Rebbe. Er überlegte kurz: „Soll ich die Schuhe wegschieben oder um sie herum kehren?“
Er beschloss, die Schuhe in Ruhe zu lassen und zu putzen, so gut er konnte. Kaum war er fertig, fragte der Rebbe ihn: „Hast du meine Schuhe bewegt?“ „Nein, Rebbe“, versicherte er.
Der Bescht nickte und lächelte strahlend. „Ich verspreche dir, dass du lange lebst und gesund bleibst.“ Dann segnete er ihn.
Viele Jahre vergingen. Eines Tages besuchte ein Chassid den Schammes. Im Hauptraum saßen zwei ältere Männer. Er bemerkte, dass einer von ihnen sich am Ofen wärmte, während ein jüngerer Mann das Haus putzte. Auf einmal schrie der Jüngere den Alten an: „Warum liegst du den ganzen Tag faul herum?“ Steh auf und mach dich nützlich! Soll ich etwa alles alleine tun?“
Der Chassid war empört darüber, dass ein jüngerer Mann so mit einem viel älteren umging, und da er seinen Zorn nicht unterdrücken konnte, sagte er: „Wie kannst du es wagen, den alten Mann zu beleidigen? Hast du keinen Respekt vor dem Alter gelernt?“
Der andere lachte herzhaft. „Du glaubst, er sei älter als ich? Nun, er ist mein Sohn! Vor vielen Jahren, als ich Schammes beim Baal Schem Tow war, segnete der Rebbe mich und wünschte mir ein langes Leben. Darum sehe ich heute stark wie ein junger Mann und jünger als mein Sohn aus!“
ב"ה
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