Was ist die Bedeutung des Wortes „Jude“? Woher kommt das Wort und was bedeutet es?

Das Wort „Jude“ (Hebräisch Jehudi) leitet sich ab vom Namen Juda (Jehuda), Jakob’s 4. Sohn – folglich scheint jemand, der Jude genannt wird, ein Nachkomme dieses bestimmten Stammes zu sein. Dennoch, so ist es weithin bekannt, hatte Jakob 12 Söhne, die Stammväter der 12 Stämme Israels, all jene, die unsere großartige Nation formen. Warum aber ist dann die gesamte israelitische Nation als „Juden“ bekannt?

(Die kontroverse Antwort hierauf ist, dass die Mehrheit der heutigen Juden Nachfahren der Stämme Judah und Benjamin sind – die beide Stämme, die das „Königreich Judäa“ darstellten. Die anderen 10 Stämme, die Mitglieder des „Nördlichen Königreichs“, wurden in unbekannte Länder vertrieben. Dennoch muss es durchaus einen tieferen Sinn dafür geben, dass das Auserwählte Volk nahezu 2500 Jahre so genannt wurde!)

Vielleicht kann man diese Frage beantworten, wenn man die allererste Person analysiert, die „Jude“ genannt wurde. Zum ersten mal erscheint dieses Wort im biblischen Buch Esther, das die Geschichte von Purim wiedergibt: „Es gab einen jüdischen Mann in der Hauptstadt Schuschan, sein Name war Mordechai, Sohn des Yair … ein Benjamite“ (Esther 2:5).

Das ist richtig: der erste „Jude“ war vom Stamme Benjamin!

Eine objektive Betrachtung der Geschichte von Purim offenbart, dass die gesamte Furcht erregende Episode hätte verhindert werden könnenEine objektive Betrachtung der Geschichte von Purim offenbart, dass die gesamte Furcht erregende Episode hätte verhindert werden können. Der gesamte Vorfall war das Resultat von Mordechai’s hartnäckiger Befolgung eines Benehmenskodexes, der zu seiner Zeit klar überholt und unangebracht gewesen war. Mordechai war ein älterer Rabbi, der sich dennoch auf Tage zurückberief, die mehr als ein halbes Jahrhundert zurück lagen – als der Heilige Tempel in Jerusalem stand und das Gesetz der Tora herrschte. Dass er Haman vor den Kopf stieß hätte in jener Generation angemessen sein können. Allerdings hatten sich die Gegebenheiten drastisch verändert. Das Volk Israel befand sich im Exil. Wie konnte Mordechai nur wagen, das gesamte Volk in die Gefahr zu bringen, ausgelöscht zu werden indem er den Lieblingsminister des Königs beleidigte? Offenbar hatte es jemand versäumt, in dieser Geschichte zu erwähnen, dass die Fähigkeit, sich anzupassen der Schlüssel zum Überleben ist ...

Mordechai jedoch dachte anders und er hatte einen berühmten Vorgänger, der seine „dummen“ Taten unterstützte. Viele Jahre zuvor wollte ein mächtiger ägyptischer Führer seinen Vorfahren Benjamin versklaven. Benjamin’s Bruder Juda würde so etwas jedoch nicht hinnehmen. In seinem stolzesten und selbstdefinierenden Moment ignorierte er jegliches königliche Protokoll, konfrontierte wütend den mächtigen Herrscher - der sich den Unwissenden als ihr Bruder Josef entpuppte – und bestand auf die Freilassung Benjamins.

Juda ist die Verkörperung der exilierten Israeliten, die auf einem schmalen Grat gehen müssen: Während er in Frieden mit seinen Nachbarn leben muss, den Gesetzen und Bräuchen des Landes folgen muss und „für den Frieden des Regimes beten“ muss, hat er dennoch den Mut seiner Überzeugung, gegen alle Kräfte sich zu erheben, um seine Ideale zu verteidigen. Um es mit den Worten von Rabbi Scholom DovBer von Lubawitsch zu sagen: „Nur unsere Körper wurden exiliert – nicht unsere Seelen!“

Mordechai „der Jude“ war ein stolzer Student seines Großonkels Juda. Er wusste, dass die Tora einem Juden verbietet, sich vor Haman (und damit auch der Statue, die an seiner Kette hing) zu verbeugen – für ihn war es das letzte Wort. Juda’s und Mordechai’s Taten wurden durch die folgenden Ereignisse nur bestätigt - ihnen geschah aufgrund ihrer mutigen Handlungsweise beiden nichts.

Juda ist die Verkörperung der exilierten Israeliten, die auf einem schmalen Grat gehen müssenDadurch, dass er als Beispiel voranging, schaffte es Mordechai, diesen Stolz in den Herzen der Massen einzupflanzen. Als Haman sein Dekret der Vernichtung ausstellte, dachte nicht ein Israelit daran, seine Religion zu verlassen, um dem Tode zu entgehen. In jenem Augenblick wurden wir alle „Juden“. Demzufolge ist in dem Buch Esther zum ersten Mal die Rede vom „jüdischen“ Volk.

Der Name verblieb, da die nächsten 2.500 Jahre unser „Jüdischsein“ wiederholt in Frage stellen würde. Unter unzähligen Regimen – freundlichen, aber zum größten Teil auch feindlichen, kämpften wir gegen Freund und Feind, die uns auf Kosten unserer Beziehung zu G-tt ihren Willen aufzwingen wollten. Wieder und wieder erwiesen wir uns G-tt gegenüber als wahrhaftig und verdienten uns den Namen „Juden“ durch Ozeane von Blut und Tränen.

Die großartige Geschichte endet auf dieselbe Art wie Purim: Wir alle sind hier, um die Geschichte zu erzählen - unsere Feinde nicht. Die Freude an Purim ist größer als an jedem anderen Feiertag, weil dort die Geschichte eines Volkes erzählt wird, das sich seine Seele nicht fesseln ließ – die Geschichte des Juden.