Rabbi Schneur Salman von Ladi erzählte: In Mesritsch war es sehr schwer, Schüler unseres Meisters, Rabbi DowBer, zu werden. Einige Chassidim, die nicht das Glück hatten, vom Meister selbst unterrichtet zu werden, wollten wenigstens seinen Schülern dienen: ihnen morgens Wasser zum Händewaschen bringen, den Boden des Studiersaales fegen, im Winter den Ofen heizen und so weiter. Diese Männer nannte man „Heizer“. In einer Winternacht lag ich im Saal auf einer Bank und hörte ein Gespräch zwischen drei Heizern.

„Was war das Besondere an Awrahams Prüfung?“ fragte der eine. „Würde G-tt sich mir offenbaren und mir befehlen, meinen einzigen Sohn zu opfern, würde ich ihm etwa nicht gehorchen?“ Dann beantwortete er seine eigene Frage: „Ich würde aber ein paar Tage damit warten. Awrahams Größe lag darin, dass er am frühen Morgen aufstand, um G-ttes Befehl sofort auszuführen.“

Der Zweite meinte: „Würde G-tt mir diesen Befehl erteilen, würde ich wie Awraham keine Sekunde zögern. Aber ich würde es schweren Herzens tun. Awrahams Größe lag darin, dass er sich freute, G-ttes Befehl befolgen zu dürfen.“

Der Dritte sagte: „Ich würde G-ttes Befehl ebenfalls freudig befolgen. Ich glaube, Awraham war einzigartig, weil er erkannte, dass es sich um eine Prüfung handelte. Als G-tt ihm befahl: ,Fasse dein Kind nicht an, und tue ihm nichts’, freute Awraham sich sehr – nicht weil sein einziges Kind verschont werden sollte, sondern weil er nun Gelegenheit hatte, einen weiteren Befehl G-ttes auszuführen: seinen Sohn nicht zu opfern.“

Rabbi Schneur Salman schloss: „Glaubt ihr, das sei nur Geplauder gewesen? Nein, jeder der drei beschrieb, welche Entwicklungsstufe er erreicht hatte und zu welchem Selbstopfer er als Diener des Allm-chtigen bereit war.“