Als Rabbi Menachem Mendel von Lubawitsch (der Zemach Zeddek, 1789–1866) in Petersburg war, um an der rabbinischen Versammlung des Jahres 1843 teilzunehmen, gewährte ihm der russische Kriegsminister eine Audienz. Die beiden wollten über die jüdischen Soldaten reden, die in der Garnison von Kronstadt dienten.
Es war die Zeit des berüchtigten „Kantonisten-Dekrets“, das Zar Nikolaus I. erlassen hatte. Danach wurden sechs- und siebenjährige jüdische Knaben für 25 Jahre in die Armee eingezogen, um dort zum Christentum bekehrt zu werden. Es glich einem Wunder, dass der Rebbe die Erlaubnis erhielt, vor den jüdischen Soldaten von Kronstadt eine Rede zu halten – denn sie sollten ja ihrem Glauben entrissen werden.
Als der Rabbi ankam, begrüßten ihn die wartenden Soldaten mit den Worten: „Rebbe, wir haben uns den ganzen Morgen auf Eure Ankunft vorbereitet und alle unser Knöpfe poliert. Jetzt ist es an Euch, hart zu arbeiten: Poliert unsere Seelen, die trüb und rau geworden sind, weil man ihnen viele Jahre lang das jüdische Leben vorenthalten hat.“
Nach seiner Ansprache, in der er ihre heldenhaften Bemühungen lobte, am Glauben festzuhalten, sagte der Rebbe: „Ihr habt eure Knöpfe mit Sand und Wasser poliert. Auch die Seele wird mit Sand und Wasser poliert: mit den heiligen Buchstaben der Tehillim (Psalmen), gesprochen mit vielen Tränen.“
Einer der Soldaten sagte: „Aber Rebbe, Schlachten werden mit Freude gewonnen, nicht mit Tränen.“
„So spricht ein Soldat“, erwiderte der Rebbe sichtlich zufrieden. „Ja, du hast Recht. Ein Soldat zieht mit fröhlicher Marschmusik in den Kampf, nicht mit Tränen. Und dank der Macht dieser Freude bleibt er selbst in den gefährlichsten und schwierigsten Schlachten siegreich.“
ב"ה
Diskutieren Sie mit