Das junge, frisch verheiratete Paar war in jeder Hinsicht glücklich. Doch als der Mann seine Arbeit verlor, trübte sich die Freude der beiden. Obwohl er ein erfahrener Mechaniker war, fand er keine andere Stelle. Jeden Tag nahm die Angst der beiden zu, ebenso ihre finanziellen Probleme.
Eines Tages unterhielt sich der junge Mann mit einem Bekannten, der ein Chassid von Rabbi Scholom Dow Ber (dem fünften Chabad-Rebbe, bekannt als Rebbe Raschab) war.
„Besuch doch mal unseren Rebbe. Er ist weise und wird euch helfen.“
Der junge Mann, der kein Chassid war, erwiderte: „Was weiß der Rebbe von Mechanikern? Wie sollte er mir helfen können?“
Aber als die Zeit verging und er keine Arbeit fand, kam ihm die Idee nicht mehr so fremd vor.
„Was habe ich zu verlieren?“, dachte er. Er ging zu den Chassidim und sagte ihnen, er sei jetzt bereit, mit ihrem Rebbe zu sprechen. Alle spendeten ein wenig Geld, so dass er nach Lubawitsch fahren konnte.
Bald hatte er Gelegenheit, unter vier Augen mit dem Rebbe zu reden. Er schilderte ihm seine Not, und der Rebbe hörte ihm aufmerksam zu.
Dann sagte er: „Du und deine Frau solltet in die Stadt X umziehen und ein Geschäft eröffnen.“
Der Rebbe segnete das Paar und wünschte ihm viel Erfolg. Der verwirrte junge Mann verabschiedete sich. Nach seiner Rückkehr beklagte er sich bei den Chassidim:
„Euer Rebbe hat mir einen seltsamen Rat gegeben. Er will, dass wir in eine Stadt gehen, von der wir nie gehört haben, und dort Hüte verkaufen - davon verstehe ich nichts!“
Die Chassidim wunderten sich kein bisschen über den scheinbar merkwürdigen Rat.
„Ein Rebbe ist anderes als andere“, sagten sie. „Wenn er dir einen Rat gibt, dann hör auf ihn, selbst wenn du den Rat für sinnlos hältst. Der Rebbe sieht weiter als wir.“
Der junge Mann beriet sich mit seiner Frau, und sie beschlossen, den Rat des Rebbe zu befolgen. Wieder wurde gesammelt, und bald war das junge Paar unterwegs zu seinem Neuanfang - das hofften die beiden zumindest.
Als sie in der Stadt ankamen, schauten sie sich nach einem geeigneten Laden um. Aber sie konnten sich nur einen sehr kleinen Laden am Stadtrand leisten. Wer sollte ihr Geschäft dort finden? Würde jemand Hüte bei ihnen kaufen? Ihre Zweifel bestätigten sich, als Tage und Wochen vergingen. Sie saßen in ihrem winzigen Laden und betrachteten ihre schönen Hüte. Aber niemand kam. Hatten sie einen Fehler gemacht, als sie auf die Chassidim und den Rebbe gehört hatten?
Eines Tages hielt eine luxuriöse Kutsche vor dem bescheidenen Geschäft. Ein gut gekleideter Mann trat ein und sagte: „Ich war auf einer Geschäftsreise und fahre nach Hause. Ich brauche ein Geschenk für meine Frau.“
Er begann Hüte auszuwählen und auf die Theke zu legen. Innerhalb weniger Minuten hatte er eine große Menge Hüte angehäuft. Fast jeder Hut im Laden lag auf der Theke!
„Was schulde ich Ihnen?“, fragte der Mann. Das junge Paar blieb stumm. Wenn sie ihm den echten Preis nannten, würde er bestimmt seine Meinung über diesen üppigen Kauf ändern. Darum nannten sie einen sehr kleinen Preis.
„Wie bitte?“, rief der reiche Mann aus. „Das kann unmöglich stimmen!“
Sie erwiderten: „Nun ja, es ist der Großhandelspreis.“ Aber der Kunde bestand darauf, einen angemessenen Preis zu zahlen. Natürlich sah er, dass in dem Geschäft nichts los war und dass die Inhaber sehr nervös waren. Er legte einen großzügigen Betrag auf die Theke und wollte eben gehen. Aber dann blieb er stehen, weil der junge Mann so traurig aussah.
„Warum seid ihr zwei so niedergeschlagen?“, fragte er.
„Ich bin Mechaniker“, erklärte der junge Mann, „und sogar ein sehr guter. Aber vor ein paar Monaten verlor ich meine Arbeit und fand keine andere. Die Chassidim in meiner Stadt überredeten mich, ihren Rebbe zu besuchen, und der riet uns, in diese Stadt zu ziehen und ein Hutgeschäft zu eröffnen. Ihr Kauf hat uns sehr geholfen. Trotzdem bin ich Mechaniker und kein Hutverkäufer!“
„Vielleicht kann ich euch helfen“, sagte der Reiche. „Mein Bruder besitzt eine Fabrik, und zwei seiner wertvollsten Maschinen sind seit sechs Monaten defekt. Er weiß nicht weiter, weil niemand sie reparieren kann. Vielleicht hast du mehr Erfolg.“
Der Reiche gab ihm einen Empfehlungsbrief und schoss ihm die Reisekosten vor. Eine Woche später meldete der junge Mann sich in der Fabrik, und zwei Tage danach funktionierten beide Maschinen wieder, zur großen Erleichterung des Fabrikanten.
„Sie waren der Einzige, der sie reparieren konnte. Darum möchte ich Ihnen eine Stelle anbieten. Möchten Sie diese Fabrik leiten?“
Der junge Mann war außer sich vor Freude. Einige Monate später kehrte das Paar in seine Heimatstadt zurück, und die Chassidim umringten sie aufgeregt und wollten hören, wie es ihnen ging. Die beiden erzählten die ganze Geschichte und zogen die offenkundige Lehre daraus: Der Rebbe hatte recht gehabt, so wie seine treuen Anhänger.
ב"ה
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