Als Rabbi Chaim Meir, der Rebbe von Wischniz, von der Befreiung der Kotel im Sechstagekrieg hörte, sprang er auf und begann mit Freudentränen in den Augen aufgeregt zu tanzen, bis er ohnmächtig wurde.

Bald darauf konnte man die Kotel besuchen. Als der Rebbe sich den Überresten unseres Bejt Hamikdasch näherte, überwältigte ihn die Rührung, und er fiel erneut in Ohnmacht.

Als man ihn wiederbelebte, lief er zu den riesigen, uralten, heiligen Steinen und hielt sich an ihnen fest. Dabei schluchzte er heftig. Er weinte vor Freude, Dankbarkeit, Begeisterung und Liebe zu seinem Schöpfer. Er betete aus vollem Herzen an der Mauer. Es war ein stürmisches, glühendes Gebet, das bis in den Himmel stieg.

Am Ende dieses ersten Gebetes war er von seiner Freude und seiner Ekstase derart überwältigt, dass er mit seinen Chassidim wild zu tanzen begann. Dabei sangen sie das Lied „Wahawiosim el har kodschi“ (Und ich werde sie zum Berg meines Heiligtums führen). Diese Worte hallten durch die Luft, als die Chassidim vom Feuer seiner Begeisterung mitgerissen wurden. Nach diesem ersten Besuch ging der Rebbe von Wischniz oft zur Kotel. „Wenn ich mehr Kraft hätte“, pflegte er zu sagen, „würde ich die Kotel jeden Tag besuchen!“

Einmal stand er vor den Ruinen des heiligen Hauses von Haschem, drehte sich zu seinen Chassidim um und sagte: „Jeder, der sich dieser Mauer nähert, wird von tiefer Demut und einem Gefühl der Unbedeutendheit ergriffen. Denn die Schechina weicht niemals von der Kotel. Und die heilige Gegenwart Haschems duldet nur die Gesellschaft von Demütigen, denn Er verabscheut die Stolzen.“

Jene, die den Wischnizer Rebbe begleiten durften und ihn an der Kotel beten und ihre heiligen Steine umarmen sahen, pflegten zu sagen: „Wer den Rebbe sieht, versteht, was Festhalten an der Schechina bedeutet“.